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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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werfen. Nach vier Jahren auf Benthos II, wo man eher eine Meerjungfrau sah als einen Basketball, war er schrecklich außer Übung. Trotzdem merkte er schnell, dass Big T. nicht wirklich gut spielte, Julian war ein weitaus härterer Gegner gewesen. Der NoCom war zwar enorm groß, aber nicht flink, und es war nicht allzu schwer, um ihn herumzudribbeln. Nach kurzer Zeit brannte zwar Leons Arm wie Feuer und hatte wieder begonnen zu bluten, doch dafür hatte er den Ball schon drei Mal in dem rostigen Metallring an Big T.s Hütte versenkt und war angenehm überrascht darüber, wie gut das noch klappte.
    Big T. wirkte allerdings noch mürrischer als zuvor. »Ist nicht mein Tag«, sagte er, hob den Ball auf und klemmte ihn sich unter den Arm – aha, anscheinend war das Spiel beendet. »Was ist jetzt eigentlich, wirst du hier im Valley bleiben?«
    Er wirkte nicht sehr begeistert von dieser Vorstellung, und Leon wurde klar, dass er sich gerade keinen Freund gemacht hatte.
    »Kann sein, ich weiß nicht, ob in einer der Hütten noch Platz ist«, sagte Leon vorsichtig. »Ich werde mal Leah und Hope fragen.«
    Big T. zog die Augenbrauen hoch. »Oh ja, frag Leah. Oder eher Debbi, so heißt sie wirklich – und dunkelhaarig ist sie eigentlich auch nicht, eher maushaarig. Falls du noch mehr zu lesen brauchst, dann lass dir mal ihren Roman geben. Der ist super, wenn man Einschlafprobleme hat.« Damit schlurfte er davon.
    »Jedenfalls ist sie nett!«, rief ihm Leon trotzig hinterher und sah noch, wie Charlene sich beeilte, um neben Big T. hergehen zu können.
    Leon beschloss, erst mal diese Ellyn suchen zu gehen und das Rätsel zu lösen, warum sie eine OxySkin besaß. Doch ein hübsches rotblondes Mädchen, das damit beschäftigt war, in einem steinernen Ofen Brot zu backen, sagte ihm, sie sei gerade nicht im Lager. »Aber zur Abendversammlung ist sie ganz sicher wieder da.«
    Zur Auskunft gab es ein Lächeln dazu, und einen Moment lang war Leon überwältigt von dem Gedanken, dass er hier von hübschen Mädchen umgeben war. Wahrscheinlich hatten manche nicht mal einen Freund. Er stammelte ein Danke und machte sich aus dem Staub. Julian hätte wahrscheinlich behauptet, das hier sei das Paradies. Doch er selbst musste immer wieder an Carima denken – was genau stimmte mit ihm nicht?
    Und dann begann das Warten. Leon hatte vergessen, wie lang zwei Stunden sein konnten. Immerhin hatte er jetzt Zeit zum Nachdenken, ihm ging so viel im Kopf herum. Lucy und das Datenblatt. Die gelben Wolken, all das, was er in der Nähe des Lo’ihi beobachtet hatte. Doch keine seiner Theorien ergab wirklich einen Sinn. Hoffentlich fand Carima etwas heraus – vielleicht kam er einen Schritt weiter, wenn er wusste, was diese Daten bedeuteten!
    Endlich war es Zeit, Carima anzurufen. Doch als Charlene ihn sah, wurde ihr Gesicht zu einer Mauer, und als er sie bat, noch einmal telefonieren zu dürfen, schüttelte sie den Kopf. »Das Ding ist leider kaputtgegangen«, sagte sie, doch sie schaffte es nicht, ihn dabei anzusehen. Leon spürte, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Was sollte das? Hatte das irgendetwas mit Big T. zu tun?
    »Bitte, Charlene«, sagte er gequält. »Es ist wirklich wichtig für mich!« Seine einzige echte Verbündete wartete darauf, dass er sich meldete, vielleicht hatte sie sogar etwas herausgefunden, und jetzt das!
    Charlene zuckte verlegen die Schultern und verschwand in ihrer Hütte.
    Leon wandte sich um und sah, wie jemand durch das dichte Gebüsch zwischen den Hütten und dem Haupthaus ging – täuschte er sich, oder war das Mo? Was hatte der junge Hawaiianer eigentlich gegen ihn?
    Das brachte hier nichts! Er musste weg hier. Möglichst bald. Irgendwo anders hin, auch wenn er nicht wusste, wie und wohin. Die NoComs würden ihm nicht helfen, für die meisten war er ja sowieso nur der ARAC-Typ. Er und Lucy waren völlig auf sich gestellt, das war von Anfang an so gewesen und blieb anscheinend auch so!
    Die tiefen Schnitte an seinem Arm schmerzten stärker denn je, hoffentlich entzündeten sie sich nicht, eine Blutvergiftung war das Letzte, das er jetzt gebrauchen konnte. Zum ersten Mal vermisste er Chung, die Ärztin von Benthos II mit dem strengen Blick und dem blütenweißen Kittel.
    Mit zusammengebissenen Zähnen suchte sich Leon einen schattigen Platz in der Nähe des Haupthauses und begann, mit dem Versiegler die Beschädigungen an seiner OxySkin zu reparieren. Er arbeitete konzentriert, ohne hochzublicken. In sechshundert

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