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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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sie.“ Er wartete ab, bis sie zustimmend nickte, und wandte sich dann wieder seinem Mahl zu.
    „Genau das sagte mein Vater auch, bevor ich von daheim ausriss“, bekräftigte Sophie. „Einer meiner Brüder meinte sogar, wir sollten uns geschäftlich mehr den Capetingern nähern. Für den Fall, dass wir bei Ausbruch eines Krieges nicht mehr an die Normannen liefern können.“
    „Exakt meine Rede.“ Allmählich fand Hugues Gefallen an dem Thema. Die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt, fuhr er mit seinen Betrachtungen fort. „Tradition und Treue – mit all dem haben die Städter nichts am Hut. Für sie ist allein entscheidend, welchen Vorteil ihnen persönlich die eine oder andere Seite verschafft. Von der Krone beispielsweise fordern sie folgende Zugeständnisse.“ Er zählte sie alle auf, indem er mit der Fingerspitze auf die abgewetzte Holzplatte klopfte. „Ein eigenes Gerichtswesen, Befreiung von Steuern, Zöllen und Maut, mehr Zuständigkeiten für ihre Stadträte und Richter.“ Er schloss mit einer abwertenden Handbewegung, um seinen Unmut auszudrücken.
    „Aber darauf ist die Regentin nicht eingestellt?“, fragte Sophie.
    Hugues konnte nur den Kopf schütteln. „Über derlei Forderungen zu verhandeln, fehlt es mir an der nötigen Vollmacht“, räumte er ein.
    „Aha.“ Sophie nickte nachdenklich. „So wichtig ist es also, sich der Unterstützung der Stadtbevölkerung zu versichern?“
    „Leider Gottes ist das der Gang der Zeit“, unterstrich Hugues düster. „In den Städten ist noch etwas zu holen, ganz zu schweigen von den vielen gleichgesinnten Bürgern, die einer bestimmten Richtung anhängen. Ich fürchte in der Tat, dass die Gascogne in Zukunft von denen regiert wird, die sich auf die Städte stützen können. Wenn es um die Frage geht: Capet oder Plantagenet, Frankreich oder England, Paris oder London, dann ist der Adel nämlich untereinander ebenso gespalten.“
    „Ach, würdet ihr Capetinger doch nur unseren Wein kaufen!“, scherzte Sophie lächelnd.
    Hugues lachte gutmütig. „Ja, und am besten gleich die ganze diesjährige Lese. Oder wir müssten genau zu diesem Zweck einen normannischen Steuereintreiber bestellen. Der käme uns wie gerufen.“
    Diesmal war es an Sophie, leise zu lachen, während Hugues weiteraß, offenbar angetan von dem goldenen Schein, der rund um die kerzenbeleuchtete Tafel glomm.
    „Und was hast du nun vor?“, erkundigte sie sich schließlich.
    Ergeben hob er die Schultern. „Ich kehre nach Paris zurück, erstatte meiner Regentin Bericht und komme dann hoffentlich mit einem verlockenderen Angebot wieder.“
    „Meinst du, dafür reicht die Zeit?“
    Hugues schaute auf, angenehm überrascht ob ihrer schnellen Auffassungsgabe. „Vielleicht ist Fortuna auf unserer Seite“, sagte er schlicht, ehe er den letzten Happen verspeiste und sich zurücklehnte, um genüsslich einen Schluck Wein zu nehmen.
    Ob Sophie wohl gewillt war, die Reise mit ihm fortzusetzen, und ob sie sich vielleicht deswegen nach seinen Plänen erkundigte? Leider konnte er sie das nicht fragen, ohne gleichzeitig unhöflich zu wirken. Daher verfielen sie wieder beide in Schweigen.
    Rasch räumte Sophie den Tisch ab, während Hugues an seinem Becher nippte und ihr sinnend zusah. Die Essensreste warf sie durchs Fenster hinaus auf die Gasse, wo sich die Hunde darüber hermachten. Den schmutzigen Kochtopf stellte sie vor die Tür. Dann widmete sie sich erneut ihrer Handarbeit, und Hugues wurde bewusst, was für eine geschickte Hausfrau sie war.
    „War die Schneiderin da?“, fragte er, als sie wieder die Nadel schwang.
    Sie nickte lächelnd, wirkte jedoch ein wenig verunsichert. „Das Hemd hat sie genäht, und ich mache gerade das Gewand hier.“ Fast entschuldigend hob sie das hellgrüne Tuch, das auf ihrem Schoß lag. „Heute Abend fertigt sie noch einen Überwurf, und dann ist Schluss. Ich hoffe, es geht dir nicht zu sehr ins Geld.“
    Im Gegenteil. Das war das Mindeste, was sie brauchte, und dafür hatte sie weit weniger ausgegeben als erwartet. „Und das Kleid ist aus Wolle?“, fragte er.
    Sie nickte. „Der Überwurf ebenfalls.“
    „Gefüttert?“
    „Hugues!“, rief sie erschrocken. „Ich kann doch nicht erwarten, dass du mir auch noch ein Pelzfutter bezahlst.“
    „Es wird aber nachts verdammt kalt, Sophie“, erklärte er, erfreut darüber, dass er sich so spendabel geben durfte. „Ich möchte nicht, dass du während der Reise frierst. Und deswegen brauchst du wollene

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