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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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mir wirklich leid, Leon«, sagte Tim jetzt und streckte die Hand aus. Leon fühlte sich zu betäubt, um seine eigene Hand wegzuziehen, und ihre Finger berührten sich. Warm, mit leichtem Druck lag Tims Hand auf der seinen.
    »Also bin ich auf irgendeine seltsame Art ein Kind der ARAC«, sagte Leon und hätte beinahe gelacht, weil das so irrwitzig klang. Und weil es nicht anders zu ertragen war. »Ich verstehe nicht, warum Fabienne Rogers ausgerechnet mich ausgewählt hat. Was für ein Talent meinte sie – dass ich mich für das Leben im Meer eigne? Gibt es nicht tausend andere Kinder, die ebenso gut …«
    »Pass auf, dass du deine drei Fragen nicht verschwendest«, sagte Tim sanft. »In Märchen nimmt so was immer ein schlimmes Ende.«
    Schlimmes Ende . Das brachte schlagartig die Erinnerung daran zurück, was die NoCom-Frau Ellyn gesagt hatte. Seine Eltern hatten die ARAC vor ihrem Tod heftig angegriffen, es hatte Streit um verschiedene geheime Projekte gegeben … Plötzlich war es, als habe jemand Leon ohne Tauchanzug in ein Polarmeer geworfen. Der Gedanke, der in ihm wuchs, war so ungeheuerlich, dass er ihn aussprechen musste, einfach, um ihn loszuwerden, so wie man Gift möglichst schnell aus einer Wunde herausspült. »Tim, an dem Tag, als das mit meinen Eltern passiert ist … es waren zwei Leute der ARAC dabei.«
    »Ja, und?«
    Es kostete Leon unendliche Mühe, den Rest der Frage auszusprechen. »Hätten sie … den Unfall … hätten sie ihn verhindern können?«
    Bildete er es sich nur ein oder war Tim blass geworden? Sein Adoptivvater hob beide Hände, als ergebe er sich. »Ich … Leon …«
    Noch nie hatte Leon ihn dermaßen außer Fassung erlebt, was bedeutete das? Was zum Teufel konnte das bedeuten?
    Und dann brach die Hölle los.
    Ein Hupen ertönte, nervenzerfetzend laut, und fast im selben Moment flogen die Türen auf beiden Seiten des Restaurants auf und hindurch stürmten je zwei Männer. Männer in T-Shirts und Jeans und Lederjacken, die viel zu warm waren für diesen regnerischen Frühlingstag. Leons Herz gefror zu einem Eisblock. Das waren Leute der ARAC-Abteilung Konzernsicherheit und ein Offizier der Thetys war auch dabei! Also war es doch eine Falle gewesen! Sein Stuhl polterte auf den Boden, als er aufsprang – die Typen kamen aus zwei Richtungen, verdammt, wohin jetzt? Losrennen, er musste weg hier!
    Schon nach ein paar Schritten fingen sie ihn ab, packten ihn, versuchten ihm den Arm auf den Rücken zu drehen. Leon spannte den ganzen Körper an, warf sich in eine Drehung hinein, versuchte sich loszureißen. Spürte, wie die Hände von ihm abglitten. Anscheinend hatte er sie überrascht, vielleicht wussten sie nicht, wie fit man sein musste, um mit einer OxySkin zu tauchen. Jetzt aber nichts wie weg!
    Doch jemand warf sich ihm in den Weg. Einen Moment lang sah Leon das verzerrte Gesicht von Alberto Alvarez, dem Ersten Offizier der Thetys , dann raste eine Faust auf ihn zu und Schmerzen explodierten in Leons Kopf. Er taumelte, einen Moment lang schienen seine Füße ihn nicht mehr zu tragen, und aus der Ferne hörte er Tims Stimme, die jemanden anbrüllte, er sollte verdammt noch mal aufhören, aufhören! Leon sah Tim verbissen mit Alvarez ringen, ihn zurückdrängen. Trotzdem schaffte es Alberto irgendwie, noch einmal auszuholen, und es fühlte sich an, als bohre sich ein Hammer in Leons Magen. Schmerzen rasten durch seinen ganzen Körper, nahmen ihm den Atem. Der Boden kam ihm entgegen, rammte ihn von der Seite. Kühle schwarz-weiße Fliesen unter seiner Wange und der Geschmack von Blut in seinem Mund. Um ihn herum ein Trümmerfeld von dreckigen Servietten und Pommes, aus der Nähe so groß wie Baumstämme. Rennende Füße überall und ganz nah auch Füße mit Stiefeln daran, die sich jetzt wegbewegen, ausholen zu einem Tritt …
    » Stopp! STOPP! Sind Sie wahnsinnig, Alvarez?« Wieder Tims Stimme. Die Stiefel verschwinden, dafür kniet jetzt jemand neben ihm, streicht mit der Hand über seine Schulter, über seine Haare. »Leon, bist du okay? Wir kriegen das hin. Wir kriegen das wieder hin. Es tut mir so leid!«
    Tims Gesicht, das über ihm schwebt, es ist furchtbar blass. Dann ist es auch schon wieder verschwunden und streitende Stimmen hämmern gegen Leons Ohren. »Was sollte das überhaupt, wieso seid ihr schon hier?«
    »Aber Sie haben doch das Signal …«
    »Nein, habe ich nicht, verdammt noch mal!«
    »Dr. Reuter – besser, wir verschwinden hier, bevor der Restaurantmanager die

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