Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
noch da wäre. Der einzelne Tropfen Blut, den ich von Tizian empfangen hatte und der tief in meinen Zellen schlummerte. Er erwachte, als mir das Bild des Spenders wieder vor Augen trat. Stieg suchend an die Oberfläche, wo der Dämon aus Kalistes Blut nur darauf zu warten schien und sich augenblicklich auf die feindliche Essenz stürzte. Es fühlte sich an, als würden zwei geifernde, fauchende Raubkatzen sich aufeinander stürzen und mit ihren scharfen Krallen und Fängen meine Eingeweide zerfetzen. Der Schmerz zuckte als grelle Lichtblitze vor meinem inneren Auge vorbei. Ich hörte mich selbst schreien, doch dieser Schrei ging unter im ohrenbetäubenden Gebrüll der beiden wilden Bestien, die um die Oberhand über meine Seele kämpften. Die eine rot, groß und mächtig, die andere blau, ein biegsames Geschöpf, schnell und wendig. Es attackierte den düsteren Koloss immer wieder von allen Seiten, der sich mit mächtigen Schlägen seiner Pranken zur Wehr setzte. Sie fielen übereinander her, ein undurchdringliches Knäuel aus zuckenden Gliedern und tödlichscharfen Klauen. Rollten über den wogenden Ozean meines kochenden Blutes, das all meine Zellen auf ein unerträgliches Maß aufheizte. Ich drohte zu sterben, zu verglühen in der ungezügelten Kraft beider Blutlinien, die sich nie miteinander verbinden durften, obwohl genau darin ihr einziges Begehren lag. Denn so vehement der Kampf auch war, immer wieder versuchte die Essenz der Gegner miteinander zu verschmelzen. Ich konnte es sehen, fühlen, schmecken. Ein seltsames Gemisch aus Hass und Liebe, Wut und Begehren, das sie aneinander band und doch gleichzeitig gegeneinander aufbrachte.
    Irgendwann drang ein melodischer Gesang in dieses Gebilde aus Geifer und Gier. Gleichmäßige, sanfte Wellen, die über die Szenerie des Kampfes hinwegglitten, sie umspülten, wie kühlendes Wasser und die beiden Kontrahenten zum Schweigen brachten.
    Ich kam allmählich wieder zu mir, obwohl mein Körper noch immer zitterte und krampfte. Lucien strich mir fürsorglich eine feuchte Strähne aus dem schweißnassen Gesicht. Meine Haut glühte wie im Fieber an seinem kühlen Körper, kleine Rauchsäulen stiegen auf, wo Blut und Schweiß auf ihr verdampften.
    „Scht, du hast es gleich überstanden“, flüsterte er. „Es ist nur das Blut.“
    „Das Blut?“ Meine Zunge war so schwer, dass ich die Worte kaum über meine Lippen brachte.
    „Das Blut der Geschwister darf sich nicht mischen, so heißt es. Weil es sich gegenseitig zerstören würde. Du trugst noch schlummernd Tizians Lebenstropfen in dir. Die Erinnerung an die Nacht, als er ihn dir gab, hat ihn wohl wieder erweckt. Darauf hat Kalistes Dämon reagiert.“
    Nach einer Weile hatte ich mich so weit erholt, dass ich es wagte, mich aus Luciens Umarmung zu lösen. Aber meine Beine wollten mich noch nicht tragen, als ich es versuchte, darum sank ich neben ihm auf den Boden und wartete, dass mir meine Glieder wieder gehorchten.
    „Kaliste und Tizian sind unsere Urahnen. Die ersten unserer Art. Mit ihnen hat alles begonnen, und mit ihnen mag auch alles enden, sollten sie jemals den Tod finden. Darum darf sich ihr Blut nicht mischen. Würde es je geschehen, in seiner reinen ursprünglichen Essenz … Nun, du hast gerade erlebt, was geschieht, wenn sich nur der winzige Tropfen Blut des einen dem Dämon des anderen nähert. Treffen beide Dämonen direkt aufeinander, wird der Kampf tödlich für uns alle enden. Darum wurde das Gesetz beschlossen, dass sich das Blut der Clans niemals vermischen darf.“
    „Wie viele Clans gibt es?“
    „Sechsundzwanzig. Beide Geschwister erschufen je dreizehn Nachkommen, die Lords und Ladys, Gründer der Clans. Kaliste schuf ihre Fürsten der Dunkelheit, Tizian seine Prinzessinnen der Nacht. Er war schon immer der Schwächere von den beiden und fürchtet seine Schwester. Doch er ist auch an sie gebunden, weil unser aller Kraft in ihr, der Erstgeborenen, begründet liegt. Darum ist er klug genug, sich nicht ihren Zorn zuzuziehen.“ Er hob mein Gesicht an und musterte mich prüfend mit besorgtem Blick. „Geht es dir auch wirklich wieder gut?“
    „Ja. Es geht schon. Erzähl weiter.“
    „Wie du aus meiner Geschichte entnehmen konntest, sind unsere beiden Ureltern halb Mensch, halb Dämon, obwohl Magotar ein durchaus menschliches Aussehen hatte, teuflisch schön und unwiderstehlich. Sein Erbe ist es, das den
shaytan
in sich birgt. Und der Fluch des atlantischen Herrschers hat diesen in den

Weitere Kostenlose Bücher