Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Morgen auf mich wirkte. Äußerst appetitanregend.
Etwa eine Stunde später kam er zurück, um mich zu holen. Er brachte mich nach Gorlem Manor und landete mit mir im Garten hinter dem Herrenhaus. Ich mochte mich noch nicht von ihm trennen. Ließ meine Arme um seinen Körper geschlungen und meinen Kopf an seiner Brust ruhen. Sein Herz schlug im leisen, gleichmäßigen Takt unter meinem Ohr. Ein Seufzer entwischte meinen Lippen. Armand drückte einen Kuss auf meinen Scheitel.
„Wenn Franklin wüsste, wo du den Tag verbracht hast, würde er vermutlich mit einem heiligen Speer auf mich losgehen.“
Ich spürte sein Schmunzeln, obwohl ich es nicht sah, und kuschelte mich fester in seine Umarmung. „Soll er doch! Ich würde mich todesmutig zwischen euch stellen.“
„He, ma chère, vergiss nicht, wer von uns beiden unsterblich ist.”
Er hob mein Gesicht mit dem Zeigefinger und drückte einen Kuss auf meine Lippen. Ich brauchte noch ein paar Augenblicke, bevor ich Franklin gegenübertrat. Vermutlich würde er mir sowieso alles von der Stirn ablesen können. Armand blieb bei mir, und wir standen eng umschlungen, bis ich es schließlich nicht länger hinausschieben konnte.
„Dann sollte ich mir jetzt wohl meine Standpauke abholen.“
Mit einem letzten Kuss verabschiedete er sich von mir. Franklin stand bereits in der Flügeltür zu seinem Büro und blickte mir entgegen. Ganz offensichtlich beobachtete er uns schon eine Weile. Er hielt mir vorwurfsvoll mein Handy hin, das ich auf meinem Nachttisch hatte liegen lassen. Ich hatte zumindest den Anstand, schuldbewusst zu erröten, während ich es entgegennahm.
„Meine Göttin, Melissa! Wie kannst du nur so leichtsinnig sein? Du stellst einen enormen Reiz für ihn dar.“
„Du auch“, schoss ich zurück. „Immer noch. Das einzige, was ihn bindet, ist sein Versprechen.“ Das brachte ihn zum Schweigen. Aber ich fühlte mich nicht als Sieger. Ich entging einer längeren Diskussion, doch ein bitterer Geschmack blieb. „Darf ich mich zurückziehen?“, fragte ich leise.
„Ich denke, das wäre das Beste.“
Als ich auf meinem Zimmer in den Spiegel sah, erschrak ich fast vor mir selbst. Ich war blass, hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah alles in allem ziemlich zerknittert aus.
„Geh duschen“, sagte Osira, die hinter meinen Beinen hervor lugte. „Du siehst echt grauenhaft aus.“
Die Geister von D’Argent
Ich fand Franklin in einem der Lesezimmer zusammen mit George York, einem Mann in den Siebzigern mit weißen Haaren, wässrig-blauen Augen und einer viel zu großen Brille. Trotz seines Alters hielt er sich erstaunlich aufrecht, und die Falten in seinem Gesicht ließen ihn weniger alt, sondern vielmehr weise erscheinen. Er war freundlich, hatte eine ruhige Art und arbeitete noch sehr aktiv im Außendienst. Ich hatte bereits gehört, dass er sich vor allem in alten Spukschlössern herumtrieb. Ansonsten kannte ich ihn nur flüchtig. Ich begrüßte ihn mit einem freundlichen Nicken und fragte dann Franklin, ob ich besser später noch einmal wiederkommen solle.
„Nein, nein, Mel. Setz dich zu uns. Wir schwelgen nur gerade ein wenig in Erinnerungen. Du weißt ja, wie senile alte Männer sind.“
„Ihr beide seid nicht senil und schon gar nicht alt“, bemerkte ich und zog mir einen bequemen Sessel heran.
„Nun, bei Franklin muss ich dir beipflichten“, gab George zurück. „Doch was mich angeht – ich schätze, ich würde mich selbst belügen, wenn ich abstritte, dass der Zahn der Zeit erheblich an mir nagt.“
Er nahm es mit Humor. Obwohl es bedeutete, dass er den Außendienst bald aufgeben musste. Die Gefahren für einen PSI-Forscher waren ungleich größer als die für einen gewöhnlichen Forscher und die Strapazen höher, da man es mit Dingen zu tun hatte, die einem schier die Lebenskraft aussaugen konnten.
„Aus der Camargue sind uns Aktivitäten auf einem alten Spukschloss gemeldet worden“, erklärte Franklin. „Das fällt in Georges Spezialgebiet. Doch wir sind nicht sicher, ob er so eine Außenmission noch allein bewältigen kann. Alle anderen, die ich für so einen Einsatz abstellen könnte, sind aber bereits anderweitig aktiv.“
„Kann nicht jemand aus Paris mitkommen?“ Das erschien mir am Naheliegendsten. Doch Franklin schüttelte den Kopf. Auch dort stand niemand zur Verfügung, der sich mit Geistern dieser Art auskannte. „Und jetzt? Werden wir ablehnen?“, fragte ich, obwohl ich mir das nicht vorstellen konnte. Wir
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