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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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sondern nur nach ihm und Lucy. Ich würde mich wirklich freuen, wenn Du mir zurückschreibst! Und sie hatte ihm sogar ihre Handynummer gegeben. Woher hatte sie eigentlich seine E-Mail-Adresse? Sie hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht, sie herauszufinden.
    Schnell tippte er eine Antwort, erzählte, dass Lucy sich gerade schmollend unter irgendeinen Stein verzogen hatte, erklärte, dass die ARAC gar nicht scharf auf Publicity bei einem experimentellen Projekt war, fragte, wie sie auf ihren Nick gekommen war – LadyShimounah klang ein bisschen nach Fantasy, vielleicht hätte Billie gewusst, worauf er sich bezog. Doch dann zögerte er. Sollte er Carima schreiben, dass er an sie gedacht hatte?
    Ja, verdammt, das stimmte schließlich.
    Nein, lieber nicht! Sie würde ja denken, dass er sich in sie verknallt hatte oder so etwas … und er war sich selbst nicht ganz sicher, was er fühlte. Vermutlich war es einfach nur peinlich, wenn er so was in die allererste Mail schrieb. Sie kannten sich schließlich kaum.
    Er ließ den Satz weg und drückte schnell auf Senden . Dann machte er sich gähnend auf den Weg zu seiner Kabine, um den Rest der Nacht wie jeder andere Bewohner der Station in seiner Koje zu verbringen. Fast ohne nachzudenken, streckte er dabei geistige Fühler aus. Lucy? Geht es dir gut? Und zu seiner Erleichterung spürte er sie diesmal, es kam ein schlichtes Ja als Antwort.
    Hör zu, es tut mir leid. Ich will nur, dass du gesund bleibst. Dafür ist ein Tierarzt da. Er tut dir nicht mit Absicht weh.
    Im Meer tut man weh, wenn man fressen will!
    Leon verzog das Gesicht. Unter Garantie möchte dich auf Benthos II niemand verspeisen. Glaub mir, uns schmecken Algensalat und Müsliriegel besser. Es war keine Zeitverschwendung, das noch einmal zu betonen. Unter Kraken kam es durchaus vor, dass man einander verzehrte.
    Inzwischen war er an seiner Kabine angekommen. Das Außendisplay der Tür informierte ihn in knallroten Buchstaben vom Tauchverbot, das für die OxySkin-Taucher galt; anscheinend hatte Ellard ganz sichergehen wollen, dass er es zur Kenntnis nahm. Grimmig bestätigte Leon, dass er die Nachricht gelesen hatte, und an der beigen Metalltür erschienen wieder sein und Julians Name, kombiniert mit einer Karikatur aus der Feder von Greta Halvorsen: zwei Jungen und eine Krake, die auf einem Rochen ritten und dabei ganz und gar nicht vorankamen, weil die Krake sich mit einem Arm ängstlich an der Station festklammerte.
    Julian streifte sich gerade sein Schlafshirt über, eins, das noch das Logo der San Diego School of the Sea trug. »Na, was hat sie geschrieben?«, fragte er betont gleichgültig.
    »Im Moment ist sie in einem Hotel in Kona«, sagte Leon genauso beiläufig. »Sie fand es spannend bei uns.«
    »Ach. Anscheinend war es ihr nicht so wichtig, dass ich sie sogar mal im Hardsuit mit rausgenommen habe, während du dich ja überhaupt nicht um sie gekümmert hast.« Julian fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Er wirkte nervös, sein ganzer Körper war angespannt. Auch ihm schien es nicht gutzutun, dass er nicht ins Wasser durfte. »Hätt ich mir denken können. Eine Tussi von der Oberfläche eben. Oberflächlich, haha!«
    Oh Mann, der Witz war richtig schlecht gewesen. »Du meinst, jemand wie Billie hätte dir ein Dankeschön-Präsent geschickt und dich eingeladen, sie in Kailua-Kona zu besuchen?« Leon streifte seinen Overall und das schwarze T-Shirt darunter ab und holte seinen Waschbeutel aus dem Schrank. Wo zum Teufel hatte er seine Zahnbürste hingetan? Ach so, in den Ultraschallreiniger …
    »Wieso nicht?« Julians Lippen waren nur noch ein Strich. »Aber eine einfache Mail hätte es auch getan.«
    »Ich wette, die schreibt sie dir noch.«
    Unvermittelt fuhr Julian herum. Es war Leon ein wenig unheimlich, wie Julian ihn auf einmal musterte. Und was war das für ein eigenartiger Zug um seine Mundwinkel? »Weißt du eigentlich, dass sie mich geküsst hat?«, sagte Julian, seine Stimme war ein raues Flüstern. »Deswegen rege ich mich jetzt auf, dass sie mir nicht schreibt. Verstehst du?«
    Leon hatte das Gefühl, dass in ihm alles zum Stillstand kam. Das ist nicht möglich. Nein. Nein! Er merkte, dass Julian ihn genau beobachtete, und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Aha. Wann soll das denn gewesen sein? Schnell noch vor der Abfahrt oder was?«
    »Nein, vorher, ganz spät am Abend.« Jetzt wirkte Julian fast schon heiter. »Ah, du hast was verpasst. Die Kleine hat’s echt

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