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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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haben?«
    Jetzt biss Tim doch noch in seinen Burger. »Mit was?«, sagte er kauend. »Ach so, ich erinnere mich dunkel. Ich bin nicht sicher, ob das jemals umgesetzt worden ist.«
    Schon wieder eine Theorie, die in sich zusammenfiel! »Aber es gibt so ein Projekt? Und es ist selbst in der ARAC umstritten?«, bohrte Leon nach. Tim ließ seinen Burger sinken und wischte sich an einer Serviette Ketchup von den Fingern. »Okay, genug geplaudert«, sagte er mit schmalen Lippen. »Jetzt sag mir bitte, was du mit Lucy gemacht hast. Wo ist sie?«
    »An einem sicheren Ort«, sagte Leon trotzig. »Und falls es dich interessiert, ich weiß Bescheid über die Stammzellen in ihrem Körper.«
    Tim starrte ihn an. »Leon, ich weiß ja nicht, wo du diese Information herhast, aber bist du sicher, dass du das alles richtig kapiert hast? Seit wann verstehst du etwas von Zellkulturen?«
    Allmählich wurde Leon nervös. Dieses ganze Gespräch verlief nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Klar, aus Sicht der ARAC hatte er Mist gebaut, aber es setzte ihm zu, dass Tim so kühl war und sich kaum dafür zu interessieren schien, warum er überhaupt geflohen war. Er blockte einfach alles ab, und Leon war sich nicht mehr sicher, ob Tim nicht doch Bescheid wusste über geheime Projekte der ARAC. War es ein Fehler gewesen, sich überhaupt mit ihm zu treffen? Wieder einmal ließ Leon unruhig den Blick durch das kleine Restaurant schweifen, sondierte neu hereinkommende Gäste. Mit Carima hatte er ausgemacht, dass sie hupen sollte, wenn sie irgendetwas Verdächtiges bemerkte, doch bisher hatte sie es nicht getan. Er wagte nicht, durch die Glasfenster zu ihrem Wagen hinüberzuschauen, damit Tim nicht ahnte, dass eine Verbündete ganz in der Nähe war.
    Leon wandte sich wieder Tim zu, musterte einen Moment lang das gut geschnittene Gesicht seines Adoptivvaters, betrachtete es wie das eines Fremden, und auf einmal waren ihm Schwarze Raucher und Stammzellen gleichgültig. Er musste an Old Joe denken und wusste plötzlich, was er zu tun hatte. »Tim«, flüsterte er, und irritiert beugte sich Tim halb über den Tisch, um ihn über das Gequengel der Kinder vom Nachbartisch überhaupt verstehen zu können. »Wenn ich dir drei Fragen stellen darf und du mir versprichst, mich bei den Antworten kein einziges Mal anzulügen, dann rede ich mit dir darüber, wo Lucy ist.«
    Ganz langsam lehnte sich Tim auf seinem Stuhl zurück. Er zögerte lange, doch schließlich nickte er. »Okay. Deal. Frag mich.«
    Und Leon holte tief Luft.

Drei Fragen
    »Wieso hast du mich adoptiert, obwohl ich noch irgendwo eine Tante habe?«, fragte Leon und versuchte, seiner Stimme einen festen Klang zu geben.
    Tims Augen weiteten sich; mit dieser Frage hatte er offenbar nicht gerechnet. Er blickte auf die Tischplatte, seine Finger spielten mit der Sonnenbrille, die vor ihm lag. »Wir waren nach dem Unfall alle geschockt, du, ich, wir alle. Ich wusste nicht, ob du noch Verwandte hattest, aber die ARAC hat nachgeforscht und festgestellt, dass das tatsächlich der Fall war, auch wenn dein Vater zu seiner Schwester in Iowa schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Damit wäre der Fall eigentlich erledigt gewesen. Aber dann hat mich Fabienne Rogers zu einem Gespräch gebeten. Sie kannte dich und wusste … sie wusste, dass du ein Talent hattest, wie man es selten findet.« Tim räusperte sich, und es dauerte eine Weile, bis er weitersprach. »Sie hat mir vorgeschlagen, dass ich dich adoptiere, damit du weiter tauchen kannst. Die Behörden müssten ja nichts von dieser Tante erfahren. Sagt dir Iowa was? Der ödeste Staat der USA, weit und breit nur gigantische Maisfelder, alles, was man da machen kann, ist, einen computergesteuerten Traktor …«
    » Sie hat das vorgeschlagen? Es war gar nicht deine Idee?« Einen Moment lang bekam Leon kaum noch Luft.
    »Meine Idee?« Verlegen schüttelte Tim den Kopf. »Aber ich war mit deinen Eltern befreundet gewesen, ich mochte dich, und nachdem ich einen Tag lang über die ganze Sache nachgedacht hatte …«
    Ja, das alles ergab einen Sinn. Jetzt war Leon klar, warum Tim nie wirklich ein Vater gewesen war, eher ein Freund. Vielleicht war es auch der Grund, warum Tim so viel getrunken hatte in der ersten Zeit; er hatte sich den Wünschen der Rogers gebeugt, aber im Grunde hatte er kein Interesse daran gehabt, sein freies Junggesellenleben aufzugeben und plötzlich für einen schüchternen, völlig verstörten Jungen verantwortlich zu sein.
    »Es tut

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