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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Teenager-Pärchen. Die Pein, die er beim Anblick von Jenny und Arante empfand, war sengender als die Feuer der Hölle. Warum?, fragte er sich. Warum fiel es selbst diesem jungen Mädchen leicht, die Dunkle Natur anzunehmen, wo es ihn langsam aber sicher innerlich zerfraß? Er konnte es nicht begreifen, gönnte es Jenny von Herzen und wünschte sich, ebenso unbeschwert damit umzugehen zu können.
    Die beiden bemerkten ihn nicht, allein blieb er zurück, ließ den Kopf hängen und wanderte mit müden Schritten wieder zurück Richtung Gorlem Manor. Wo sollte er auch sonst hin?
    In diesem Moment sehnte er sich nach Dracon wie nie zuvor. Wenn doch nur er sein Dunkler Vater hier wäre, vielleicht hätte sein Blut ihm die Kraft verliehen, die er brauchte. Vor allem aber wäre er dann noch bei ihm, sein Geliebter. Die Erinnerung an ihre Nächte, die leidenschaftlichen Stunden, diese fremde Art von Geborgenheit in seinen Armen – verlockend und qualvoll zugleich. Nie mehr, es gab kein Zurück. Auch der Drache wollte ihn nicht mehr. Warum sonst kam er nicht zu ihm zurück, jetzt wo Mel fort war? Er wusste es doch, hatte extra darauf gewartet, ehe er Samara ins Mutterhaus brachte. Vermutlich hatte er längst kein Interesse mehr an ihm. Und welchen Sinn hatte das Leben, selbst das unsterbliche, wenn es niemanden gab, mit dem man es teilen konnte?
    Steven fand ihn in den Londoner Randbezirken. Ob er auch allein wieder zum Mutterhaus zurückgegangen wäre, konnte Warren nicht sagen, doch er widersprach nicht, als der ältere Vampir ihn dorthin brachte. Steven machte ihm keine Vorwürfe, sprach beruhigend auf ihn ein, versuchte ihm zu erklären, wie es dazu gekommen sei und wie es künftig zu vermeiden war. Warren hörte nur mit halbem Ohr hin, innerlich fühlte er sich zerrissen und unvollständig. Wie ein Heimatloser, der nirgendwo hin gehörte. Kalt und tot, aber das war er ja nun wohl auch. Die Ironie ließ ihn auflachen.
    „Lass mich bitte noch eine Weile allein, Steven“, bat er vor dem großen Eingangstor.
    „Du wirst aber nicht wieder davonlaufen.“
    Steven klang eindringlich und in seiner blauen Iris stand aufrichtiges Mitgefühl und die stumme Zusicherung, für ihn da zu sein. Fast trieb ihm das wieder Tränen in die Augen. Er legte Steven die Hand auf die Schulter und lächelte schwach.
    „Nein, ich bleibe hier, versprochen. Doch ich kann jetzt nicht da rein gehen und Franklin gegenübertreten. Nicht nach dem, was ich getan habe.“
    „Er wirft es dir nicht vor, das weißt du doch. Es hat ihn erschreckt, aber es ändert nichts zwischen euch.“
    „Steven, als wir das letzte Mal miteinander geredet haben, war ich ein Mensch und sein Vertrauter. Er war wie ein Vater für mich. Jetzt trennen uns Welten. Also sag nicht, dass sich nichts geändert hat.“
    Steven verstand, dass jedes Wort jetzt zu viel war, versetzte ihm daher nur einen kameradschaftlichen Klaps auf den Rücken und ließ ihn allein.
    Warren rieb sich übers Gesicht, schob dann die Hände in die Taschen seiner Jeans und wanderte den Kiesweg entlang durch die Grünanlage des Mutterhauses. Stille lag über Gorlem Manor, selbst die Gefahr, die ihnen gerade drohte schien für den Moment weit weg.
    Konnte er dem Orden überhaupt noch helfen, als das, was er jetzt war? Jenny dachte bereits darüber nach, Gorlem Manor zu verlassen, doch sie hatte Arante an ihrer Seite. Mel konnte jederzeit zu Lucien, oder jetzt sogar zu Steven gehen und hatte ihre Tätigkeit für die Ashera nur deshalb wieder aufgenommen, weil die Situation es erforderte. Wie es schien, standen die Sterne nicht gut, um als Bluttrinker in einem PSI-Orden zu arbeiten. Aber einen Gefährten, mit dem er außerhalb der Gemeinschaft neu anfangen konnte, gab es nicht. Und sich einen Gefährten suchen? Er schüttelte den Kopf. In seiner Unbeherrschtheit wäre jeder potentielle Gefährte schnell ein totes Opfer. Sinnlos, sich etwas vorzumachen und ihm fehlte die Kaltblütigkeit um so viel Schuld auf seine Seele zu laden, ohne daran zu zerbrechen. Er stand in einer Sackgasse und was noch schlimmer war, er hasste sich selbst, besaß kein Vertrauen mehr in sich. Verzweiflung und Scham zerstörten ihn innerlich, fraßen ein Loch in seinen Lebenswillen.
    Mel hatte ihm vom Wahnsinn erzählt und wie er einen Unsterblichen zugrunde richten konnte, wenn er nicht stark genug war, seine tödliche Natur zu ertragen. Er konnte sie weder kontrollieren, noch mit ihr leben. Ihm war klar, dass dieser Wahnsinn ihn

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