Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
gebunden hätte. Die blassblauen Augen wirkten fahl, blickten aber aufmerksam.
    „Erzählen Sie uns doch einfach, wann und wie es angefangen hat, Madame“, bat George.
    Entschuldigend lächelte Madame Bouvier und spielte weiter mir ihrer Kette.
    „Wir fressen Sie nicht“, konnte ich mich nicht beherrschen zu sagen und heimste einen halb vorwurfsvollen, halb belustigten Blick von George ein.
    „Entschuldigen Sie bitte meine Begleiterin, Madame. Aber Sie wissen ja, das Ungestüm der Jugend.“
    Madame Bürgermeisterin stimmte dem zu, bemerkte aber an mich gewandt, dass sie mir dies nicht übel nahm. Sie begann zu erzählen, wobei sie sich so sehr bemühte, akzentfreies Englisch zu sprechen, dass sie das ‚R’ schon fast lächerlich stark rollte.
    „Ja, also, es hat alles vor ungefähr acht oder neun Wochen angefangen. Ein Geschäftsmann aus den Staaten hat sich die Gebäude dort draußen angesehen. Er wollte sie kaufen und restaurieren, um einen zweiten Wohnsitz in Europa zu haben. Um einen Bezug zu dem Schloss aufzubauen, bestand er darauf, in einem der Zimmer im Westflügel zu nächtigen. Zwei der Mädchen aus dem Gasthof mussten das Zimmer säubern und herrichten. Den beiden war gar nicht wohl dabei. Und sie behaupten, während ihrer Arbeit seltsame Geräusche gehört zu haben. Und ständig dieses Gefühl, beobachtet zu werden. In der Nacht setzte dann urplötzlich ein fürchterliches Gewitter ein und wir hörten Schreie von D’Argent bis hinunter ins Dorf. Der Amerikaner blieb für fast eine Woche verschwunden. Obwohl wir bei Tageslicht das ganze Schloss durchsuchten und auch die nähere Umgebung, konnten wir keine Spur von ihm finden. Als er wieder auftauchte, war er verstört. Er sah schrecklich aus, zerbissen und voller blauer Flecken und Brandblasen. Er redete wirres Zeug von Geistern und Dämonen und einer Frau in Purpur. Die Beschreibung passte auf Angelique D’Argent. Die letzte Adlige, die das Schloss ihr Eigen nannte. Sie ist Anfang des achtzehnten Jahrhunderts von den Bewohnern des Dorfes gelyncht und verbrannt worden.“
    Ich wagte es, ihren Redefluss zu unterbrechen. „Weiß man, warum sie gelyncht wurde?“
    „Mais oui! Sie war eine Hexe. Angeblich soll sie Neugeborene aus dem Dorf geraubt und für schwarze Messen missbraucht haben. Sogar ihre eigene Tochter hat sie dem Teufel geopfert.“
    Ich wollte schon aufbrausen und klarstellen, dass Hexen so etwas für gewöhnlich nicht tun, aber George erkannte meine Absicht und hielt mich zurück. „Wer hat das Schloss danach bewohnt?“, fragte er ruhig. „Soweit ich weiß, war Angelique D’Argent nicht die letzte Eigentümerin.“
    Madame Bouvier nickte eifrig. „Einige Jahre stand es damals leer. Dann kam ein Fremder ins Dorf und kaufte das Chateau von der Kirche. Nachdem Angelique als Hexe verbrannt worden war, hatte man ihren Besitz natürlich der Kirche übertragen. Das war so üblich.“
    Ich wusste, dass es in den Zeiten der Inquisition so gang und gäbe gewesen war. Wäre es nicht so gehandhabt worden, wären weit weniger Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Aber so hatte die fromme christliche Kirche ein wunderbares Mittel, um völlig unbürokratisch und außerordentlich günstig an Land und Reichtum zu kommen. Ich sagte lieber nicht, was ich dachte, und George dankte mir mein Schweigen, wie ich seinem Seitenblick entnahm. Was mich in diesem Fall wunderte war, dass der Höhepunkt der Inquisition Anfang des achtzehnten Jahrhunderts eigentlich lange vorüber gewesen war. Aber es hatte immer wieder Einzelfälle gegeben, in denen man auf dieses barbarische Mittel zurückgegriffen hatte. Hexenprozesse und Verbrennungen kamen noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich vor. Und davon abgesehen war Angelique D’Argent nicht von einem Inquisitor, sondern von den Bürgern des Dorfes verbrannt worden. Warum war dann ihr Besitz an die Kirche gefallen, obwohl es gar keinen Prozess gegeben und die Kirche damit nichts zu tun gehabt hatte? Vielleicht, weil es sonst keine Angehörigen mehr gab. Wie auch immer, um diesen Umstand konnten wir uns später noch kümmern. Madame Bouvier fuhr mit ihrer Erzählung fort.
    Der Fremde, der das Chateau kaufte, zog mit seiner Familie ein. Aber er lebte nicht sehr lange dort. Zu viele Unglücksfälle passierten. Man war sicher, dass es Angeliques Geist war, der nicht dulden wollte, dass irgendjemand ihr rechtmäßiges Zuhause an sich riss. Viele Unfälle widerfuhren der Familie. Finanziell ging

Weitere Kostenlose Bücher