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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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würde schon helfen. Aber das wird vermutlich ein bisschen schwierig.«
    »Wieso schwierig?« Big T. wirkte leicht gekränkt. »Ich wette, das kann man im Internet bestellen. Und ich hab ’nen Anschluss, weißt du. Ohne Internet könnt ich nicht leben, aber mal so überhaupt nicht.«
    »Ich glaube, das Zeug ist nicht billig«, mischte sich Carima ein.
    »Macht nichts«, sagte Fränkie bescheiden und kratzte sich den graublonden Bart. »Spendiere ich. Hab ’ne Solarfirma in Österreich, die läuft ganz gut.«
    Es war ohne Zweifel der rechte Moment, seine paar Brocken Deutsch zu bemühen. »Vielen Dank für … äh … dein Hilfe«, sagte Leon und bestellte bei Big T. gleich auch noch das Spray, das er brauchte, um den Hustenreflex beim Einatmen der Flüssigkeit zu unterdrücken. Nur für alle Fälle.
    Irgendwann gegen Mitternacht, als Fränkie gerade von den Alpen schwärmte, Leah aus dem Gedächtnis eine Szene ihres wirklich schrecklich langweiligen Romans rezitierte und ein Gecko keine Armlänge von Leon entfernt eine fingerlange geflügelte Kakerlake verschlang, stand Leon auf, um sich hinter irgendeinem Baum zu erleichtern. Doch kaum hatte er sich von den anderen entfernt, da trat jemand aus der Dunkelheit auf ihn zu, eine Gestalt, die mit der Nacht verschmolz. Leon schrak zusammen und riss den Arm hoch, um sich zu verteidigen. Doch da flüsterte eine Stimme, Mos Stimme: »Schick Kanaloa meine Grüße, Bruder.« Lautlos entfernte sich die Gestalt.
    Leon atmete aus, sein Puls beruhigte sich langsam wieder.
    Freak. Taucher. Rebell. Götterbote. Er war so vieles in letzter Zeit, dass er langsam den Überblick verlor.
    Ein Fast-Food-Restaurant in Hilo, McGreen, ein grünes M, das sich über dem Eingang wölbte. Vor ein paar Jahren hatten sich reihenweise Unternehmen umgetauft, und so auch dieses, das er aus seiner Kindheit noch ganz anders kannte. Normalerweise hätte Leon jetzt die Menütafel gemustert und sich genüsslich ausgemalt, was von all diesen unglaublichen Dingen er bestellen würde, sobald Tim da war. Doch jetzt … nein, er konnte jetzt nicht ans Essen denken und sowieso auch an nichts anderes als an den Abschied von Carima eben. Noch immer fühlte es sich an, als würde er schweben, und das an Land , unglaublich, das kannte er nicht. Wahrscheinlich lächelte er gerade, ohne es zu merken, während die Leute um ihn herum sich in die Schlange vor der Theke einreihten oder ihre Tabletts mit Cheeseburgern und Pommes wegtrugen. Noch einmal holte Leon die kostbare Erinnerung hervor.
    »Keine verdächtigen Fahrzeuge in Sicht?« Leon verrenkt sich den Hals, um Ausschau zu halten.
    »Werden wir vermutlich eh nicht erkennen«, sagt Carima. »Die werden bestimmt kein Polizeiauto vor dem Haus parken, sondern Zivilfahnder schicken.«
    »Aha. Wie sehen die aus?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich unauffällig, das ist ja der Sinn der Sache. Siehst du Tim schon irgendwo?«
    »Nein. Wir sind früh dran, er ist wahrscheinlich erst auf dem Weg hierher.«
    Und dann sitzen sie nebeneinander im Auto und das Schweigen lastet auf ihnen wie der Druck von tausend Meter Wasser über ihren Köpfen. Denn jetzt heißt es, sich zu verabschieden. Schließlich steigen sie beide aus, stehen sich gegenüber … wer hat zuerst die Arme ausgestreckt? Leon weiß es nicht mehr. Es ist egal. Der Streit ist vergessen. Leon pfeift auf das blöde Märchen, in dem das Meeresgeschöpf keine Prinzessin abkriegt, pfeift auf Julian-den-Möchtegern-Romeo. Einen Moment lang ist Carima sein ganzes Universum, fühlt er nichts mehr außer ihrem Atem an seinem Schlüsselbein, den festen Druck, mit dem sie ihn an sich zieht. Sie küssen sich, bis Leons ganzer Körper in Flammen steht. Carima fühlt sich wunderbar an in seinen Armen, und wenn es nach ihm ginge, könnten sie sich jetzt einfach so halten, bis die Welt untergeht.
    Aber irgendwann geben sie sich dann doch frei. Verlegen streicht sich Carima eine honigblonde Haarsträhne aus der Stirn. »Ist vielleicht albern, aber ich hab total Angst um dich. Bitte, wenn du irgendwas Komisches siehst, renn los, okay?«
    »Okay«, sagt er und dann hebt er noch einmal die Hand und streicht ihr über die Wange. Carima sieht ihm in die Augen, und einen Atemzug lang fühlt es sich so an, als flössen ihre Gedanken ineinander, als berühre sich ihr Geist …
    Noch immer fiel es ihm schwer zu glauben, dass ausgerechnet er solches Glück hat. All diese neuen Gefühle sind wie der Rausch, der einen packt, wenn man mit

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