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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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Pressluft zu tief getaucht ist …
    Leon verzog das Gesicht. Gut, dass er das nicht ausgesprochen hatte. Wäre doch arg unromantisch gewesen.
    Das nächste Mal sage ich ihr, dass ich sie liebe . Der Gedanke war so gewagt, dass Leon die Knie weich wurden. Angeblich auch eine Begleiterscheinung des Tiefenrausches.
    Auf dem riesigen Bildschirm, der mehrere Fernsehkanäle und Webcam-Live-Videos von anderen McGreens in aller Welt präsentierte, war auch die Uhrzeit eingeblendet. Gewaltsam rissen sich Leons Gedanken los von der Erinnerung an Carima. Nur noch ein paar Minuten bis zwei Uhr! Leon blickte sich um und seine Nervosität kehrte mit aller Macht zurück.
    Tim. Endlich würden sie sich wiedersehen, endlich würde er alles erklären können. Endlich konnte er jemandem, der ihn nicht für einen Schwindler hielt und der etwas vom Meer verstand, anvertrauen, was er gesehen und entdeckt hatte! Aber würde Tim ihm überhaupt glauben? Und was würde er zu dem sagen, was Ellyn erzählt hatte?
    Und da schlenderte Tim auch schon herein, er hielt einer dicken Hawaiianerin die Tür auf, dann suchten seine Augen den Raum ab und blieben schließlich an Leon hängen. Sein Gesicht erhellte sich und er hob eine Hand zum Gruß. »Hey, Leon!«
    Leon krächzte irgendetwas, was ein Hallo sein sollte, unruhig hielt er Ausschau, versuchte festzustellen, ob irgendwelche anderen ARAC-Leute da waren oder Fahnder, wie auch immer die aussahen. Doch die anderen Besucher des Restaurants wirkten unverdächtig: Ein Grüppchen junger Frauen, die anscheinend gemeinsam Mittagspause machten. Ein einzelner Mann ganz in Schwarz, der eine dieser intelligenten Jacken trug – wahrscheinlich meldete das Ding automatisch an ein paar Hundert Facebook-Freunde, dass ihr Besitzer in diesem Moment die Zähne hingebungsvoll in einen Burger grub. Eine Mutter mit drei Kindern, die gerade versuchte, den Schaden einer umgeworfenen Cola zu begrenzen.
    Jetzt erst wagte Leon, sich zu freuen, mit jedem Schritt, den er Tim entgegenging, schien eine Last von ihm abzufallen. Doch diesmal war da kein Strahlen auf Tims Gesicht und sein Lächeln wirkte eher gezwungen.
    »Na, du siehst aus, als hättest du ein paar Tage am Strand verbracht«, sagte Tim mit einem Blick auf Leons verbrannte Arme, doch dann bemerkte er den Verband und runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
    »Jemand hat mich angegriffen.«
    »Einfach so?«
    »Nein. Ich war sozusagen in seinem Revier.«
    »Schon bitter. Oft benehmen sich Menschen nicht besser als Paviane.« Tim wandte sich wieder von ihm ab, um einen Blick auf die bunten Menütafeln über der Kassentheke zu werfen. »Weißt du schon, was du essen magst?«
    Sie suchten sich mit ihren Tabletts einen Tisch in einer Ecke, etwas abseits. Ein riesiger Cheeseburger, eine Portion goldbraune Pommes und ein Vanille-Milchshake standen vor Leon, ein wahr gewordener Wunschtraum – doch Leon stellte fest, dass er nichts davon herunterbrachte. Seine Kehle fühlte sich so eng an, dass wahrscheinlich nicht mal ein einzelnes Kartoffelstäbchen durchpasste. Er sog an seinem Shake, sein Mund füllte sich mit dem künstlichen Vanillegeschmack, und seine Zunge wurde fast taub von der Kälte, doch er bemerkte es kaum.
    Sie blickten sich quer über den Tisch hinweg an, einen endlosen Moment lang. Schließlich seufzte Tim und sagte: »Ich war abwechselnd wild vor Sorge und in der Stimmung, dich zu verprügeln.«
    Leon hielt seinem Blick stand. »Tim, ich habe rausgefunden, was passiert sein könnte. Was dort unten los ist – und was möglicherweise dahintersteckt.«
    »Na dann, schieß los«, sagte Tim grimmig, auch er rührte sein Essen nicht an.
    Schnell erzählte Leon von den unterseeischen Wolken, die er am Lo’ihi gesehen hatte, dort, wo er eigentlich die Schwarzen Raucher erwartet hatte. Von den Schleifspuren auf dem Grund, die menschlichen Ursprungs zu sein schienen. Mit gerunzelter Stirn hörte Tim zu und begann dann, ihm Fragen zu stellen – in der ruhigen, präzisen Art, die er immer hatte, wenn es um wissenschaftliche Themen ging. Doch schließlich zuckte er die Schultern. »Klingt, als sei da eine Menge vulkanische Aktivität im Gange. Das ist in der Nähe von Big Island ja nichts Ungewöhnliches. Wir können einen Lander dort runterschicken und nachforschen. Die Spuren stammen vermutlich von einer früheren Probenentnahme.«
    Enttäuscht blickte Leon ihn an. »Ja, vielleicht … aber könnte es nicht auch etwas mit dem ARAC-Projekt Hot Power zu tun

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