Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Eine Hand wäschst die andere.“
Übelkeit stieg in ihm auf, wenn er sich ausmalte, welche Art von Bezahlung es womöglich sein würde. Doch er hatte keine Wahl gehabt. Sie mussten alles über Darkworld und die Öffnung des Tores wissen. Den Feinden einen Vorteil überlassen, kam nicht in Frage. Mit der angefangenen Übersetzung war es nicht mal so schwer, auch den Rest zu entziffern. Sie arbeiteten parallel mit mehreren daran. Jeder an einem anderen Abschnitt. Auch Franklin hatte keine Ruhe, solange sie nicht fertig waren und zumindest Anhaltspunkte für die Pläne von Sir Maxwell sahen. Um Ruhe bemüht, setzte er sich wieder, schob seine Brille zurecht und konzentrierte sich demonstrativ auf das Papier vor sich.
„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne weiterarbeiten.“ Seine Stimme klang viel zu unsicher, doch er kam gegen die Furcht, die ihn in Gegenwart des mächtigen Vampirs überkam, nicht an. Sicher bemerkte er es, an seinem Blick, seinem Geruch, seiner Haltung. Lucien war gut darin, Menschen zu lesen. Er machte keinerlei Anstalten, Franklins Bitte nachzukommen. Stattdessen erhob er sich und kam herüber, stellte sich ganz dich neben ihn, sodass seine Aura Franklin wie eine unheilvolle Wolke einhüllte, ihm die Kehle zuschnürte. Sein schwarzes Haar, streifte Franklins Wange, als er sich vorbeugte und einen Blick auf die Schriften warf.
„Ich kann dir helfen. Die Zeit rennt euch davon, nicht wahr?“
Das dunkle Timbre seiner Stimme hatte etwas Einlullendes. Franklin zuckte zusammen, als eine Hand zärtlich über seinen Rücken strich. Jeder Muskel seines Körpers spannte sich in Ablehnung, konnte er sich doch allzu gut an Luciens Besuch in dem Hotel in Miami erinnern und wie leicht er ihn dort eingewickelt hatte. Heute war er empfänglicher denn je, weil er das Blut so lange schon entbehrte. Lucien zögerte sicher nicht, sich diesen Umstand zunutze zu machen, was seine nächsten Worte bestätigten.
„Sie ist nicht hier, deine Tochter. Kann dich nicht schützen vor mir. Und sie wird nie erfahren, was sie nicht erfahren darf.“
Weiche Lippen streiften Franklins Stirn. Wenn er glauben könnte, dass dies der Preis für den Papyrus war, hätte er sich vielleicht überwinden können, den Vampir gewähren zu lassen. Es wäre eine glaubwürdige Ausrede vor sich selbst gewesen, dass er sich aus gutem Grund zur Hure machte, auch wenn die Wahrheit woanders lag. Gier pochte schmerzhaft in ihm und der verbotene Nektar war so nah. Doch sein Stolz ließ nicht zu, dass er nur der eigenen Bedürfnisse wegen solch einen Schritt tat und Lucien damit eine Macht über sich zuspielte, die er nie wieder zurücknehmen konnte.
Er war zu schwach, viel zu schwach, um sich des Zaubers zu erwehren, den Lucien spann. Allein kam er nicht dagegen an, doch er war nicht ganz allein.
Unvermittelt füllte ein tiefes Dröhnen den Raum, Hitze breitete sich aus und bauschte gespenstisch die Vorhänge am Fenster.
Etwas packte Lucien und schleuderte ihn an die hintere Wand des Zimmers.
Franklin war selbst überrascht von der freigesetzten Kraft, sein Herz pulsierte, weil er nicht wusste, wie Lucien darauf reagierte, der mit aufgerissenen Augen auf den Schemen des Drachen blickte, der sich hinter Franklin im Raum manifestiert hatte und bedrohlich sein großes Maul aufriss. Im Gegensatz zu Franklin selbst hatte sein Krafttier Cornach keine Angst vor Lucien und dessen Macht. Tausende von Jahren, Tausende von Blutlinien hatte er begleitet, trug die Weisheit des Universums in sich und gab seinem Menschen nun ein Stück dieser Zuversicht, damit er dem Vampirlord die Stirn bieten konnte, was auch zu gelingen schien.
Jedoch nur für wenige Sekunden, dann brach Lucien in schallendes Gelächter aus.
„Der große Franklin Smithers wagt es nicht, mir allein die Stirn zu bieten, nein, er muss sein Haustier zu Hilfe holen.“
Wut flammte in Franklin auf, dass er es wagte, so über ein Wesen wie Cornach zu sprechen. Sein Zorn übertrug sich auf den Drachen, der Lucien seinen glühenden Atem entgegenhauchte und ein warnendes Grollen erklingen ließ.
Da war es mit dem Humor des Lords vorbei. Das Lachen erstarb und mit grimmigem Ausdruck trat er Cornach entgegen, zeigte keinen Respekt, ließ stattdessen seine Arme vorschnellen und blies nun seinerseits einen Eissturm auf das Totem, der die Hitze brach und die gläsernen Flügeltüren zum Garten hinaus auffliegen ließ. Sekunden später wurde der Drachenschemen von einem Wirbel erfasst und
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