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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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metallenen Tauchanzüge und blickte Carima neugierig an. »Hi. Kommst du aus der San Diego School of the Sea? Ich hab gar nicht mitbekommen, dass sich noch jemand qualifiziert hat.«
    Verdutzt schüttelte Carima den Kopf. Was für eine Schule? »Nein, wir sind hier zu Besuch und bleiben nur bis morgen. Ich, äh … bin Carima.«
    »Benedetta – nenn mich Billie«, erwiderte das Mädchen und warf noch einmal einen Blick durch das große Bullauge. »Und das da eben war Shola. Sie ist ein junges Pottwalweibchen.«
    Das Schott auf der anderen Seite des Raumes öffnete sich und ein Junge schlüpfte herein. Lässig schlenderte er zu ihnen hin, die Hände in den Taschen seines blauen Overalls. Er hatte sehr blasse Haut und große hellblaue Augen, was sein Gesicht ein bisschen kindlich wirken ließ, doch sein Körper war der eines Athleten und gar kein übler Anblick. »Hey«, sagte der Junge und hob grüßend eine Hand. »Endlich mal Besuch! Erzähl, wer bist du und was machst du in der großen weiten Welt über dem Wasserspiegel?«
    Billie lachte. »Carima, das ist Julian. Er redet zum Glück nicht immer so.«
    Carima lächelte. Anscheinend waren nicht alle der jungen Taucher schüchtern – wie schön! »Was ich so mache … tja, ich lebe in Europa, werde gezwungen, zur Schule zu gehen, und ab und zu gehe ich ins Kino, in die Disco oder – wenn die Sonne scheint – ins Freibad …« Sie stockte. Mit fasziniertem Blick hingen die beiden an ihren Lippen.
    »Disco …« Sehnsüchtig blickte Billie Julian an, dann wieder Carima.
    Carima wurde klar, dass es nichts von dem, was sie erwähnt hatte, hier unten gab. Und die Sonne schon gar nicht. »Äh, ihr müsst nicht zur Schule?«
    »Aber nein, wir sind und bleiben edle Wilde.« Julian grinste und setzte sich auf einen Tauchroboter, als sei es nur irgendeine Kiste, die im Weg herumstand. »Jetzt mal im Ernst, wir haben Lernprogramme und einen Tutor. Aber ich vermute, wir lernen andere Sachen als ihr. Habt ihr auch Meeresbiologie und Geologie auf dem Lehrplan? Nee, oder?«
    Carima schüttelte den Kopf. »Dafür haben wir Geschichte, Kunst und so was.«
    »Gibt’s bei uns auch als Wahlfach«, mischte sich das Mädchen mit einem Hauch von Trotz in der Stimme ein. »Hat sich nur keiner ausgesucht. Ich habe aber einen Kurs in Journalismus belegt.«
    »Europa … das hat was. Tradition. Kultur. Kunst.« Julian ließ die Augen nicht von ihr und Carima erwiderte den Blick fröhlich. Sah aus, als würde es hier unten in der Station doch noch ganz lustig werden!
    »Haha, als hättest du irgendeinen Schimmer von Kultur oder Kunst, Julian«, ätzte Billie. »Von Rochen verstehst du eindeutig mehr. Und die interessieren unseren Besuch vom Land möglicherweise nicht besonders.«
    »Doch, klar interessieren mich die«, sagte Carima. »Sag bloß, du arbeitest mit einem Rochen!«
    »Und ob. Mein allererster Partner war sogar ein Manta, ein Riesenrochen«, legte Julian los. »Noch nicht ausgewachsen und schon dreieinhalb Meter groß von einer Flossenspitze zur …« Es knackte in einem Lautsprecher direkt über ihnen.
    »Achtung«, ertönte eine Männerstimme mit einem Akzent, der Carima an Urlaube in Schweden und Norwegen denken ließ. »Ab sofort Bereitschaftsstufe Gelb. Um elf Uhr allgemeine Versammlung in der Messe. Ich wiederhole, um elf Uhr allgemeine Versammlung.«
    Die beiden Jugendlichen reagierten sofort, die Plauderei war von einem Moment auf den anderen vergessen. Julian und Billie wechselten einen Blick und gingen mit schnellen Schritten davon. Verdutzt blickte Carima ihnen hinterher. »He! Was ist denn?«
    »Komm mit, wenn du magst«, rief Julian.
    Carima fragte nicht länger, sondern hastete ihnen nach. Es war ihr ganz recht, dass Julian und Billie sich nicht mehr nach ihr umschauten. Beim schnellen Gehen fiel es besonders auf, dass sie hinkte.

Auf dem Trockenen
    Leon hatte Lucy ein paar Krebse spendiert und wusste, dass sich seine Partnerin damit in ihre Höhle unter der Station zurückgezogen hatte. Er spürte das Gefühl warmer Zufriedenheit, das sie durchdrang. Ihre Gedanken waren nur noch ein leises Murmeln. Zu Hause jetzt wieder. Gut zu Hause versteckt. Großviel wohl. Gut versteckt. Essen .
    Ruh dich aus, du hast es dir verdient , sandte er zu ihr hin und ließ sich aus dem Kontakt gleiten, als Julian und Billie die Messe betraten; einen Moment später kam noch Tom dazu. Irritiert sah Leon, dass sie das blonde Mädchen, das mit der Marlin angekommen war, im Schlepptau

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