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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Loyalität und zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass ich mich stärker den Vampiren als den Menschen verpflichtet fühlte.
    Von außen sah das Kloster so unauffällig aus, wie jedes andere. Ein Koloss aus dicken, grauen Steinen, der sich an den Fuß eines Hügels schmiegte, geschützt durch eine hohe Mauer. Das Motiv für eine Highland-Postkarte.
    Die Zurückgezogenheit dieser Gemeinschaft wurde allgemein anerkannt, nur selten durfte ein Außenstehender den inneren Kreis betreten. Seit Jahrzehnten hatte man keine Mitglieder mehr aufgenommen. Doch die Abgaben an die Kirchenzentrale erfolgten pünktlich, ebenso die Berichte, und es herrschte ein reger E-Mail-Kontakt zwischen dem Abt und seinen Brüdern in anderen Klöstern.
    Wir wurden sofort eingelassen, was ganz sicher an Saphyros Status lag. Der Abt hieß uns in seinen Privaträumen willkommen. Darius Medessa. Er war groß. Mit dunkelblonden, kurz geschorenen Haaren und einem sehnigen Körper. Das Bemerkenswerteste aber waren seine Augen. Zweifarbig, eines blau und eines grün. Er betrachtete mich mit einem abschätzigen Lächeln, während er sich von Saphyro den Grund unseres Kommens erklären ließ. Aufgrund seiner Stellung innerhalb der Vampirfamilie hatten wir uns darauf geeinigt, dass es erfolgversprechender war, wenn er das Gespräch mit Darius führte. Dennoch wandte sich der Abt an mich.
    „Hier wirst du nicht finden, was du suchst“, stellte er fest und kehrte uns den Rücken zu, als wolle er uns entlassen.
    „Wir brauchen den unschuldigen Vampir‘, sagte ich mit leiser Stimme, weil ich dies in einem Kloster für angemessen hielt und auch Saphyro eher flüsternd gesprochen hatte. „Wo, wenn nicht hier, könnten wir ihn finden? Es geht um die Rettung der ganzen Welt.“
    Er blieb stehen, blickte über die Schulter zurück, mit hochgezogener Augenbraue. Sein Profil war markant. Die Nase leicht gekrümmt, die Lippen schmal. Er wirkte aristokratisch. Ob er es im sterblichen Leben gewesen war, vermochte ich nicht zu sagen.
    „Geht es das nicht immer?“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus, doch zumindest drehte er sich wieder zu uns um. „Was bekomme ich dafür, wenn ich weiß, wo ihr diesen einen findet und es dir sage?“
    Er lauerte. Ich blickte unsicher zu Saphyro, doch der zuckte nur kaum merklich mit den Schultern. Schließlich straffte ich mich und hielt ihm mein Handgelenk hin. Ich trug das Blut Kalistes in mir und einiger anderer sehr alter Vampire. Und vielleicht war mein Ruf als Schicksalskriegerin mir ja auch bis hierher vorausgeeilt, wenngleich ich noch immer selbst nicht wusste, was damit überhaupt gemeint war und weshalb gerade ich eine solche Kriegerin sein sollte.
    Er warf nun einen kurzen Blick auf meinen Arm, den pochenden Puls, der sehr schnell unter der dünnen Haut schlug, dann schüttelte er den Kopf.
    „Ich begehre das Blut der Urmutter nicht“, sagte er kühl. „Oder irgendeins von den anderen, die durch deine Adern fließen. Du hast von vielen getrunken. Auch von den Alten. Aber damit kannst du mich nicht ködern.“
    „Was ist es dann, was du willst?“
    Er lachte leise, lachte mich aus, weil ich bereit war, jeden Preis zu zahlen. Für eine Information, die mir im schlimmsten Fall nicht einmal etwas nützen würde, falls auch er sich irrte, oder falls dieser Vampir nicht willens war, mit mir zu kommen und Jenny zu retten.
    „Ich will gar nichts von dir, meine junge Freundin. Denn das Wissen bringt dir nichts. Er wird dir den Jungen niemals geben.“
    Alle Hoffnungen brachen im selben Augenblick zusammen, in dem sie erstmals Nahrung erhielten.
    „Ich muss es dennoch versuchen. Bitte.“
    Wir standen eine Weile schweigend beieinander und noch einmal bot ich ihm mein Handgelenk als Gegenleistung für seine Information. Aber wieder lehnte er mit einem zynischen Grinsen ab.
    „Es ist gut zu wissen, dass ein Mitglied der Ashera, und noch dazu der Zögling Luciens, in meiner Schuld steht. Vielleicht wirdsich das irgendwann als nützlich erweisen.“
    Es war mir unangenehm, in seiner Schuld zu stehen und ich verstand meinen Vater besser denn je, dass er so lange gezögert hatte, Luciens Angebot mit der Schriftrolle anzunehmen. Die Göttin allein wusste, wie er die Schuld eines Tages einzutreiben gedachte. Doch darüber konnte und durfte ich im Moment nicht nachdenken. Also war der Handel besiegelt.
    Darius nickte und griff in die Schublade seines Sekretärs. Er reichte mir ein kleines Buch und ermutigte mich, es zu öffnen. Darin

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