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Ruf der Wildnis

Ruf der Wildnis

Titel: Ruf der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Sache.«
    Und wieder sauste Hals Peitsche auf die Hunde nieder. Noch einmal warfen sie sich verzweifelt in die Stränge und setzten ihre ganze Kraft ein. Aber der Schlitten steckte fest, als ob er verankert wäre. Nach dem zweiten Versuch standen sie keuchend still. Zum drittenmal pfiff die Peitsche durch die Luft. Das war für Mercedes zuviel. Sie warf sich vor Buck auf die Knie, Tränen in den Augen, und schlang die Arme um seinen Nacken.
    »Ihr armen, armen Lieblinge«, rief sie, »zieht doch, dann schlägt euch niemand!«
    Buck wußte mit diesen Liebkosungen nichts anzufangen, sie waren ihm zuwider. Aber er war viel zu müde, sich dagegen zu wehren.
    Einer der Zuschauer, der bisher nur mit Mühe seinen Unwillen unterdrückt hatte, brach jetzt los: »Ich scher mich einen blauen Teufel um euch und was aus euch wird, aber die Hunde tun mir leid. Seht ihr denn nicht, ihr gottverlassenen Kerle, daß der Schlitten festsitzt! Brecht ihn zuerst los, dann könnt ihr weitersehen.«
    Widerwillig, etwas beschämt, folgte Hal dem Rat, und mit Hilfe seines Schwagers brach er die Kufen los. Trotzdem kam der überladene, schlecht bepackte Schlitten nur mühsam vorwärts, auch die Schläge, die wahllos auf die Hunde niederfielen, halfen nichts. Hundert Yards weiter bog der Pfad ab und fiel steil zur Hauptstraße hinunter. Selbst für einen erfahrenen Mann wäre es nicht leicht gewesen, den hochbeladenen Schlitten im Gleichgewicht zu halten, für Hal war es ein Ding der Unmöglichkeit. Als sie in die Kurve einschwenkten, kippte der Schlitten um, und die halbe Ladung rollte auf die Straße. Die Hunde, wütend über die schlechte Behandlung, sahen wohl die Bescherung, aber es fiel ihnen nicht ein anzuhalten, im Gegenteil, sie begannen unter Bucks Führung ein rasendes Tempo vorzulegen. Hal schrie, aber sie hörten nicht auf ihn. Er strauchelte und verlor den Halt. Der umgekippte Schlitten schleifte unter dem Gejohle der Zuschauer die Straße hinab, zu beiden Seiten fiel die Ladung herunter und säumte die Straße ein.
    Ein paar gutherzige Leute hielten die Hunde auf und sammelten die zerstreuten Habseligkeiten. Dann aber redeten sie mit den drei Besitzern ein ernstes Wort: Halbe Ladung, doppelt soviele Hunde, dann wäre es vielleicht möglich, Dawson zu erreichen. Hal samt Schwester und Schwager hörten unwillig zu, bequemten sich aber, auszupacken. Die seltsamsten Dinge kamen zum Vorschein, über die sich die Umstehenden halb krank lachten. »Wozu braucht ihr Leintücher?« rief einer der Männer. »Halb soviel ist noch zuviel. Schmeißt das Zelt weg und all dies Tellerzeug. Wer, glaubt ihr, wird es euch denn waschen? Guter Gott, meint ihr in einem Schlafwagen zu reisen?«
    Mercedes jammerte, als man ihre Kleidersäcke ausleerte. Sie kämpfte um jede Kleinigkeit, und als sie die Aussichtslosigkeit ihres Tuns einsah, setzte sie sich mit verschränkten Armen auf den umgestürzten Schlitten und erklärte, um keinen Preis weiterfahren zu wollen. Aber da niemand Mitleid mit ihr hatte, gab sie den Widerstand auf und warf nicht nur nutzlose Sachen fort, sondern auch solche, die ihre Männer notwendig gebraucht hätten.
    Die Ausrüstung war zwar jetzt nur mehr halb so groß, aber noch immer schwer genug. Charles und Hal kauften abends noch sechs Hunde. Zusammen mit den sechs alten und Teek und Koona, den beiden Huskies, die man bei den Rink-Stromschnellen auf der Rekordfahrt erstanden hatte, bestand das Gespann nun aus vierzehn Hunden. Aber die neuen zählten kaum. Einer war ein Neufundländer, drei waren kurzhaarige Jagdhunde und die anderen zwei rassenlose Mischlinge. Sie hatten vom Schlittenführen keine Ahnung, und die alten, erfahrenen Hunde betrachteten sie mit Unwillen. Buck konnte ihnen zur Not beibringen, was sie nicht tun durften, aber was sie tun sollten, sie das zu lehren, war ganz und gar unmöglich. Mit Ausnahme der zwei Bastarde standen sie ihrer wilden Umgebung fremd gegenüber, die schlechte Behandlung hatte sie verwirrt und widerspenstig gemacht, während die beiden stumpfsinnigen Köter nur fürs Fressen Interesse aufbrachten. Es waren trostlose Aussichten.
    Die beiden Männer aber sahen das alles nicht, sie waren stolz auf ihr Gespann und überzeugt, ihre Sache groß angelegt zu haben. Sie hatten schon so manchen Schlitten nach Dawson fahren oder von Dawson kommen sehen, aber nie einen Schlitten mit vierzehn Hunden! Es kam ihnen nicht in den Sinn, daß vierzehn Hunde auch fressen wollen und daß man niemals die Nahrung

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