Ruf der Wildnis
Buck dachte an den Mann mit dem roten Sweater, zog sich widerwillig zurück und mußte zusehen, wie Solleks wieder an die Spitze gebracht wurde. Er umkreiste François erbittert und vor Wut knurrend, aber vorsichtig außerhalb der Reichweite des Stockes, jederzeit bereit auszuweichen, wenn ihn François auf ihn schleudern sollte.
François setzte das Anschirren fort, doch als Buck an die Reihe kommen sollte, rief er ihn vergeblich. Selbst als François den Knüppel weggeworfen hatte, kam Buck nicht näher, er verweigerte offen den Gehorsam. Er wollte entweder Leithund sein oder – nichts mehr.
Perrault hatte nicht mehr Glück als François. Sie hetzten Buck eine geschlagene Stunde hin und her. Sie warfen ihm Knüppel nach. Er duckte sich. Sie verfluchten nicht nur ihn, sondern auch seine Väter und Mütter, seine Kindeskinder, jedes Haar an seinem Körper und jeden Blutstropfen in seinen Adern. Buck beantwortete die Flüche mit Knurren und blieb außer ihrer Reichweite. Er lief nicht fort, er umkreiste das Lager und gab deutlich zu verstehen, daß er jederzeit bereit war, folgsam zurückzukommen, wenn sein Wunsch erfüllt wurde.
François setzte sich nieder und kratzte sich den Schädel. Perrault schaute auf seine Uhr und schimpfte. Seit einer geschlagenen Stunde sollten sie schon auf dem Weg sein, François kratzte sich noch immer seinen Kopf und grinste ratlos seinen Kameraden an. Der Kurier zuckte die Schultern und gab sich geschlagen. François stand auf, ging zu Solleks und rief nach Buck. Buck lachte nach Hundeart, kam aber nicht näher. Der Hundeführer löste Solleks’ Stränge, führte ihn an seinen früheren Platz zurück und wartete. Wer aber nicht kam, war Buck.
»Wirf den Stock weg!« rief Perrault.
François befolgte den Rat, und sofort trottete Buck herbei und stellte sich lachend und triumphierend an die Spitze des Gespanns. Seine Stränge wurden festgemacht, und der Schlitten sauste los, so schnell, daß beide Männer kaum folgen konnten.
In Buck steckten nicht nur zwei Teufel, wie die Männer festgestellt hatten, er war auch ein vorzüglicher Leithund. François hatte Spitz als Leithund hoch eingeschätzt, aber er mußte zugeben, daß Buck seinem früheren Rivalen weit überlegen war, besonders, wenn es auf Urteilsvermögen, schnelles Denken und Handeln ankam. Dave und Solleks berührte der Wechsel des Leithundes nicht. Ihre Arbeit war es, zu ziehen und nichts als zu ziehen. Solange sie daran nicht gehindert wurden, kümmerten sie sich um nichts, was geschah. Ihretwegen hätte sogar der gutmütige Billie führen können, wenn nur die Ordnung nicht darunter litt. Der Rest des Gespanns aber war in der letzten Zeit unlenksam geworden, und zu ihrem Erstaunen fanden sie in Buck einen strengen Führer, der die Ordnung wieder herstellte.
Pike, der hinter Buck lief und niemals mehr Kräfte verschwendete, als unumgänglich notwendig war, wurde so oft wegen Faulheit durchgebeutelt, daß er, noch ehe der Tag um war, sich in die Stränge legte wie nie zuvor in seinem Leben. Am ersten Abend schon erhielt Joe, den Spitz nie hatte unterwerfen können, seinen Denkzettel. Buck drückte ihn einfach mit seinem Riesengewicht nieder und zerzauste ihn, bis Joe zu beißen aufhörte und um Erbarmen winselte.
Der Ton im Gespann verbesserte sich. Es gewann seine ehemalige Ordnung wieder, und die Hunde zogen in ihrer alten Einmütigkeit an den Strängen. Bei den Rink-Stromschnellen kamen noch zwei einheimische Wolfshunde, Teek und Koona, zum Gespann, und die Schnelligkeit, mit der sie Buck anlernte, raubte François fast den Atem.
»Nie solch Hund gehabt wie dies Buck«, schrie er. »No, nie! Er wert tausend Dollar, bei Gott! Eh? Was sagst du, Perrault?«
Perrault nickte bloß. Er hatte den Rekord jetzt schon gebrochen und gewann Tag für Tag einen größeren Vorsprung. Die Strecke war in einem ausgezeichneten Zustand, festgetreten und hart, und kein Neuschnee behinderte sie. Es war nicht zu kalt. Die Männer fuhren und rannten abwechselnd, und die Hunde zogen gleichmäßig vorwärts, und es gab nur selten Atempausen.
Der Dreißigmeilenfluß war verhältnismäßig gut mit Eis bedeckt, und sie legten jene Strecke, zu der sie bei der Herfahrt zehn Tage gebraucht hatten, jetzt in einem Tag zurück. In einem Zug bewältigten sie die sechzig Meilen vom Le-Barge-See zu den White-Horse-Stromschnellen. Eine Seenkette, siebzig Meilen lang, folgte, und das Gespann raste so schnell vorwärts, daß François, der gerade
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