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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Meter Tiefe konnte selbst ein kleines Leck schlimme Folgen haben, er durfte keine schadhafte Stelle übersehen. Was war mit dem DivePad? Normalerweise hätte Paula das repariert, und jetzt musste er es irgendwie selbst schaffen. Wahrscheinlich war der Einzige mit dem nötigen Werkzeug Big T. – hätte er den Kerl beim Basketball nicht gewinnen lassen können?
    Die Stimme eines Mannes riss ihn aus seiner Konzentration. »Hällo? Sorri?«
    Leon schaute auf und bemerkte verwundert, wie tief die Sonne schon gesunken war. Er hatte völlig die Zeit vergessen. Vor ihm stand ein etwa fünfzigjähriger Mann mit graublondem Bart und gutmütigen Augen; er trug ein verwaschenes Jeanshemd, auf dessen Brusttasche eine Sonne und HALLMEIER SOLAR aufgestickt waren, eine Shorts und Trekking-Sandalen. Aha, wohl einer der älteren NoComs.
    »Hei, ich bin Franz, nenn mich Fränkie«, sagte der Mann mit einem schrecklichen deutschen Akzent. »Und du bist Leon, richtig? Komm mal schnell, du hast Besuch.«
    »Besuch?«, fragte Leon verblüfft. Das konnte nicht sein – niemand wusste, dass er hier war! Oh verdammt, war der Ortungschip in Lucys Haut nicht ganz ausgeschaltet worden, hatte das Ding vielleicht hin und wieder gesendet? Waren es Leute der ARAC, die ihn holen kamen? Die Polizei?
    Fränkie ging schon voraus. Vorsichtig rollte Leon seine OxySkin zusammen, schob sie zurück in den Seesack und stand auf.
    Hinter den tropischen Büschen sah er die Gestalt eines Mädchens mit honigblondem Haar, und plötzlich wurde Leons Kehle eng, pochte sein Herz so heftig, dass ihm fast schwindelig wurde. Irgendwie schaffte er es, einen Fuß vor den anderen zu setzen; wenn er jetzt in einen Dorn getreten wäre, hätte er es wohl nicht einmal gemerkt.
    Fränkie lächelte und ließ sie allein.
    Carima sah verschwitzt aus, ihre Sandalen waren staubig, und als sie auf ihn zuging, war ihr Hinken deutlicher zu sehen denn je. Doch ihre Augen leuchteten. »Die Straße, die hier runterführt, war unglaublich steil«, sagte sie atemlos. »Ich bin ausgestiegen und habe runtergeguckt und dachte, nee, das machst du jetzt nicht, da überschlägt sich ja sogar dein Geländewagen und kullert dann den Rest der Strecke runter. Also habe ich die Karre stehen gelassen und bin zu Fuß weitergegangen. Puh. Aber ist ja nur eine Meile oder so.«
    »Du bist zu Fuß gegangen«, wiederholte Leon und wusste, dass er wahrscheinlich gerade einen furchtbar begriffsstutzigen Eindruck machte. Wahrscheinlich würde er gleich kirschrot anlaufen und sich damit völlig zum Deppen machen. Plötzlich musste er an ihre letzte Begegnung denken, daran, wie Carima ihn in der OxySkin gesehen, sprachlos in der Schleusentür gestanden hatte.
    Auch diesmal musterte Carima ihn erschrocken. Nein, nicht ihn, nur den blutverschmierten Verband an seinem linken Arm. »Wart mal«, sagte sie, setzte ihren Rucksack ab und begann darin zu kramen. »Ich habe den Verbandskasten aus dem Auto mitgenommen. Tut’s sehr weh?«
    »Carima«, sagte Leon, er musste ihren Namen einfach aussprechen, weil er für ihn ein Zauberwort geworden war, weil er sonst nicht glauben konnte, dass sie wirklich hier war, dass sie wegen ihm gekommen war.
    Vielleicht hörte sie, was in seiner Stimme mitklang, denn sie unterbrach ihre Sucherei und richtete sich auf. Ihre Blicke trafen sich, hielten sich fest.
    »Komm, lass uns runtergehen zum Strand«, sagte Leon leise und Carima nickte.
    Ohne Mühe fand Leon den Weg zum Meer – der Passatwind, der nie nachlassend aus Nordosten blies, wies ihm die Richtung.
    Die Sonne war fast untergegangen und der dunkelgraue Strand völlig verlassen, selbst die Surfer waren aus dem Wasser verschwunden. Doch der Sand war noch warm. Während er und Carima nach einem guten Platz suchten, wo sie sich hinsetzen konnten, streckte Leon einen Gedankenfühler aus, suchte nach Lucy. Sofort spürte er ihre Gegenwart und dass sie gerade ruhte. Wir haben Gesellschaft bekommen , kündigte er ihr an und sandte ihr seine Erinnerung an Carimas Ankunft.
    Großviel gut ist das, kam es erfreut zurück und wortlos wünschte sie ihm Glück.
    Es fühlte sich ungewohnt, aber schön an, neben Leon am Strand zu sitzen. Nur eine halbe Armlänge voneinander entfernt, sodass Carima sein Geruch nach Salzwasser – und, was war das, irgendwas Herbes, Aromatisches, ein Pflanzensaft? – in die Nase stieg. Er hatte sich verändert, es war ihr sofort aufgefallen. Selbstsicherer wirkte er, weniger schüchtern, weniger in sich

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