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Ruf der Toten

Ruf der Toten

Titel: Ruf der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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hinterher. Irgendwelchen Mördern.
    Die Kerze zischte, die Flamme loderte empor.
    »Philip«, sagte Chris schließlich, während das Rauschen einer Meeresbrandung das nächste Stück anstimmte. »Bist du dir sicher, dass du einen Mord gesehen hast?«
    »Was willst du damit sagen?« Mit einem Mal war er hellwach.
    »Vielleicht…«, mit Bedacht wählte sie ihre Worte, »… hast du etwas falsch interpretiert?«
    Er rappelte sich hoch. »Stopp! Ganz langsam.« Seine Stimme zitterte und Chris rückte von ihm ab. »Das ist es nicht, was du mir sagen möchtest, oder?« Er senkte seine Stimme. »Ich weiß, was du wirklich denkst: Ich habe es mir nur eingebildet. Ein Flashback, so was in der Art, richtig?«
    »Wundert dich das? Ich meine, nach deinem Trip letzte Nacht?«
    »Nein, Chris«, fiel er ihr ins Wort. »Das ist absurd.«
    »Überleg doch mal! So einen Trip steckt niemand einfach weg. Ein Flashback ist völlig normal, das kann jedem passieren. Vielleicht waren das nur Schauspieler, Straßenkünstler, Studenten, die sich ein paar Mark nebenher verdienen wollen. Davon gibt es doch genug in Berlin, an jeder Ecke mindestens ein Dutzend. Sei doch ehrlich: So sehr wir über Ken lachen, er hat ja nicht ganz Unrecht: Berlin ist voller Narren.«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an.«
    »Was weiß ich… Ich will einfach nur sagen, dass du etwas falsch verstanden haben könntest.«
    Daran wollte er nicht denken. Nicht einmal im Traum! Wenn er seinen eigenen Sinnen nicht mehr trauen konnte, wem dann?
    Verärgert griff er zu dem Joint, von dem nur noch ein schwach glimmender Rest übrig war, nahm einen letzten kräftigen Zug und drückte den Stummel im Aschenbecher aus. Er ließ sich zurück auf die Matratze fallen, schloss die Augenlider und sann nach. Die Musik umgarnte ihn mit Plätschern und Rauschen, Wellen, die ihn auf ein sanft wogendes Meer hinaustrugen. Sie entführten ihn zurück auf den Kudamm. Oder waren es die entwickelten Bilder, die vor seinem geistigen Auge auftauchten? Zumindest war der Hauseingang leer.
    Das war’s.
    »Nein, Chris.« Er riss die Augen auf. »Du irrst dich. Ich habe mir nichts davon eingebildet. Ich bin doch am Ku’damm gewesen. Ich habe die Fotos geschossen, sechs Stück an der Zahl, und ich habe sie entwickelt. Sie sind doch Beweis genug, dass ich mir nichts…«
    Er hielt inne. Chris wich peinlich berührt seinem Blick aus. Er verhielt sich wie ein Narr. Eben die Bilder waren doch der Beweis, dass er sich alles nur einbildete. Es war schließlich nur der Hauseingang auf ihnen zu erkennen, sonst nichts. Und gab es einen besseren Beweis als Fotos? Was also, wenn Chris Recht hatte? Wenn das, was er zu sehen geglaubt hatte, nur das Echo seiner Drogeneskapaden gewesen war?
    Ihre Stimme holte ihn zurück nach Kreuzberg, versöhnlich und verführerisch. Sie schmiegte sich an ihn. »Na komm.«
    Das Licht der Straßenlaternen reichte aus, um ihm zu verraten, dass sie kein T-Shirt mehr trug. Zwei ebenmäßige Hügel, überzogen von einer feinen Gänsehaut, wölbten sich unter einem BH dem flackernden Kerzenlicht entgegen. Sie formte eine Brücke und küsste ihm zärtlich das Gesicht. Ihr Haar fiel herab und liebkoste seine Wangen.
    »Versprich mir, dass du in Zukunft auf dich aufpasst«, flüsterte sie an seinem Ohr.
    Er versprach es ihr. Oder glaubte, es zu versprechen. Später war er sich nicht mehr sicher. Das Hasch besänftigte seinen Verstand und weckte sein Verlangen. Er verscheuchte den Gedanken an die Fotos, an Dinge, die anscheinend nicht existierten, und erfreute sich an dem, was Realität war. Während er sie küsste, tief, innig und gierig, spürte er, wie ihre Finger an seinem Hosenbund nestelten. Er hörte, wie sie den Reißverschluss herunterzog. Er erhob sich, ohne ihren Kuss zu zerstören. Atemlos rieb er sich an ihrem Körper, an Bauch und Hüften, und er spürte, wie die Energie seine Lenden durchströmte.
    Er ließ von ihren Lippen ab und zog, während er sich aufrichtete, die dünnen Träger des BHs von ihren Schultern. Schwer quollen ihre Brüste hervor. Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn ihre Brustwarzen mit silbernen Ringen verziert wären, die im Halbdunkel seiner Wohnung verführerisch glitzern würden. Der Gedanke an die Piercings erregte ihn noch mehr. Er drückte sein Gesicht in ihren Busen, presste das Fleisch gegen seinen Mund und hörte ihr leidenschaftliches Aufstöhnen.
     
     
    Später lagen sie eng aneinander gekuschelt auf der Couch und ließen den Schweiß

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