Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Seite davontrug, ehe er dem tödlichen Kreisel auswich. Ein kehliges Lachen begleitete den Triumph der Kreatur.
Armand ignorierte den Schmerz, der ihm tief ins Mark schnitt. Ebenso die klebrig-feuchte Wärme, die an ihm hinab rann und den Boden tränkte. Seine Wehrhaftigkeit war erst mal halbiert. Er fühlte zwar, wie das Blut prickelnd zu den Wunden strömte, um sie zu heilen, doch noch brauchte das Zeit. Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf den toten Dämon am Boden, sein Blut stellte das Heilmittel dar, nur leider kam er nicht dran, solange der andere noch lebte.
Mut der Verzweiflung trieb ihn voran, er erinnerte sich der Finten und Hiebe, die er in seiner Jugend gelernt hatte. Ganz sicher beherrschte dieses einfältige Wesen keine Duellregeln, dies konnte ebenso Vorteil wie Nachteil sein. Mit ein paar gezielten Schlägen gelang es ihm, seinen Gegner zurückzudrängen, bis dieser mit dem Rücken an einem Felsen stand. Hier war ihm zumindest keine erneute Todespirouette mehr möglich, an Aufgeben dachte er deswegen noch längst nicht. Brüllend reckte er den Kopf vor, drohte Armand mit seinem weit aufgerissenen Maul. Er durfte sich auf keinen Fall beeindrucken lassen.
„Du kannst diesen Mauern niemals lebend entkommen“, sprach ihn der Dämon mit heiserer Stimme an.
Armand stockte der Atem, sie beherrschten die menschliche Sprache? Dann musste er seine Meinung revidieren, denn dazu gehörte eine gewisse Intelligenz. Sie waren also nicht nur von ihren Instinkten gesteuert. Ihm persönlich gefiel der Gedanken eines animalischen Verstandes nicht, denn jetzt musste er umso mehr auf der Hut sein. Er beschloss, alles auf eine Karte zu setzen und ging zum Frontalangriff über.
Der Dämon wehrte sich mit aller Kraft, doch Armands Hiebe gingen gnadenlos auf ihn nieder, geführt mit Erfahrung und Wut. Er traf beinah jedes Mal, steckte zwar auch etliche Schrammen ein, doch am Ende hatte er den Dämon so sehr in die Enge getrieben, dass er mit einem schnellen Stoß dessen Kehle durchbohrte. Ein unappetitliches, gurgelndes Geräusch erklang, als die Luft aus den Lungen wich. Armand wartete, bis die Flügel erschlafften, dann packte er die Kreatur und schlug seine Fänge tief in das zähe Fleisch der Kehle. Er saugte schnell und fest, raubte pulsierendes Leben, warf den Kadaver beiseite, sobald er leergetrunken war und widmete sich sofort dem bereits erkalteten Torso am Boden. Die Totenstarre hatte schon eingesetzt, der Körper war ausgekühlt, machte den zähen Saft noch ungenießbarer. Er kämpfte den Ekel nieder, der ihn immer wieder würgen ließ. Nein, er würde keinen Tropfen dieses Blutes wieder aus sich herauslassen, denn er brauchte es dringender als je zuvor in seinem Leben.
Anakahn bat darum, allein mit Arante reden zu dürfen, um ihm alles zu erklären und ihm die Entscheidung zu überlassen. Da es um Jennys Leben ging und ich Anakahn nicht traute, fiel es mir schwer, dem zuzustimmen, doch Saphyro beruhigte mich damit, dass er ein Mann von Ehre sei und man seinem Wort trauen konnte. Eine Stunde später kam er zu uns zurück und teilte mir mit, dass Arante mit mir sprechen wolle. Unter vier Augen. Sein Gesicht zeigte, dass er mit dieser Entscheidung seines Zöglings alles andere als glücklich war, trotzdem fügte er sich dessen Wünschen und blieb bei Saphyro.
„Mein Vater hat mir gesagt, dass es eine Frage von Leben und Tod ist“, begann er mit sanfter Stimme. „Ist das wahr?“ Ich nickte. „Was genau bedeutet das?“
„Es bedeutet, dass eine gute Freundin von mir sterben muss, wenn du sie nicht verwandelst.“
„Verwandeln? Du meinst, so wie Anakahn mir den Blutkuss gab?“
Auch das bestätigte ich.
„So was habe ich noch nie getan. Besteht die Möglichkeit, dass ich deine Freundin dabei töte?“
„Ja, dieses Risiko müssen wir eingehen, sonst hat sie keine Chance.“
Er schien verwundert.
„Es geht noch um mehr“, erklärte ich und erzählte ihm auch von Darkworld und dass man Jenny und ihr Kind vielleicht dazu benutzen wollte, dieses Dämonengefängnis zu öffnen und eine zweite Hölle auf Erden einzuläuten.
„Ich kenne die Welt dort draußen nicht, von der du sprichst“, sagte er. „Nur aus den Bildern, die ich von meinem Vater empfange, wenn er mich nährt. Sie macht mir Angst – eure Welt. So verändert und fremdartig gegenüber der, die ich einst für Anakahn verließ. Grell und laut ist sie geworden. Ich glaube, ich mag das nicht.“
Ich schluckte. Seine Worte
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