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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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jetzt hat das Mädchen sich entschieden, ganz auszusteigen und Psychologie zu studieren.«
    »Das ist nicht ihr Ernst!«
    »Ellard, es ist keine Sünde, Psychologie zu studieren. Eine meiner Töchter – die mittlere, Anna-Carlotta – macht es auch.« Kovaleinen seufzte. »Sorgen bereitet mir, dass es bei uns womöglich auch bald anfängt. Benedetta ist schon siebzehn. Shola wird vermutlich keine andere Betreuerin akzeptieren, und ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie wertvoll sie für uns ist. Ihre Fähigkeit, Manganknollen in großer Tiefe zu finden …«
    »Bei diesen beiden sehe ich keine Gefahr, dass sich das Team komplett auflöst. Pottwale atmen Luft und tauchen von der Oberfläche aus in die Tiefsee – notfalls können wir die beiden in Zukunft von oben aus einsetzen.«
    Leon war schwindelig, die Welt schien sich um ihn herum zu drehen. Er hat nur einfach die Fähigkeit verloren, Flüssigkeit zu atmen. Es war das erste Mal, dass er von so etwas hörte – wieso wusste niemand davon? Julian, Billie, Tom … niemand hatte ihnen etwas davon gesagt, dass manche der jungen Taucher auf den anderen Stationen Probleme hatten!
    Ein eisiges Kribbeln durchlief seinen Körper. Er selbst war auch schon sechzehn. Hatte er nicht neulich mehr Schwierigkeiten gehabt als sonst, als es ums Einatmen des Fluos ging? Nein, nein, das ohnehin zähe Zeug war nicht richtig verdünnt gewesen, ein Fehler von Louie. Oder hatte Louie das nur behauptet, um ihn zu beruhigen? Wer auf dieser verdammten Station sagte ihm eigentlich noch die Wahrheit?
    »Die Zukunft wird es zeigen«, sagte Ellard und seufzte. »Soweit ich mitbekommen habe, sind die OxySkins sowieso nur eins von mehreren Experimenten, noch ist offen, welches sich längerfristig bewährt. Die ARAC erforscht auch noch Nanoteilchen, die Sauerstoff aufnehmen und Kohlenstoffdioxid abgeben können.«
    »Ich hab’s gehört. Respirozyten. Wenn man sie massenhaft ins Blut verabreicht bekommt, kann man theoretisch vier Stunden lang ohne Tauchgerät unter Wasser bleiben, weil man in dieser Zeit nicht zu atmen braucht …«
    In Leons Kopf herrschte Chaos. Nur eins von mehreren Experimenten? Nanoteilchen im Blut? Er blickte nicht mehr durch. Fest stand nur eins: Lucy war kein Wal, den man genauso gut von der Oberfläche aus einsetzen konnte – Kraken lebten auf dem Meeresgrund. Im schlimmsten Fall, wenn er keine OxySkins mehr benutzen konnte, würden er und Lucy höchstens noch irgendwo dort zusammen schwimmen können, wo das Meer nicht so tief war, wo man gewöhnliche Tauchgeräte benutzen konnte. Doch Benthos II würde er verlassen müssen, wahrscheinlich für immer. Wenn er die Tiefsee jemals wiedersah, dann nur durch das dicke Plexiglas eines Bullauges.
    Auf einmal fiel es Leon schwer zu atmen – und diesmal war es weder die Schuld seiner OxySkin noch des Wassers in der Umgebung.

Lügen
    »Gestern waren wir den ganzen Tag am Starnberger See, haben uns für den Tag ein Boot gemietet und am Ufer gepicknickt«, erzählte Carimas Vater munter, seine Augen leuchteten. »Hannah war als Studentin im Ruderverein, du hättest mal sehen sollen, was sie alles aus dieser Nussschale herausgeholt hat! Aber morgen werden wir quitt, dann ist eine Radtour dran, und unter hundert Kilometer kommt sie mir nicht davon. Obwohl – wenn ich mir Hannahs Waden so anschaue, dann glaube ich, sie packt das …«
    Carima lächelte und nickte. Es war ein seltsames Gefühl, eine Stiefmutter zu haben, die nur zehn Jahre älter war als sie selbst und viel sportlicher, aber daran hatte sie sich schon gewöhnt – Hannah war ein Glücksgriff, da war sie sich mit ihrem Vater einig. Sie war witzig und offen, herzlich und alles andere als dumm. Carima hatte sich noch nie mit ihr gestritten, es machte einfach Spaß, mit ihr zusammen zu sein. Hannah hatte sie zum Skilanglauf und zum Inlineskaten überredet und das Argument, dass ihr Bein das vielleicht nicht mitmachte, einfach nicht gelten lassen.
    Trotzdem fühlte es sich eigenartig an, dass ihr Vater jetzt so schöne Tage daheim verbrachte. Er schien seine tochterlose Zeit richtig zu genießen. Noch kein einziges Mal hatte er gesagt, dass er sie vermisste, also tat er es vermutlich nicht. Und dabei hatte er ihr schon oft gesagt, sie sei der wichtigste Mensch in seinem Leben. Tja, was Eltern halt so daherreden, wenn der Tag lang ist. Vielleicht glauben sie selbst daran und merken gar nicht, dass ihre Taten ihre Worte Lügen strafen.
    »Aber jetzt erzähl doch noch mal,

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