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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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blieben. Er japste, ruderte mit den Armen, auch die zweite Klinge entglitt seinen tauben Fingern, als der Schmerz seine Nerven lähmte. Armand spürte, wie er nach hinten taumelte, viel zu nah am Abgrund. Die Zeit stockte und floss zäh an ihm vorbei. Er sah Kalistes Hände, die vom harten Stoß noch immer nach ihm ausgestreckt waren, beide Ringe der Nacht glitzerten daran, einer an der linken, der andere an der rechten.
    Es war mehr ein Reflex, kaum bewusst gesteuert, doch er packte blitzschnell zu.
    Vielleicht in der instinktiven Absicht, sich an ihr festzuhalten, um nicht in die Tiefe zu stürzen, doch warum griff er dann nur nach den beiden Fingern mit den Ringen? Der Saphir entglitt ihm wieder, während sein Gewicht ihn über den Rand der Klippe zog, da packte er mit der anderen Hand fester zu. Er hörte Kaliste schreien, etwas knackte, es wurde warm in seiner Hand und glitschig. Dann verlor sein noch immer geschwächter Körper endgültig das Gleichgewicht und fiel in die bodenlose Tiefe. Über ihm auf der Klippe sah er Kalistes Schatten gleich einer Todesgöttin. Aber er hatte den Ring, Melissas Verlobungsring, der ihr Bündnis für die Ewigkeit besiegeln sollte. Wo war sie jetzt? Lebte sie noch? Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ein scharfer Schmerz seine Schulter und sein Bein durchfuhr. Pfähle, die in der Grube am Grunde des Felsmassivs aus dem Boden ragten, hatten sein Fleisch durchbohrt und der in seinem Oberschenkel zerfetzte die Schlagader. Armand spürte, wie das Blut im steten, aber immer langsamer werdenden Takt seines Herzens aus ihm herausgepumpt wurde. Die Selbstheilungskräfte seines Körpers funktionierten noch immer nicht ausreichend. Ihm wurde bewusst, dass er hier sterben würde. Nachdem er alle Schrecken der Festung ohne Wiederkehr überstanden und Kaliste im Kampf sogar den Ring wieder abgenommen hatte, starb er nun gepfählt in dieser Grube ohne Melissa noch einmal wiederzusehen. Das waren seine letzten Gedanken, ehe alles um ihn herum in tiefes Schwarz sank und er nichts mehr fühlte.

     
    Zögernd stand Warren vor Franklins Büro, haderte mit sich, ob er anklopfen sollte oder nicht. Seit seiner Wandlung hatte er keine Möglichkeit gehabt, mit Franklin allein zu sprechen und ihm brannte so vieles auf der Seele. Mit Mel wollte er darüber nicht noch einmal reden, sie ging so sicher mit ihrem Vampirsein um, schien nie Probleme gehabt zu haben. Steven gab ihm Ratschläge, aber auch er konnte nicht nachvollziehen was in ihm vorging. Diese Mischung aus Gier und Angst, Verlangen und Abscheu, die ständig in ihm kämpfte. Weder das eine noch das andere überwog. Er wollte es ja, sich einfinden in das, was er jetzt war. Doch es war so unendlich schwer. Das letzte Gespräch mit Mel schien Ewigkeiten her, manchmal glaubte er, es sei nur ein Traum gewesen. Er wollte leben, fürchtete es aber gleichzeitig. Wie sollte das ein anderer Vampir verstehen?
    Franklin war keiner von ihnen, aber er kannte sich mit Vampiren aus. Von ihm erhoffte sich Warren eine objektive Meinung und Ratschläge, die dem Menschen in ihm helfen konnten, den Dämon zu verstehen. Steven sprach nur davon, ihn zu beherrschen, zu kontrollieren, doch dazu war er zu schwach. Falls er keinen anderen Weg fand, wusste er nicht, wie es weitergehen sollte.
    Solange Steven an seiner Seite war, gelang es ihm einigermaßen auf der Jagd zu bestehen, doch er fürchtete sich davor, dass dieser wieder nach Miami ging. Mel hatte kaum Zeit. Wenn dieser Auftrag vorbei war, kam ein neuer. Oder sie blieb erst gar nicht hier. Und Dracon? Er war fort, kümmerte sich nicht um ihn. Wenn er ihn wirklich geliebt hätte, wäre er nicht einfach gegangen, nur weil Mel es verlangte. Jetzt war er sogar zurückgekommen, um dieses Zirkusmädchen herzubringen, aber ohne nach ihm zu fragen. Er fühlte sich allein. Verlassen von allen, die ihm etwas bedeuteten.
    Seufzend überwand er sich endlich und klopfte an. Franklins Stimme klang gedämpft durch das schwere Holz und bat ihn herein. Schon mit dem Öffnen der Tür überfluteten unzählige Wahrnehmungen Warrens Sinne. Der herbe Duft, der von Franklin ausging, sein gleichmäßiger Herzschlag, das Ticken der Uhr, die Hitze des Feuers, die Schwingungen der okkulten Gegenstände im Raum. Er taumelte, stützte sich an der Wand ab. Franklin kam herbeigeeilt und fasste ihn bei der Schulter.
    „Warren? Alles in Ordnung mit dir? Geht es dir nicht gut?“
    Der Duft würde übermächtig, betäubend. Würziges

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