Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Armand zumindest lange genug fort.“
„Was? Wovon zur Hölle sprichst du?“
Und wie konnte er sich gerade jetzt an diesem Ort solche Gedanken machen? Gab es nichts Wichtigeres, als die Frage, an wessen Blut ich gebunden war?
„Ich rede von dem Fluch, meine süße Füchsin. Wenn Armand nicht verschwunden wäre, hätte ich dich nie dazu gebracht. Eigentlich sollte ich Kaliste dankbar sein. Aber wie ich sehe, wirst du Steven wohl weniger die Treue halten, jetzt wo dein Dunkler Vater zurückgekehrt ist. Und er scheint ja auch einiges auf sich genommen zu haben, um dich wiederzusehen.“
Ich schüttelte den Kopf, weil mir das alles zu viel wurde.
„Soll das etwa heißen, du hast das mit mir und Steven schon länger geplant?“ Meine ungute Ahnung kehrte zurück.
Lucien lachte lauthals, ehe er mich wieder mit dunklen Augen anstarrte. „Bist du wirklich so naiv zu glauben, ich hätte das Risiko nicht genau kalkuliert? Bewusst forciert? Nichts, meine liebe Melissa, gar nichts, was ich tue, geschieht ohne Grund. Alles ist wohlüberlegt und von mir gewollt. Ich hatte schon lange vor, dich und Steven miteinander bekannt zu machen, damit ihr den Fluch des Geschwisterblutes brecht. Ich wusste von Stevens Selbstversuchen und du trägst schon immer das Blut beider Urvampire in dir. Aber Armand wich ja kaum von deiner Seite, nachdem du dich für ihn und gegen mich entschieden hast. Also musste ich warten und es kam mir gelegen, als du aus enttäuschter Liebe nach Miami gezogen bist.“
„Aber du hast doch noch versucht, es zu verhindern. Hast Steven und mir die Hölle heiß gemacht, welches Risiko wir eingehen.“ Er grinste sardonisch. „Ich spiele meine Rollen immer gut,
thalabi
. Hätte ich es wirklich verhindern wollen, hätte ich einen von euch beiden vernichtet. Ohne jede Reue. Aber ich wollte, dass du Tizians Blut ebenso verbunden bist, wie Kalistes. Steven war dafür perfekt. Mir war klar, dass er sofort auf dich anspringen würde, denn du bist der Typ Frau, der das Feuer in ihm entfacht. Als ich dann die Blicke sah, mit denen auch du ihn ansahst, bestand kein Zweifel, dass er auf dich dieselbe Faszination ausübt und dich mühelos in sein Bett bekommt. Ich musste dagegen sprechen, sonst wärst du misstrauisch geworden. Dafür bist du zu intelligent. Doch dass meine Worte dich nicht abhalten, weil du viel zu rebellisch bist, lag auf der Hand. Und Steven scherte sich ohnehin nicht darum, was ich sagte. Seine Forschungen hatten diesen Fluch längst widerlegt.“
Ich schluckte, als die ganze Tragweise dessen, was er mir da gestand, in mein Bewusstsein sickerte und zu einer entscheidenden Frage führte.
„Hast du gewusst, wo Armand war? Dass er mich nicht verlassen hatte?“
Er schaute mich eine Weile an, doch dann schüttelte er den Kopf und verneinte. Ich glaubte ihm, nach dem Geständnis seiner Manipulation hätte es keine Rolle mehr gespielt, wie weit er dafür gegangen war. Göttin, kannte er mich tatsächlich so gut, dass er mich derart manipulieren konnte? Offenbar ja. Aber zu welchem Zweck? Was sollte das alles?
„Ich weiß mehr über dich, als du je ahnen könntest, Melissa. Und die Zeit wird kommen, dann denkst du hoffentlich daran, was du mir schuldest.“
„Ich schulde dir gar nichts“, begehrte ich auf, weil ich immer wütender auf ihn wurde und darauf, wie er mich benutzt hatte.
Lucien lachte kalt, beugte sich nah zu mir, sodass ich seinen Zorn körperlich fühlte. Er drang in mich ein und legte sich kalt um mein Herz. „Ich gab dir ein Heim, jedes Mal wenn du zu mir kamst. Gab dir mein Blut. Ich rettete dein Leben, mehr als einmal und wachte über dich. Zog mir sogar den Unbill Kalistes zu, damit dir nichts geschieht. Das reicht wohl, um jedes Recht auf dich zu haben, das ich will.“
Armand kam zu sich und beendete die kleine Diskussion abrupt. In seiner Gegenwart wollte ich nicht über Steven sprechen. Noch nicht. Seine Lider flatterten, doch dann öffnete er die Augen und sah mich an.
„Mel.“
Ich hätte in diesem Augenblick die Welt umarmen können. Lachen, weinen, jubeln, schreien, alles gleichzeitig. Stattdessen küsste ich ihn nur überschwänglich, bis er mich sanft aber bestimmt von sich schob, weil er aufstehen wollte.
„Ich bin so froh, dass du noch lebst“, sagte er mit rauer Stimme und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich fürchtete, zu spät zu kommen.“
„Was du ja auch bist“, bemerkte Lucien überflüssigerweise.
Wäre auch ein Wunder gewesen,
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