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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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dem Grab. »Ich weiß
nicht, wer es ist, auf jeden Fall ein Toter.«
    Â»Wir müssen hier weg.« Rafe zog sie am Ärmel. »Wir rufen
sofort Sara an.«
    Violet folgte ihm an dem Wohnwagen vorbei, die Einfahrt
wieder zurück. Noch als sie den Regenguss hinter sich ließ,
hielt eisige Furcht sie gefangen. Sie hatte Angst, dass derjenige,
der das Licht angelassen hatte, zurückkommen und sie finden
könnte. Sie hatte Angst, am Ende selbst begraben zu werden …
in eine Plane eingewickelt.
    Als sie die Einfahrt verließen, wischte Violet sich die Hände
an ihrer Jeans ab und holte die Autoschlüssel heraus. Ihre
Hände zitterten.
    Â»Kannst du fahren?«, fragte Rafe viel zu ruhig.
    Violet sah den großen Geländewagen, der hinter ihrem Auto
stand. Rafe war mit Saras Wagen gekommen.
    Sie nickte. »Alles okay.« Das war gelogen. Sie konnte fahren,
aber es war nicht alles okay.
    Â»Da hinten an der Ecke kommt eine Tankstelle. Fahr mir
nach. Wir halten dort und rufen Sara an.«
    Zittrig holte Violet Luft und ließ den Motor an, während sie
darauf wartete, dass Rafe vorfuhr. Sie versuchte, sich zu beruhigen.
    Irgendwo dort hinten lag unter einer alten Kiefer ein Toter
in einer Plane. Und aus einem seltsamen Grund hatte er seinen
Frieden.
    Violet folgte Rafe zu der Tankstelle. Sie war hell erleuchtet,
auf dem Parkplatz standen viele Autos. Violet konnte sich kaum
vorstellen, dass ihr Herz je wieder normal schlagen würde.
    Rafe fuhr nicht auf einen der vorgesehenen Parkplätze, er
stellte den Wagen einfach am Rand ab. Violet hielt dahinter
und wartete.
    Rafe klopfte an die Beifahrertür und Violet entriegelte sie. Er
nickte ihr zu und stieg ein. »Geht's dir wirklich gut? Du wirkst
ziemlich fertig.«
    Violet schaute auf ihre immer noch zitternden Hände, auf
die dreckverkrusteten Fingernägel, dann auf ihre schmutzige
Jacke. Sie überging seine Bemerkung. »Willst du Sara anrufen
oder soll ich?«
    Er nahm sein Handy und wählte.
    Violet war froh, nur dasitzen und zuhören zu müssen. Es war
ein kurzes Gespräch, und wieder hatte Violet den Eindruck,
dass die beiden mit wenigen Worten auskamen.
    Â»Sie hat eine Leiche auf dem Hartman-Grundstück gefunden,
unter einem Baum.« Am anderen Ende wurde gesprochen.
    Â»Das finden Sie schon. Als ich kam, hat sie gerade gegraben.«
    Wieder eine kurze Pause. Rafe schaute sie von der Seite an,
als erwartete er Bestätigung. »Ja, sie sagt, es geht ihr gut.« Er
hörte noch ein paar Sekunden zu, dann war das Gespräch beendet,
kein Abschiedsgruß, nichts. Und dann schaute er Violet an,
diesmal richtig. »Ich meine es ernst. Kannst du wirklich allein
nach Hause fahren? Es ist ein ganz schönes Stück.«
    Sie holte Luft, immer noch war ihr Atem zittrig, doch sie
nickte. »Ich will nur nach Hause und unter die Dusche.«
    Rafe schaute sie eine ganze Weile an, dann schien er überzeugt.
Doch bevor er ausstieg, hielt Violet ihn zurück. »Ich bin
so froh, dass du gekommen bist, Rafe. Vielen Dank.«
    Er lächelte sein hintersinniges Lächeln und stieg ohne eine
Antwort aus. Er war wohl kein Mensch der großen Worte.
    Als sie allein war, hatte sie Zeit nachzudenken. Die Vorstellung,
was – oder wen – Sara finden würde, machte sie nervös.
    Sie hatte Angst, dass es Mikes Mutter war, Serena Russo. Dann
müsste Mikes Familie erfahren, dass die Mutter damals nicht
abgehauen, sondern dass sie tot war, begraben am Fuß einer
alten Kiefer.
    In gewisser Weise war Violet aber auch zufrieden mit sich.
    Â»Sie hat eine Leiche auf dem Hartman-Grundstück gefunden,
unter einem Baum.« Am anderen Ende wurde gesprochen.
    Zum ersten Mal seit Langem hatte sie das Gefühl, etwas vollbracht
zu haben.
    Jetzt musste sie nach Hause. Dort wollte sie darauf warten,
dass Sara anrief und ihr sagte, ob sie mit ihrer Vermutung richtig
lag.
    Vielleicht hatte Sara recht. Vielleicht konnte Violet anderen
die Antworten geben, nach denen sie suchten, auch wenn es
nicht unbedingt die waren, die sie hören wollten.

26. Kapitel

    Violet goss sich eine Tasse Kaffee ein und wartete darauf,
dass Jay sie zur Schule abholte.
    Mit gerunzelter Stirn schaute ihre Mutter sie an, als sie mit
einer Packung Cornflakes zum Tisch ging. »Schlecht geschlafen?
«
    Â»Kann man so sagen«, antwortete Violet ausweichend.
    Schlecht war noch untertrieben. Violet hatte die halbe Nacht
wach

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