Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Blut, das durch Franklins Adern pulsierte, leichter Moschusduft, vermischt mit dem vertrauten Aftershave, dessen Note den Ashera-Vater beständig umgab, doch nie war es ihm so verlockend erschienen. Er hob den Blick, verschleiert von Gier. Hatte Franklins Haut schon immer dieses Leuchten gehabt? Tanzten die goldenen Funken in seinen Bernsteinaugen zum Takt seines Herzschlags?
Warren hob die Hand, streichelte Franklin über die Wange, der halb erstaunt, halb entsetzt die Augen aufriss und ihn anstarrte. Das plötzliche Misstrauen versetzte ihm einen Stich. Resigniert ließ er die Hand wieder sinken.
„Es ist nichts. Ich bin nur … mir ist … ein wenig schwindelig.“
Er stieß sich von der Wand ab und ging ein paar Schritte in den Raum, der erfüllt war von Franklins Aura. Wie eine Schlange kroch die Präsenz Warren unter die Haut, lockte den Dämon hervor. Nein, das durfte nicht passieren. Nicht jetzt, nicht bei Franklin.
Aber er wusste von der Affäre mit Armand und erinnerte sich an Mels Andeutung, dass Franklin eine Schwäche für Männer hatte. Er konnte den Dämon kontrollieren, und vielleicht war die Idee gar nicht so schlecht. Franklin war dem Dunklen Nektar verfallen und Warren wusste seit der ersten Nacht mit Dracon, was das bedeutete. Er konnte ihm geben, wonach er sich sehnte und im Gegenzug …
Franklins Sorge war körperlich fühlbar, als er eine Hand auf seinen Rücken legte und ihm mit der anderen das feuchte Haar aus der Stirn strich. Erst jetzt wurde Warren bewusst, dass er schwitzte. Und nicht nur das, er zitterte auch wie im Fieberwahn.
Die Lippen des Ashera-Vaters bewegten sich, doch es drangen keine klaren Worte mehr zu ihm durch. Er sah nur diese weichen, rosigen Lippen, konnte sich nicht mehr zurückhalten und umfasste Franklins Gesicht, beugte sich vor und küsste ihn auf den Mund.
Die samtigen Lippen teilten sich, als er seine Zunge dazwischenschob und die verlockende Süße dahinter kostete. Franklins Herz schlug schneller, eine gleichmäßige Trommel, die bis in sein Innerstes klang. Er wollte nur noch eines: Diesen wundervollen Körper in Besitz nehmen und sich darin verlieren. Das Begehren verbrannte ihn fast. Suchend gingen seine Hände auf Wanderschaft, strichen über die muskulöse Brust, den festen Bauch. Es fühlte sich gut an, viel zu verlockend, um darauf zu verzichten.
„Warren, nicht!“, drang eine Stimme durch den Nebel des Blutrausches.
Sekundenbruchteile später wurde er durch den Raum geschleudert und prallte schmerzhaft auf den Boden. Er rappelte sich hoch. Wieder auf den Beinen blickte er Steven entgegen, der sich zwischen ihn und Franklin stellte, dem der Schock im Gesicht stand. Er keuchte und starrte Warren fassungslos entgegen, in seinem Blick lag eine Angst, als stünde er dem Leibhaftigen persönlich gegenüber. Doch davon wollte er sich nicht abhalten lassen, trat entschlossen wieder einen Schritt auf sein Opfer zu.
„Tu das nicht“, warnte Steven und hob die Hände. „Du musst den Dämon im Zaum halten, Warren. Du kannst es. Denk daran, was ich dir gesagt habe. Es ist nur eine biochemische Anomalie in deinem Blut.“
Wütend fauchte er Steven an, der eigentlich sein Freund und Vertrauter war. Dachte daran, ihn beiseite zu stoßen und Franklin zu nehmen, weil das Feuer in ihm so heiß loderte, dass es ihn verzehrte. Doch dann brach für einen Atemzug seine menschliche Seele wieder durch, erkannte, was er im Begriff war zu tun.
Das Glas der Flügeltüren zitterte, als er sie aufstieß und in die Nacht stob. Er wusste, Steven würde versuchen, ihm zu folgen und hüllte sich daher in einen Schleier, um selbst für ihn unauffindbar zu sein.
Nur weit weg von hier. Fort von der Versuchung und der Scham über sein Verhalten. In der City konnte er untertauchen, bis sich sein Jagdtrieb wieder beruhigte, der im Augenblick nur ein einziges Ziel kannte und das wartete in den Mauern von Gorlem Manor.
Gott, er konnte unmöglich wieder zurückgehen. Wie sollte er Franklin jetzt noch unter die Augen treten? Warren hastete wie ein Tier auf der Flucht durch Londons Gassen, sah die Menschen nicht, die seinen Weg kreuzten, hörte keine Stimmen, nur ein monotones Summen aus allen Geräuschen der Stadt.
Plötzlich stoppte ihn etwas Vertrautes. Er erstarrte in der Bewegung, wusste im ersten Moment nicht, was es war, doch dann erkannte er die beiden jungen Menschen, die unweit den Gehweg entlang schlenderten. Menschen? Sie sahen aus wie Sterbliche, ein verliebtes
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