Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
dunkelblauen Tweedanzug und dem hellblauen Hemd. Streng, geschäftsmäßig. Armand aber strahlte eine sinnliche Lässigkeit aus, die mein Herz schneller schlagen ließ. Ich war so beeindruckt, dass ich zunächst die Worte, die wütend hin und her geworfen wurden, nicht verstand. Erst allmählich drangen sie in meinen hypnotisierten Verstand.
„… ihre Gründe haben. Dann werde ich es dir auch nicht sagen.“ Es war Armand, der das gesagt hatte. Ich wusste sofort, dass es um die Frage ging, die ich nicht beantwortet hatte.
„Das brauchst du auch nicht. Ich weiß, dass du sie genommen hast. Wie konntest du das nur tun?“
„Warum hätte ich es nicht tun sollen?“ Armand klang mehr spöttisch als wütend. Ganz im Gegensatz zu Franklin. „Sie wollte es. Wir beide wollten es. Und dich habe ich schließlich auch genommen, als ich es wollte.“
Der Stich ging tief ins Herz. Es tat unendlich weh. Die beiden hatten tatsächlich miteinander geschlafen. Mich schauderte. Aber was hatte ich erwartet? Nach allem, was Armand gesagt hatte. Dass er keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machte. Dass die Leidenschaft eines Vampirs grenzenlos war.
„Du hättest es nicht tun sollen. Wenigstens jetzt noch nicht.“
„Du bist eifersüchtig, weil ich sie liebe.“
„Du liebst sie nur, weil sie Madeleine so ähnlich ist.“
Da war wieder dieser Name. Armand hatte ihn erwähnt. Und für sie war das Gedicht gewesen. Wer war sie? Ein Vampir? Oder eine sterbliche Liebe? Was war aus ihr geworden?
„Sie ist die erste, die ihr ähnlich ist. Madeleine konnte ich nicht retten. Warum willst du mir verbieten, Mel zu mir zu holen?“
„Du kannst sie nicht zwingen“, sagte Franklin entschieden.
„Das habe ich auch nicht vor. Sie wird aus freien Stücken in die Unsterblichkeit gehen. Wenn ich sie zwingen wollte, hätte ich sie ganz sicher nicht zu dir gebracht, wo die Wahrheit ein beständiges Risiko für mich ist, dass ich sie verliere.“
„Aber auch ich habe ein Recht auf sie“, beharrte Franklin.
Ein Recht auf mich? Nur, weil meine Mutter hier zuhause gewesen war?
„Ach? Ein Recht auf sie, ja? Wenn ich sie nicht gefunden hätte, würdest du noch immer glauben, sie sei mit Joanna gestorben. Ich lasse ihr die Wahl. Lass du sie ihr auch.“
„Sie weiß doch gar nicht … “
„Sie weiß noch eine ganze Menge nicht, aber sie hat Zeit, es zu lernen. Und zu entscheiden. Erst, wenn sie bereit ist, wird sie mir folgen. Wenn sie alles weiß, was sie wissen sollte. Wenn die Zeit reif ist.“
Es entstand eine kurze Pause. Dann fragte Franklin unvermittelt: „Hast du sie trinken lassen?“
Seine Stimme war nur noch ein besorgtes Flüstern. Als Armand nicht antwortete, wagte ich mich ein Stück weiter vor, um noch besser durch den Türspalt sehen zu können. Armand stand Franklin gegenüber, die Hände zu Fäusten geballt, und blickte ihn mit diesem seltsamen Feuer in den Augen an, mit dem er auch mich angesehen hatte, bevor er … Bei der Großen Mutter, er würde von ihm trinken!
Franklin wiederholte seine Frage, diesmal lauter. Er schien keine Angst vor Armand zu haben, doch ich war sicher, dass er das Funkeln in den Augen des Vampirs kannte. Armand würde nicht zum ersten Mal von ihm trinken. Noch immer antwortete Armand nicht, aber er ging nun langsam auf Franklin zu, während er ihn mit seinem Blick gefangen hielt. Ich sah, wie Franklins Widerstand brach. Spätestens jetzt hätte ich gehen sollen. Hätte mir das nicht ansehen dürfen. Aber ich konnte mich ebenso wenig bewegen wie Franklin. Armands schlanke Finger strichen zärtlich über Franklins Wange, während er sich vorbeugte und ihn küsste. Seine Zunge schnellte vor, und Franklin öffnete die Lippen. Er konnte ihm nicht widerstehen. Ebenso wenig wie ich. Mit einem Mal war ich nicht mehr wütend oder eifersüchtig auf Franklin. Was hatte er Armand schon entgegenzusetzen? Trotz seiner mentalen Stärke und seiner paranormalen Fähigkeiten war er wehrlos gegen die betörende Macht dieses Vampirs. Er gab sich ihm ganz und gar hin. Kein Zurückweichen, als Armands Lippen zu seinem Hals glitten und die scharfen Fangzähne die Haut durchbohrten. Ein leises Aufstöhnen nur, als das Blut kam. Gespannt und mit gemischten Gefühlen wartete ich, ob Armand auch Franklin trinken lassen würde, doch er gab ihn sofort nach dem Biss wieder frei. Ich konnte zusehen, wie die Wunden sich schlossen. War damit die Auseinandersetzung beendet? Nutzte Armand seine dämonische Macht
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