Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
herum.
Ein Flügelschlagen in seinem Rücken warnte ihn vor. Scheinbar ruhig und besonnen drehte er sich um und stellte sich dem Feind entgegen. Die Klingenfedern hatte er fest umfasst, hielt sie aber an der Innenseite seiner Arme nach oben gerichtet und so vor den Blicken des Dämons verborgen. Ein Überraschungsmoment, das über Sieg oder Niederlage entscheiden mochte. Er wartete den richtigen Moment ab, fixierte, versuchte eine Schwachstelle auszumachen und dann sprang er mit einem mächtigen Satz empor.
Welodan und er waren eins, sein Brüllen stand dem eines Raubtieres nicht nach, als er noch im Flug die Klingen hervorschnellen ließ, sie tief in den Leib der Kreatur trieb, die von der Wucht des Aufpralls gestoppt und nach hinten gepresst wurde. Ihre Flügel umschlangen sie beide wie in einer zärtlich schützenden Geste. Armand stemmte seine Beine gegen den Torso, drückte ihn von sich, drehte sich in der Luft und zog die Schneiden in einer fließenden Bewegung wieder heraus, während er dem Boden zustrebte, wo er federnd auf seinen Beinen landete. Der blutende Kadaver hingegen prallte an einen Felsen und sank zerschmettert nieder. Armand zögerte keine Sekunde, wartete nicht, ob Nummer fünf irgendwo auftauchte, sondern stürzte sich auf seine Beute und saugte das Blut aus jeder Faser des Körpers.
Noch während er von dem toten Dämon trank, hörte er hinter sich ein bedrohliches Knurren.
Langsam drehte er den Kopf und sah dem fünften im Bunde entgegen. Der Dämon, der ihm als erster begegnet war und ihm die tiefen Schnittwunden beigebracht hatte. Er war deutlich größer als die anderen vier, das fiel Armand jetzt auf. Auch in seinen schwarzen Augen sah Armand tödliche Gier. Es stand außer Frage, dass sie kämpfen würden, auf Leben und Tod. Ganz langsam erhob er sich auf die Beine, behielt den Blick fest auf das geflügelte Wesen gerichtet, das mit mäßigen Schlägen seiner Schwingen Position hielt. Jedes Mal, wenn die Klingen die Luft durchschnitten, erzeugten sie einen hohen, sirrenden Ton, so dass sich die feinen Härchen in Armands Nacken aufstellten. Fast schmerzhaft, wie der Klang durch seinen Körper fuhr und eine Vibration auslöste, die immer unangenehmer wurde. Die Waffen in seinen Händen zitterten, gaben offenbar Antwort, darum packte er sie fester, bis sie wieder ruhig in der Hand lagen.
Der Dämon registrierte dies mit schräg geneigtem Kopf und stellte die Bewegungen seiner Federschneiden wieder ein. Am liebsten hätte Armand dankbar aufgeatmet, dass dieses grässliche Geräusch aufhörte, doch er durfte sich ein Zeichen von Schwäche nicht leisten. Wenn der Kerl das sah, begann er sicher sofort wieder, dieses Geräusch zu erzeugen.
Mit steifen Schritten ging Armand auf ihn zu. Er setzte alles auf eine Karte, unterdrückte jede Angst. Sein Herz schlug so laut,dass er glaubte, es müsse von den einzelnen Felsen widerhallen, doch nach außen gab er sich ruhig und entschlossen. Der andere wusste damit augenscheinlich nichts anzufangen, wurde unruhig, zögerte. Armand schöpfte Hoffnung, doch zu früh. Der Dämon schoss auf ihn zu, presste ihn an den Felsen, an dem kurz zuvor sein Bruder zerschmettert war. Mit einem Keuchen stieß Armand den Atem aus. Er hatte das Gefühl, die Wucht habe seine Schultern ausgekugelt. Die Klauen pressten sich tief in sein Fleisch, drückten seine Oberarme so derb nach hinten, dass die Blutzirkulation unterbrochen wurde und sich langsam Kälte und Kraftlosigkeit in den Gliedmaßen breit machten. Wenn er die Waffen nicht mehr halten konnte, war er schutzlos, darum krampfte er seine Finger so heftig um den Griff, dass ihm der Stahl ins Fleisch schnitt und ein dünnes Rinnsal Blut hervortrat. Er hoffte nur, dass das Heft dadurch nicht zu glitschig wurde und ihm entglitt.
Fauliger Atem wehte ihm aus dem aufgerissenen Schlund entgegen, betäubte ihm zusätzlich die Sinne. Seine Schläge waren kraftlos und hatten nicht genug Radius, um den Dämon zu treffen, geschweige denn zu verletzen.
Ihm musste schnell etwas einfallen. Er zog die Beine an, doch sein Gegner war nicht dumm, stieß einen spitzen Schrei aus, der ihm fast das Trommelfell zerriss und zielte mit seinen scharfen Krallen an den Füßen auf Armands Schenkel. Er hatte Mühe, auszuweichen, schaffte es dann doch und trat mit aller Kraft in den Unterleib der Kreatur. Irgendwas würde hoffentlich auch bei ihm dort sitzen, das empfindlich war.
Sekunden später stürzte er zu Boden, war nicht in der Lage,
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