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Ruf der Wildnis

Ruf der Wildnis

Titel: Ruf der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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langsam in die frostige Luft auf. Sie hatten längst mit dem Schneehasen kurzen Prozeß gemacht und umkreisten nun erwartungsvoll die beiden Rivalen. Diese Köter waren im Grunde nichts anderes als gezähmte Wölfe, lautlos zogen sie den Kreis enger, ihr heißer Atem hing in der kalten Luft wie eine große Wolke, und das grüne Licht ihrer Augen zeigte unverhohlene Gier. Für Buck war dies alles weder neu noch seltsam. Seit jeher spielten sich die Dinge so ab, so und nicht anders.
    Spitz war ein erfahrener Kämpfer. Von Spitzbergen bis Kanada hatte er sich gegen alle Hunde behauptet und war ihrer Herr geworden. Niemals wurde er blind in seiner Wut. Er wollte seinen Gegner in Stücke reißen und unschädlich machen, aber er vergaß nicht, daß auch sein Gegner dasselbe wollte. Niemals griff er an, ohne sich gleichzeitig zu decken, er wehrte den Ansturm ab und ging dann erst selber los.
    Vergeblich suchte Buck seine Zähne in den Nacken des Gegners zu graben, Spitz gab ihm keine Chance. Wenn immer Buck nach der Kehle des weißen Hundes fuhr, mußte er sich blutend zurückziehen, und er entschloß sich, seine Taktik zu ändern. Er versuchte, Spitz in die Flanken zu kommen, aber nur seine eigenen Schultern wurden zerfetzt und aufgerissen. Noch immer war Spitz unverletzt, Buck aber schon blutüberströmt und wild hechelnd.
    Schweigend, regungslos wartete um sie der Kreis wölfischer Hunde.
    Als Buck immer erschöpfter wurde, warf sich Spitz auf ihn. Er griff seinen Gegner so hart an, daß Buck taumelte. Schon fuhr der Kreis der Zuschauer auf, aber noch einmal gelang es Buck, das Gleichgewicht zu halten, und die Hunde sanken wieder nieder.
    Aber Buck hatte eine Eigenschaft, die seine zukünftige Größe bedingte. Er kämpfte nicht nur aus Instinkt, er gebrauchte seinen Kopf und seine Klugheit.
    Der Kampf wurde verzweifelt, und Buck wußte, daß er nicht mehr lange durchhalten konnte. Wieder fuhr er an die Kehle seines Feindes, im letzten Augenblick ließ er sich aber auf den Schnee niederfallen, seine Kiefer schlossen sich um das linke Vorderbein des Leithundes, und der Knochen brach knirschend. Spitz heulte auf, er besaß nur mehr drei heile Pfoten. Aber auch auf drei heilen Pfoten hielt er sich, er strauchelte nicht einmal. Dreimal sprang ihn Buck vergebens an, dann wiederholte er den Trick und brach auch das rechte Vorderbein. Die Hunde kamen näher und näher, der Kreis verengte sich mehr und mehr. Spitz wußte, was dies bedeutete, er wußte, daß er keine Hoffnung mehr hatte, schon fühlte er den Atem der Meute und hörte das gierige Hecheln ringsum. Er raffte sich auf, und Buck griff sofort an. Spitz konnte nicht mehr ausweichen und keinen Widerstand mehr leisten. Der Kampf war entschieden, Spitz hatte ihn verloren.
    Der dunkle Kreis wurde zu einem schwarzen Knäuel sich drängender Hunde inmitten der mondbeschienenen, weißen Ebene. Buck stand abseits, einsam, allein: Er war der Sieger.

Kapitel 4. Der Sieger
    O h, was sag ick? Ick sprechen warr, wenn ick sagen, in dies Buck sein zwei Teufel.«
    Das sagte François am nächsten Morgen, als er Spitz vermißte und Bucks Wunden entdeckte. Er zog ihn ans Feuer und untersuchte die Verletzungen.
    »Dies Spitz kämpfen wie Teufel«, meinte Perrault kopfschüttelnd.
    »Und dies Buck kämpfen wie zwei Teufel«, antwortete François, »aber jetzt wir schnell vorwärtskommen. Kein Spitz mehr, kein Ärger, sicker.«
    Perrault packte die Lagerausrüstung und belud den Schlitten, der Hundeführer begann die Hunde anzuschirren. Buck hinkte zu dem Platz, den der weiße Hund als Führer innegehabt hatte, aber François beachtete ihn nicht und brachte Solleks an die Spitze. Seiner Meinung nach war Solleks der beste verfügbare Leithund. Buck sprang wütend auf Solleks los, trieb ihn zurück und stellte sich an seinen Platz.
    »Eh, eh?« rief François und schlug sich amüsiert auf die Schenkel. »Schau dir dies Buck an. Er töten dies Spitz, er glauben, auch seine Stelle nehmen.« Dann schrie er Buck an: »Scher dich fort, du Teufel!«
    Aber Buck dachte nicht daran, dem Befehl zu gehorchen. François packte ihn am Genick, zog ihn trotz seines drohenden Knurrens fort und ersetzte ihn durch Solleks. Der alte Hund gehorchte nicht gerne und zeigte deutlich, daß er vor Buck Angst hatte. Doch François gab nicht nach, kaum aber hatte er sich umgedreht, verjagte Buck wieder Solleks.
    Nun wurde François böse.
    »Bei Gott, ick schlagen dick!« schrie er und griff nach einem schweren Stock.

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