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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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goldenen Lichter zu beobachten, mit denen sie die Welt jeden Morgen aufs neue küsst. Das fehlt mir. So sehr.“
    Sie nickte nachdenklich. „Ja“, sagte sie dann. „Ich denke, das wird mir auch am meisten fehlen.“
    Sie löste sich von mir, stand auf und ging nach unten in den Keller, wo neben meinem Bett nun auch jeweils eines für Warren und für sie stand.
    „Und es werden immer mehr“, sagte ich leise zu mir selbst und spürte, wie Tränen heiß über meine Wangen liefen. Es war nicht gerecht. Weder Jenny noch Warren hatten eine Wahl gehabt. Beide haderten sie mit ihrer neuen Natur und das zu Recht. Vor allem Jenny war zu jung, um dazu verdammt zu werden, niemals zu reifen. Konnte sie das ertragen?
    Warren litt insbesondere darunter, dass Dracon nicht mehr da war. Er hatte ihn an sich gebunden, was mich inzwischen zweifeln ließ, ob es die richtige Idee gewesen war, ihn fortzuschicken.
    Ich seufzte tief. Zu guter letzt quälte es auch Franklin, dass ein Ashera-Mitglied nach dem anderen zu einem Bluttrinker wurde. Hoffentlich folgten nicht noch weitere.

     
    Franklin rieb sich müde über die Augen und warf seine Brille auf den Schreibtisch. Es war einfach zu viel gewesen in den letzten Wochen.
    Große Göttin, innerhalb kürzester Zeit hatte er zwei Ashera-Kinder an die Nacht verloren. Wo sollte das noch hinführen?
    Die Nähe des Vampirlords trug auch nicht gerade dazu bei, dass er sich wohler fühlte. Armands Verschwinden zerrte sowieso an seinen Nerven. Er hatte eine Detektei mit der Suche beauftragt und außerdem Nachforschungen über sämtliche Mutterhäuser laufen, denen er vertrauen konnte, ohne dass das Magister etwas davon mitbekam. Alles ohne Erfolg.
    Natürlich hoffte er nicht, dass Armand zu
ihm
zurückkam, aber die Sorge, wo er sich befand, was ihm vielleicht widerfuhr, ließ sich nicht abstellen. Er glaubte nicht daran, dass er freiwillig gegangen war, Melissa verlassen hatte ohne ein Wort, nur mit einem nichtssagenden Brief, wie jenem, den er selbst erhalten hatte. Bei sich konnte er es sogar noch verstehen. Ihre Beziehung war nun schon seit weit über einem Jahr nur noch freundschaftlich. Er litt sehr unter dem Entzug des Blutes, das wurde ihm Tag für Tag bewusster, wenn er in den Spiegel sah, doch Melissas Angebot annehmen, kam nicht in Frage. Wenn einer von ihnen die Kontrolle verlöre, würden sie sich das nie verzeihen. Dieses Risiko war zu groß.
    „Wie viel Stolz kann ein Mensch ertragen, ohne daran zu zerbrechen, Franklin?“, fragte Lucien leise.
    Diesmal zuckte Franklin nicht einmal zusammen. Er rechnete inzwischen ständig damit, dass Lucien zu ihm kam, sehnte es sogar mit einem Teil seiner Seele herbei, würde sich aber lieber die Zunge abbeißen, als es zuzugeben. Obwohl ihm die Unsinnigkeit dessen bewusst war, denn dass Lucien seine Gedanken wie in einem offenen Buch las, daran gab es keinen Zweifel.
    „Willst du mir nicht antworten,
jamal
?“
    Seine Stimme war nur ein Hauch, ein dunkles Vibrieren in der Stille, besonders das Kosewort, mit dem er einen unsichtbaren Zauber um Franklin zu weben schien. Als er die Augen öffnete und ihn ansah, wurde sein Profil vom Kaminfeuer auf so unbeschreibliche Weise angestrahlt, dass er wie ein gefallener Engel wirkte. Mit langen Wimpern, die zärtlich seine Augen umrahmten. Weichen Lippen, die sich sinnlich bewegten, wenn er sprach. Franklin verstand mit einem Mal sehr gut, warum seine Tochter diesen Vampir so sehr liebte, dass sie sich erneut freiwillig in dessen Obhut begeben hatte. Und er spürte selbst die Faszination, die dieser Mann auslöste, die erste zarte Regung von Verlangen. Schnell senkte er den Blick.
    „Ich weiß nicht, Lucien“, antwortete er, um Gleichmut in seiner Stimme ebenso bemüht wie um innere Ruhe. Der Vampir seufzte resigniert.
    „Nicht viel, Franklin“, erklärte er. „Wirklich nicht viel. Die meisten zerbrechen so schnell an ihrem Stolz, dass sie es gar nicht bemerken. Weiterleben in einer Qual, aus der es kein Entrinnen gibt, weil sie nicht erkennen, worin diese ihre Ursache hat. Und alles aus Stolz.“
    Lucien hatte während dieser kleinen Ansprache seinen Platz am Kamin verlassen und war jetzt ganz nah an den Schreibtisch herangetreten. Er beugte sich zu Franklin herüber. Sein geruchloser Atem streifte seine Wange und die Ausstrahlung von Stärke und Macht beunruhigte ihn bis ins Mark.
    „Diese Menschen wissen nicht, was ihnen durch diesen Stolz versagt bleibt. Und dabei brauchen sie es so sehr. Die

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