Ruf der verlorenen Seelen
nicht
erfahren würde. Nur Jay wusste davon und er erzählte es nicht
weiter.
Claire kam an ihren Tisch und begrüÃte Violet überschwänglich.
»Violet! Du bist wieder da!«, rief sie und alle Blicke richteten
sich auf Violet.
Violet schaute nervös zu Mike, der sie jetzt erst bemerkte.
So aber huschte sie nur schnell hinter Rafe her, bevor die
Tür wieder zufiel und sie eingesperrt war.
»Hey, schön, dass du wieder da bist«, sagte er. »Chelsea hat
gesagt, du warst richtig krank.«
Wieder zwinkerte Chelsea Violet zu, diesmal nicht ganz so
unauffällig.
Violet lächelte sie an. »Jetzt geht's mir wieder besser.«
»Gut«, sagte Chelsea und strahlte. »Dann lässt du uns am
Wochenende also nicht hängen.«
Violet sah sie verständnislos an.
»Kommendes Wochenende«, half Chelsea nach. »Die
Hütte. Wir machen einen Ausflug, weiÃt du noch?« Sie lächelte
Mike strahlend an.
Er grinste zurück. »Klar.«
Dieses Wochenende? So bald schon? Das waren ja nur noch
zwei Tage!
Hilfesuchend schaute Violet zu Jay. »Ich weià nicht â¦Â«,
sagte sie zögernd. »Vielleicht ist es keine so gute Idee.« Sie
dachte an Mike und seine Familie. Sie stellte sich vor, ein ganzes
Wochenende mit ihnen in einer kleinen verschneiten und
einsamen Berghütte zu verbringen. Mit ihr â Megan. Das war
zu viel.
Jay begriff, was in ihr vorging. »Vielleicht hat Violet recht
und es ist ein bisschen früh. Sie muss sich erst mal erholen.«
»Also, ich bin dabei«, sagte Claire für den Fall, dass Chelsea
abzählen wollte.
Chelsea schaute ungeduldig zu Claire, sagte jedoch nichts.
»Ach, komm«, sagte sie zu Violet. »Das ist nicht dein Ernst!
Wir hatten doch alles geplant! Du kannst uns jetzt nicht im
Stich lassen. Du musst mitkommen, Vi. Na los, ich bitte dich
sonst nie um irgendwas.«
»Hm, doch, tust du«, widersprach Violet.
»Na gut, aber trotzdem. Es ist wirklich wichtig.« Jetzt
flehte sie Violet regelrecht an. Dann wandte sie sich an Jay.
»Du willst doch nicht auch kneifen, oder?« Sie schaute ihn
wütend an.
»Wehe!«, rief Mike, dem jetzt erst klar wurde, was es bedeuten
würde, wenn Violet nicht mitkäme. Dann wäre auch
Jay am Wochenende nicht dabei. »Ihr müsst mitkommen.
Mein Vater wird kaum auftauchen, wir haben die Hütte praktisch
für uns.«
Jay schüttelte den Kopf, und obwohl Violet wusste, dass er
sich auf den Ausflug gefreut hatte, sagte er jetzt: »Tut mir leid,
aber ich will nicht, dass sie wieder krank wird.« Er drückte ihr
unterm Tisch die Hand.
Auf einmal hatte Violet ein schlechtes Gewissen. Offenbar
hing alles von ihr ab. Wenn sie nicht mitkam, stand Mike mit
einer Horde Mädchen und seinem Vater allein da. Und Chelsea
würde ihr das nie verzeihen.
Aber ein ganzes Wochenende mit Megan?
Die nichts getan hatte, wie Violet sich jetzt sagte. Und die
nichts von Violets Verdacht wusste.
Es gab keinen vernünftigen Grund, der gegen den Ausflug
sprach.
Sie sah Jay an und achtete nicht auf die giftigen Blicke, die
Chelsea ihr zuwarf.
»Du willst mitfahren, oder?«, fragte sie leise, weil sie wusste,
dass die anderen mithörten.
Jay grinste sie an, er beugte sich näher zu ihr, gab sich jedoch
keine groÃe Mühe, leise zu sprechen. »Ich will nichts, was für
dich nicht gut ist, Vi. Ich mache, was du willst. Lass dich von
Chels nicht erpressen.«
»Ich höre alles«, sagte Chelsea.
Jay kicherte, ohne den Blick von Violet zu wenden. »Denk
doch noch mal drüber nach und wir entscheiden später, ob wir
mitkommen, ja?«
Sie lächelte ihn an. Was hatte sie für ein Glück, ihn als
Freund zu haben!
Im Hintergrund hörte sie Chelsea, die sich diebisch freute.
»Die sind auf jeden Fall dabei. Wetten?«
NEID
Gut verborgen stand sie am Rand der Cafeteria und beobachtete
alles.
Es tat ihr weh zu sehen, wie Mike mit seinen Freunden lachte,
wie mühelos er sich in die Gruppe einfügte.
Sie beneidete ihn so. Sie wollte auch gerne Freunde haben.
Und irgendwo dazugehören.
Sie hatte gedacht, dass es hier vielleicht anders sein würde.
Dass diese Stadt, diese Schule, etwas Besonderes wäre. Dass sie
diesmal richtige Freunde finden würde.
Jetzt wusste sie, wie dumm das gewesen war, was für ein kindischer
Traum. Und sie war kein Kind mehr. Schon lange nicht
mehr.
Sie fühlte die
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