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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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und Pottwale im Meer.
    Kovaleinen runzelte die Stirn. »Nein, wir konnten das Echo bisher nicht identifizieren. Aber ich glaube auch nicht, dass dieser Sonarkontakt für uns wichtig ist. Er kam aus Richtung Lo’ihi und war ein ganzes Stück von Leons Standort entfernt. Vielleicht war es einfach ein Wal.«
    Leon hörte aufmerksam zu. Ein Sonar-Echo … konnte das vielleicht menschlichen Ursprungs gewesen sein? Aber außer den Leuten von Benthos II mit ihren eigenen Tauchbooten war doch hier in der Gegend niemand unterwegs.
    Doch es fiel Leon schwer, sich auf diese Frage zu konzentrieren, er fühlte sich wie betäubt. Nicht mehr ins Wasser, für wer weiß wie lange! Das war wie eine Verbannung. Schon jetzt hielt er es kaum mehr aus in der Station, sein Körper fühlte sich bleiern an nach der Schwerelosigkeit im Wasser, seine Lungen schmerzten, das Licht kam ihm viel zu grell vor, und es war so anstrengend, ständig reden zu müssen. Außerdem vermisste er Lucy. Nur in ihrem gemeinsamen Element konnten sie wirklich zusammen sein …
    »Leon? Leon! Ich hab dich was gefragt.« Billie stupste ihn mit dem Ellenbogen an. »He, du bist ja völlig fertig. War’s sehr schlimm dort beim Canyon? Jetzt erzähl endlich.«
    Da Kovaleinen die Versammlung gerade offiziell beendete, nickte Leon und begann zu berichten. Mit ernsten Gesichtern hörten die anderen zu und sagten ihm netterweise nicht, dass das Ganze auch seine Schuld gewesen war. Er hätte vor dem Tauchgang den Notvorrat überprüfen müssen und hatte es vergessen.
    Auch das blonde Mädchen, Carima, lauschte und blickte ungläubig drein. »Du bist heute früh fast gestorben? Wissen deine Eltern eigentlich, wie gefährlich deine Arbeit hier ist?«
    Die Frage tat weh. Nein. Ja. Natürlich. Es gab so viele Antworten darauf. Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Wie fremd ihm dieses Mädchen war. In ihrer Welt lief man höchstens Gefahr, von einem Vorstadtbus überfahren zu werden.
    Leon schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Ich muss Tim anrufen«, murmelte er und ging zum COM-Raum hinüber, der sich nur ein paar Schritte entfernt befand. Vielleicht – hoffentlich – erklärten die anderen Carima inzwischen, was es mit seinen Eltern auf sich hatte.
    Er setzte sich in eine der Kabinen und loggte sich ein. »Ihr Guthaben beträgt dreiundzwanzig Minuten Gesprächszeit«, informierte ihn das Hologramm einer lächelnden Frau. Leon nickte und tippte Tim Reuters Verbindungscode ein. Fast sofort sah er Tims Gesicht in 3-D auf dem Bildschirm; dem Hintergrund nach war er gerade in der ARAC-Zentrale in San Francisco. In dem Regal neben Tim stapelten sich Konferenzberichte und Werke über Meeresbiologie in Deutsch und Englisch. Auf einem Bücherstapel thronte ein Modell der Marlin . Auch das Einweckglas mit winzigen konservierten Leuchtkalmaren auf Tims Schreibtisch war ein vertrauter Anblick, die Dinger standen schon seit Jahren da. Sie leuchteten längst nicht mehr – das konnten nur lebende Tiere. Im Hintergrund erkannte Leon Fotos von Tim und seiner aktuellen Flamme Charlene beim Gleitschirmfliegen in den Anden und beim Tauchen in der Karibik. Zufrieden stellte er fest, dass an der Wand noch immer deutlich mehr Tim-und-Leon-Fotos vertreten waren als Bilder von Charlene.
    »Hey, wenn das nicht mein Löwenjunges ist«, sagte Tim und um seine sommerblauen Augen erschienen Lachfalten.
    »Bald wirst du mich anders nennen müssen«, sagte Leon und lächelte zurück. »Ich bin so gut wie ausgewachsen.«
    Der Name hatte sowieso nie richtig gepasst, auch wenn Leon »Löwe« bedeutete. Löwen konnten, soweit Leon wusste, nicht schwimmen. Immerhin, es war ein besserer Spitzname als »Octoboy«.
    Doch es war nicht die rechte Zeit, um herumzualbern. Leon erzählte vom rätselhaften Auftauchen der Riemenfische, von den Mangankrusten, die er entdeckt hatte, und von seinem Unfall. Verblüfft näherte Tim sein Gesicht der Kamera, sodass Leon eine Detailansicht seines Dreitagebartes bekam. »Klingt heftig. Ist wirklich alles okay mit dir?«
    Leon nickte und Tim drehte nachdenklich einen Stift zwischen den Fingern.
    Sie diskutierten noch eine Weile über die Ereignisse, doch gerade als Leon danach fragen wollte, was es sonst für Neuigkeiten gab, meldete Tims Computer drei neue dringende Mails. »Ich wette, du wirst gerade offiziell informiert, was hier los ist«, sagte Leon und seufzte, weil er wusste, dass Tim die Mails sofort lesen musste und ihr Gespräch damit beendet war.
    Es

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