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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Kloster zu führen und sterbliche Heranwachsende aufzunehmen? Es muss doch irgendjemandem aufgefallen sein, dass er nicht altert.“
    Anakahn lachte leise. „Darius hat viele Gesichter. Du hast nur eines gesehen. Und davon abgesehen, wer vermutet schon einen Teufel innerhalb der Mauern eines Gotteshauses?“
    Damit hatte er recht.
    „Ich bitte dich nun zu gehen, Melissa. Akzeptiere, dass auch ich euch nicht helfen und du den Jungen nicht mit dir nehmen kannst.“
    Ich fixierte ihn, versuchte, in seinen Gedanken zu lesen, aber er verschloss sie vor mir. „Tu das nicht, Anakahn. Verschleiere nicht deine Gedanken, dazu hast du kein Recht. Hier geht es um mehr, als den Wunsch eines Einzelnen.“
    „Ich habe jedes Recht, denn du befindest dich in meinem Revier. Drohe mir nicht, Melissa. Ich warne dich. Was bist du schon? Noch ein Neugeborenes in der Nacht. Ich bin heute schon mächtiger, als du es je sein wirst. Nur meine Güte hält mich davon ab, dich zu vernichten.“
    „Es liegt ganz sicher nicht in meiner Absicht zu drohen“, erwiderte ich ruhig. „Doch ich bitte dich inständig, deine Entscheidung gut zu durchdenken, ehe du sie fällst. Wenn wir Jenny nicht retten, indem wir ihr ungeborenes, von einem Inkubus gezeugtes Kind töten, wird es womöglich dazu benutzt, Darkworld zu öffnen. Ich denke nicht, dass das deinem Wunsch entspricht.“
    Ich hielt seinem Blick weiter stand. Vielleicht war es das, was mir schließlich seinen Respekt brachte, vielleicht war es auch die Erwähnung von Darkworld, denn bisher hatten wir nur gesagt, dass wir das Blut des unschuldigen Vampirs brauchten, um ein Menschenkind zu retten. Seine Augen weiteten sich bei der Erwähnung der einstigen Parallelebene, die nun als Gefängnis diente. Mit einem Mal wirkte er müde und schließlich hielt er die Barriere nicht länger aufrecht, ließ die Schultern hängen und machte eine vage Geste. Gleich darauf betrat ein junger Mann den Raum, es war fast, als gehe er direkt durch die Wand, doch wenn man genau hinsah, erkannte man einen Durchlass. Er stellte sich neben Anakahn und musterte Saphyro und mich mit unverhohlener Neugier.
    „Arante. Er ist mein einziger Sohn. Der einzige, den ich je erschuf, doch nicht gemacht für unsere Art zu leben. Blut zu trinken oder es zu geben. Ihr verlangt Unmögliches.“
    Der Jüngling verlor das Interesse an uns, denn er wandte sich wortlos ab, ging zum Tisch, wo er Papier und Feder heranzog und anfing zu schreiben. Er war hager von Gestalt, zerbrechlich fast. Weißblondes Haar umschmeichelte in weichen Wellen sein Gesicht, das knabenhaft wirkte. Seine blauen Augen blickten wach und verträumt zugleich, während er konzentriert über einem Bogen Papyrus saß und den Federkiel unablässig darüber führte.
    „Was tut er da?“
    „Er schreibt Gedichte. Wunderschöne Gedichte über das Paradies und seine Götter. Aber auch über die Schönheit der Hölle, in der wir leben.“ Anakahn klang verbittert und traurig. „Die Musik, die dich so gefangen hat, floss aus seinen Fingern. Im Nebenraum steht eine Harfe, der er Töne entlockt, wie es kein Mensch je vermag.“
    „Dein Herz trauert um ihn, habe ich recht? Ich sehe es dir an, höre es in deiner Stimme. Ein Herz, das doch sonst kein Erbarmen kennt.“ Ich musste an Ivanka denken und seine harten Worte vor Gericht.
    „Auch mein Herz kennt Erbarmen, Melissa. Doch dies zu zeigen würde nichts ändern. Meine Anhänger wollten ihren blutigen Gott, also war ich, was sie in mir sehen wollten und blieb es, auch wenn der Kult längst vergangen ist. Arante ist anders, als jene die kamen, um mir ihre Verbrecher zu opfern und manchmal ihre Kinder. Er kam, vor vielen hundert Jahren. Nicht zu den Festen und Ritualen, sondern allein in die Höhle des Löwen. Ohne Schutz und ohne Furcht. Er wollte sich mir opfern, selbstlos, nur um seiner Familie das Glück zurückzubringen. Er glaubte daran, dass ich dies vermochte und flehte, ich möge sein bescheidenes Opfer als würdig erachten. So rein – ich liebte ihn vom ersten Augenblick an.“
    Das konnte ich verstehen. Der Mann dort drüben war überirdisch schön, und er musste es bereits vor seiner Wandlung gewesen sein. Das helle Haar fiel schmeichelnd über seinen Rücken und im Kerzenlicht wirkten seine Augen wie dunkelblaue Opale. Makellose Haut, feine Züge, geschmeidige Glieder. Und in seinem Blick lag eine Sehnsucht, die einem das Herz zerriss.
    „Arante bot mir sein Leben, doch zum ersten Mal brachte ich es nicht

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