Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
Sinnbild für die Große Mutter. Bei ihr holen wir uns Rat und Hilfe.“
    Ich konnte nur dastehen und diese Frau bewundern, die alles zu verkörpern schien, was auf dieser Welt zählte. Wofür es sich zu leben – und auch zu sterben – lohnte. Das Leben, die Liebe, den Frieden, die Freiheit, Sanftmut, Kraft, Freundschaft und Loyalität. Dies alles und noch viel mehr vereinte sich spürbar – greifbar für jeden, der fähig war, sich zu öffnen – in diesem Geschöpf aus Gold und Marmor. Ich war mir sicher, dass ich ihre Stimme gehört hatte in der Höhle im Wald. Für Sekundenbruchteile glaubte ich, Osiras wölfisches Antlitz im Gesicht der Göttin zu sehen. Die Statue sah anders aus, als die Frau, die sich mir gezeigt hatte. Und doch waren sich die beiden nicht unähnlich.
    Nach dem Rundgang gingen wir in Franklins Arbeitszimmer. Beim Betreten sah ich die Grundsätze aus meinem Zimmer auf seinem Schreibtisch liegen. Ich hatte sie immer noch nicht unterschrieben.
    „Hast du dich entschieden?“
    „Es hat sich seit letzter Nacht nichts geändert Franklin“, sagte ich fest und streckte die Hand nach einem Federhalter aus. Er gab mir einen, und ich setzte meinen Namen und meine Unterschrift unter das Dokument. Ein seltsames Gefühl, als ich zum ersten Mal den Namen meiner Mutter als eigenen benutzte. Aber er schrieb sich so schwungvoll, als hätte ich nie anders unterschrieben.
    „Damit darf ich dich nun endgültig in unserer Gemeinschaft willkommen heißen.“ Franklin küsste mich symbolisch erst auf die Stirn und dann auf den Mund. „Dann gibt es jetzt nur noch ein paar kleine Formalitäten zu erledigen.“
    „Formalitäten?“
    „Wir werden Passbilder von dir machen müssen. Und es sind einige Anträge auszufüllen, damit dein Eintritt in die Gemeinschaft rechtskräftig wird. Du wirst einen neuen Pass erhalten, einen Ashera-Ausweis, eigene Kreditkarten, ein paar Pässe unter falschem Namen. Das Übliche eben. Außerdem werden wir deine Geburtsurkunde, deine Schulzeugnisse und dergleichen deinem neuen Namen und – zugegeben – auch ein bisschen deiner neuen Identität anpassen. Dazu gibt es dann noch eine Reihe von falschen Urkunden und Zeugnissen – passend zu den falschen Pässen.“
    Ich staunte, musste schlucken. Mir war klar, was das hieß. Ich würde meine Vergangenheit verlieren und eine neue bekommen. Endgültig, ohne Chance auf ein Zurück.
    Es raschelte am Fenster. Hatte ich vergessen, es zu schließen? Der Schlaf hielt mich umfangen, und so verdrängte ich den Gedanken an das Fenster. Da spürte ich plötzlich eine Hand an meiner Kehle und gleich darauf einen kurzen, aber heißen Schmerz, als Fangzähne sich tief in meinen Hals bohrten. Warme Lippen saugten an der Wunde. Undeutlich nahm ich wahr, wie das Blut aus meiner Halsschlagader strömte. Ich kämpfte gegen den Nebel in meinem Kopf, doch bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, war auch schon wieder alles vorbei. Armand stand im Halbdunkel an meinem Bett und sah mich mit lodernden Augen an. Ein Rest Blut ließ seine Lippen feucht schimmern. Mein Blut. Ich konnte kaum atmen.
    „Das war nicht fair. Sie haben …
    „Nichts von dem getan, was Sie befürchten, Melissa“, schnitt er mir das Wort ab. „Ich habe Sie weder getötet, noch zum Vampir gemacht.“ Aber er hatte von mir getrunken. Wenig nur, aber genug, um mir Angst zu machen. „Ich wollte Ihnen einen kleinen Vorgeschmack geben.“ Unwillkürlich presste ich die Hand auf die vermeintlichen Wunden an meinem Hals, aber die kleinen Einstiche waren bereits verschwunden. „Im Allgemeinen hinterlassen wir keine Spuren“, klärte er mich auf. „Sie sind mir doch hoffentlich nicht böse, dass ich nicht widerstehen konnte?“
    Er blicke mich so durchdringend und unschuldig an, dass ich ihm vermutlich sogar verziehen hätte, wenn er mich zuvor getötet hätte. Das Blut war von seinen Lippen verschwunden, der wilde Ausdruck in seinem Gesicht milder geworden. Ich verspürte das starke Bedürfnis, ihn zu küssen, und noch ehe ich richtig überlegen konnte, ob ich das wirklich tun sollte, berührte er meinen Mund ganz sanft mit dem seinen.
    „Wir sollten das nicht tun“, brachte ich mühsam hervor.
    „Mais oui, das sollten wir, ma chère“, antwortete er und küsste mich noch einmal zärtlich.
    Es war mir unmöglich, mich seiner Anziehungskraft zu widersetzen. Ich ließ ihn gewähren, drängte mich näher an ihn und streckte meine Hände nach ihm aus. Als ich

Weitere Kostenlose Bücher