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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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eine Wolke aus Pulverschnee vor, die alle Wolfsspuren von der Kuppe bis zum Waldrand verdeckte. Und genauso geschah es. Ein Windhauch erhob sich aus dem Nichts, wirbelte lockere Schneeflocken auf und überdeckte damit die Fährte. Nichts deutete mehr auf das Rudel hin. Nur ein langgezogenes Heulen ließ noch erahnen, dass es in der Nähe war. Andrea und die anderen kämpften sich mühsam zu mir hoch. Ratlos blickten die Männer einander an, suchten verwundert den Boden ab, wo die Spur so plötzlich endete, als hätten sich die Wölfe in Luft aufgelöst. Camilles Krähe auf meiner Schulter krächzte zufrieden.
    „Da hast du wohl recht, meine Liebe“, stimmte ich ihr zu und kraulte ihre Brust.
    Keuchend erreichte der Trupp schließlich den Hügelkamm und gab die Suche nach weiteren Spuren endlich auf. Andrea sah mich unter der Kiefer stehen, er kam zu mir, nach Atem ringend. Sein Gesicht glänzte trotz der Kälte vom Schweiß der Anstrengung.
    „Warum Sie nicht geschossen?“, fuhr er mich wütend an.
    Ich blickte zum Rest der Jagdgesellschaft, die ebenfalls keuchend und schnaufend im Schnee stand, sich ratlos an den Köpfen kratzte und allmählich an sich selbst zweifelte.
    „Warum hätte ich schießen sollen? Und worauf? Ich wurde doch gar nicht angegriffen. Von was auch?“
    Andrea wollte etwas sagen, doch er klappte den Mund wortlos wieder zu und ging zu seinen Gefährten zurück. Sie tuschelten aufgeregt. Dann traten sie den Rückweg an. Ich sah ihnen lächelnd nach, bis sie meinen Blicken entschwunden waren. Dann schaute ich wieder zum Waldrand hinunter.
    Eloin stand am Rand der Bäume und sah mich mit gelb glitzernden Augen an. Unter meinem Blick verwandelte er sich wieder in das Halbwesen zurück, das er war. Nie ganz Mensch, nie ganz Wolf. Ich bedauerte es ein wenig, denn die wunderschöne Silberfarbe seines Felles glänzte nicht mehr ganz so intensiv, wenn er Werwolf wurde. Und das schillernde Gelb seiner Augen wurde wieder zu schwarzem Opal.
    Dankend nickte er mir zu. Ich erwiderte den Gruß. Osira trat hechelnd neben mich, zufrieden mit dem Ausgang der ungeplanten Jagd. Gleichzeitig erhob sich die Krähe lautstark von meiner Schulter und glitt mit wenigen kraftvollen Flügelschlägen zu den Wölfen hinunter. Sie verschwand zwischen den Bäumen. Eloin folgte ihr, sie würde das Rudel sicher in ihr Versteck führen.
    Zufrieden machte auch ich mich auf den Weg zu meinem Schlafquartier auf dem Friedhof. Armand würde vermutlich ebenfalls schon wieder dort sein. Für heute Nacht waren weder Mensch noch Wolf, noch ihrer beider Brüder – Eloins Rudel – in Gefahr.
    Eine Sorge war ich also los. Doch es galt immer noch, diejenigen zu finden, die hinter all den Todesfällen steckten. Andrea und die anderen aus dem Dorf weigerten sich, mir bei der Suche zu helfen. Ihrer Meinung nach war es allein meine Schuld, falls noch mehr Menschen starben. Ich hätte das Rudel erschießen können, es aber nicht getan. Keiner hier wollte das verstehen. Dass sich die Wölfe in Luft aufgelöst hatten und ich immer noch vorgab, gar kein Rudel gesehen zu haben, förderte auch nicht gerade meine Beliebtheit bei diesen Leuten.
    Armand war mit den erwarteten Nachrichten aus Bukarest zurückgekehrt. Die anderen Opfer waren auf die gleiche Weise aufgeschnitten und ausgeweidet worden. Nachdem uns nun die Hilfe unser Gastgeber fehlte, was Armand deutlich weniger störte als mich, machten wir uns allein auf die Suche nach weiteren Spuren. Ich ging zuerst noch einmal zum See. Armand ließ sich von mir die Stelle beschreiben, an der ich Eloins Rudel getroffen hatte und würde von dort mit der Suche beginnen. Bei Sonnenaufgang würden wir uns wieder in der Gruft treffen und die gesammelten Informationen zusammentragen. So deckten wir ein größeres Gebiet in der gleichen Zeit mit unserer Suche ab. An dem stillen, dunklen Wasser überkam mich das merkwürdige Gefühl, nicht allein zu sein. Doch ich konnte niemanden entdecken. Keinen aus dem Dorf, keinen Werwolf. Nicht mal Camilles Krähe. Im stillen nächtlichen Wald waren nur Osira und ich. Meine Wölfin knurrte. Ihr Nackenfell sträubte sich. Irgendetwas stimmte nicht. Oder war es nur meine eigene Unruhe, die sich auf mein Seelentier übertrug?
    Es knackte im Gehölz. Ich fuhr herum, suchte nach der Ursache. Ein Rehbock ergriff mit weiten Sprüngen die Flucht. Irgendwo über mir rief eine Eule. Mürrisch sank ich in den Schnee am Ufer. Es führte nicht die geringste Spur von diesem See

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