Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
Fältchen um seine Augenwinkel bildeten. Ich schaute zurück. Da stand Osira. Sie winselte leise, legte den Kopf schief und setzte sich schließlich. Das Rudel konnte sie sehen. Und weil mein Seelentier ein Wolf war, sahen sie eine Seelenschwester in mir. Dabei spielte es keine Rolle, ob ich Vampir, Hexe oder Mensch war – oder von jedem etwas. Ein deutlicher Pluspunkt für mich, Osira bei mir zu haben. Vielleicht wären sie sonst nicht ganz so freundlich gewesen.
„Komm nur näher und leiste uns Gesellschaft. Wir haben nicht viel zu bieten, doch das Blut des Hirsches ist noch warm.“
Es wäre eine unverzeihliche Beleidigung gewesen, diese Einladung abzulehnen. Tierblut war nicht ganz das, was ich üblicherweise zu mir nahm, aber wenn es half, hier einen guten Anfang zu schaffen. Also schritt ich in Begleitung des Alphawolfes auf die Beute zu. Das Rudel wich respektvoll zurück, als ich neben dem toten Körper auf die Knie ging und meine Lippen auf eine Vene nahedem Herzen drückte. Es schmeckte gar nicht mal schlecht. Als Mensch hätte ich die Preiselbeeren vermisst. Langsam erhob ich mich wieder. Der Alpha nickte mir wohlwollend zu.
„Danke“, sagte ich. „Mein Name ist Melissa Ravenwood. Ich komme im Auftrag des Ashera-Ordens. Und ich will euch helfen.“
„Mein Name ist Eloin“, antwortete mir der Lykantrop und schlug sich mit der silbergrauen Pfote vor die Brust. „Warum sollten wir deine Hilfe benötigen, Melissa Ravenwood?“
Mein Blick glitt zu dem toten Hirsch. Unwahrscheinlich, dass diese Werwölfe Jagd auf Menschen machten. Aber die Dörfler glaubten das. Ein gerissener Hirsch allein würde sie nicht vom Gegenteil überzeugen.
„Es wurden Menschenleichen in der Gegend gefunden, deren Verletzungen aussehen, als wären sie von Wölfen gerissen worden.“
Mein Gesprächspartner nickte, wies aber mit der Hand ein Stück beiseite. Fort von seinem Rudel.
„Ja, das ist eine furchtbare Sache. Der ganze Wald ist durchzogen vom Geruch dieser Taten. Wir haben eine tote Frau gesehen. Ihr Körper war ausgeweidet. Sehr schlimm. Doch es war keiner von uns. Mein Rudel würde niemals einen Menschen töten. Und wir haben den Kadaver auch nicht angerührt. Wir Lycaner haben einen Pakt unterzeichnet. Frieden mit den Menschen.“
„Die Dorfbewohner wissen nichts von solch einem Pakt. Und ihr Aberglaube ist viel zu stark. Sie werden euch jagen. Mit Silberkugeln. Diese Menschen werden nicht eher ruhen, bis ihr tot seid.“
Eloin lächelte mich beruhigend an. „Wir können die Gestalt unserer vierbeinigen Brüder annehmen. Dann sind wir schnell wie der Wind. Keiner wird uns zu fassen kriegen.“
Er nahm es viel zu leicht. Weil er sich keiner Schuld bewusst war. Göttin, er und die anderen waren ja auch unschuldig. Trotzdem konnten sie unmöglich hier bleiben, solange das Dorf nach ihren Köpfen schrie.
„Der Ashera-Orden hat ein Ausweichgebiet, nur vier Tagesreisen von hier. Dorthin könnt ihr euch zurückziehen, bis ich die Vorgänge geklärt habe. Es ist sicherer für dich und dein Rudel.“
Ich legte Eloin die Hand auf den Arm. Verwundert folgte er dieser Geste mit den Augen.
„Eine Vampirin? In einem menschlichen Orden? Der Lycaner am Herzen liegen? Es scheint, in diesen Tagen gehen tatsächlich merkwürdige Dinge vor sich.“
Wer Wolf?
Er wurde nachlässig mit seinen Opfern, dieser Killer. Der tote Frauenkörper wurde nur von einigen ausgerissenen Sträuchern bedeckt. Außerdem lag er viel zu nah am Holzfuhrweg. Sicher würde man ihn bald entdecken. Aber das konnte ihm nur recht sein. Wenn der Täter in diesen Dingen unachtsam wurde, warum dann nicht auch in weiteren. Lächelnd beugte er sich über sein Fundstück und begutachtete die ausgefransten Wundränder. Behutsam schob er seine Hand in die Öffnung. Der Körper war leer, wie alle anderen. Ausgeblutet und ausgeweidet. Womit sollte er jetzt nur die Spur legen, der seine Angebetete folgen konnte?
Ein Kaninchen beging den verhängnisvollen Fehler, genau in diesem Moment sorglos an ihm vorbei zu hoppeln. Er packte es mit einer schnellen Bewegung und biss sofort die Kehle durch. Der kleine Körper hörte auf zu zucken und erschlaffte. Kein menschliches Blut. Aber gut genug. Weniger verräterisch als sein eigenes. Wenn er Glück hatte, würde Melissa nicht merken, dass es Tierblut war. Aber die Präsenz von Vampirblut hätte sie ganz sicher nicht übersehen.
Er träufelte den größten Teil des Kaninchenblutes in die offene Bauchhöhle
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