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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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Ausgangserlaubnis für den Unterricht in ihrer
Hand, rieb den Zettel zwischen Daumen und Zeigefinger, als
könnte er ihr Kraft geben. Sie hätte gern jemanden um Hilfe
gebeten, aber sie war zu feige.
    Wie oft würde sie noch um die Erlaubnis bitten und dann
doch wieder kneifen? Wie oft konnte man sich selbst enttäuschen?
    Voller Neid schaute sie von ihrem Versteck hinter der Säule
zu Mike.
    Er gehörte ebenso wenig dazu wie sie, er merkte es bloß nicht.
    Er war kein bisschen besser als sie – er war sogar schlimmer.
    Er war ihr Bruder, er müsste sie beschützen, auf sie aufpassen.
    Aber er bekam gar nicht mit, wie schlecht es ihr ging.
    In dem Moment blickte er auf und Megan wich zurück, verschwand
ganz hinter der Säule, wo er sie nicht sehen konnte.
    Sie hielt den Zettel fest in der Hand.
    Ihr Herz schlug zu schnell, während sie dastand und wartete.
Er sollte sie nicht sehen, nicht wenn sie sich so fühlte wie
jetzt.
    Verzweiflung übermannte sie.
    Es war nicht so, dass sie niemanden hätte. Keine richtigen
Freunde zwar, aber es gab Mädchen, mit denen sie zusammenstand,
sodass sie nicht wirkte wie eine Außenseiterin.
    Aber sie hatte so gehofft, dass es hier besser sein würde.
    Am ersten Tag hatte es ganz danach ausgesehen.
    Sie wollte versuchen, sich zu öffnen, andere an sich heranzulassen.
Und das hatte sie auch getan, mehr denn je, als sie ihm
begegnet war …
    Jay.
    Er war alles, wovon sie geträumt hatte, er sorgte dafür, dass
sie sich willkommen fühlte. Als er sich vorstellte, lächelte er und
gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Das Lächeln sagte
ihr, dass sie Freunde sein würden. Eines Tages vielleicht sogar
mehr.
    Doch sie erinnerte sich auch an den anderen Moment und
diese Erinnerung war bitter. Der Moment, in dem ihr klar wurde,
dass er schon eine Freundin hatte.
    Von da an war sich Megan nicht mehr wie etwas Besonderes
vorgekommen.
    Obwohl, so ganz stimmte das nicht, denn Jay hatte sie immer
noch angelächelt. Er versuchte weiterhin, sie einzubeziehen,
und benutzte sogar ihren Bruder, um ihr näher zu kommen.
    Also konnte ihm dieses Mädchen doch nicht so viel bedeuten.
    Megan schlug mit der Faust gegen die Säule und spähte noch
einmal um die Ecke. Sie legte die Wange an den kühlen Beton
und schaute zu dem Tisch, an dem ihr Bruder saß.
    Jay war immer noch dabei. Und Violet auch.
    Warum sah Jay nicht, dass Violet nur hinderlich war? Warum
konnte er sie nicht beiseite schieben, um endlich mit Megan
zusammen zu sein?
    Tränen verschleierten ihren Blick, sie blinzelte und wischte
sich die Nase mit dem Handrücken ab.
    Warum konnte er nicht sie lieben?
    Aber das spielte jetzt keine Rolle. Sie würde es aufgeben, Violet
Angst einzujagen. Es hatte sowieso nicht funktioniert. Hatte
sie ernsthaft gedacht, Violet würde sich so einschüchtern lassen,
dass sie mit Jay Schluss machen würde? Nicht mehr zur Schule
kommen? Oder noch besser, wegziehen? Alles nur wegen ein
paar blöder Anrufe und einem Zettel?
    Und einer toten Katze in einer Kiste?
    Eine Zeit lang sah es so aus, als hätte es gewirkt – Violets
Fehlen in der Schule, ihre Trennung von Jay –, aber jetzt waren
die beiden fester zusammen denn je.
    Es waren alles nur kindische Fantasien gewesen.
    Sie konnte sowieso nicht weitermachen. Violet verdächtigte
sie. Sie hatte am Telefon ihren Namen gesagt.
    Violet konnte natürlich nicht wirklich wissen, dass sie es war.
    Sie hatte nur geraten. Aber Megan wollte es lieber nicht drauf
ankommen lassen.
    Sie würde Violet nicht mehr anrufen. Es würde keine weiteren
Botschaften geben.
    Megan strich die zerknüllte Abwesenheitserlaubnis glatt und
las sie noch einmal durch, bevor sie sie auf dem Rückweg in die
Klasse in den Müll warf.
    Was sollte das überhaupt?
    Sie würde sowieso nie zum Vertrauenslehrer gehen. Nie zugeben,
dass ihr Vater ein Trinker war. Dass sie einsam war, voller
Angst und Wut.
    Sie würde einfach verkümmern und dahinschwinden.

25. Kapitel

    Nach der Schule blätterte Violet die Akten durch, die
Rafe ihr damals beim FBI gegeben hatte. Doch eigentlich interessierte
sie nur eine Akte, nämlich die von Mikes Mutter,
Serena Russo.
    Nachdem Violet in der Mittagspause mit Mike am Tisch gesessen
hatte, wusste sie, dass sie etwas für ihn und seine Schwester
tun musste. Als Wiedergutmachung für die schrecklichen
Sachen, die sie über Megan

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