Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
dem Anliegeplatz der
Isle of Dark
. Ich drehte den Schlüssel um und das gleichmäßige Surren erstarb. Das letzte Stück Weg würde ich im Flug überwinden.
„Melissa,
djamila
“, begrüßte Lucien mich liebevoll, als ich an Gillians Seite sein Atelier betrat. Er wischte den großen Pinsel sauber und kam dann zu mir, um mich in die Arme zu schließen. „Du bist spät heut Abend.“
„Ich war noch verabredet.“
„Mit diesem Warren?“
Er mochte Warren nicht und gab ihm die Schuld, dass ich nicht endgültig mit der Ashera brach, weil durch ihn ein Kontakt blieb. Dass ich schon um meines Vaters Willen nie alle Brücken hinter mir sprengen würde, lag auf der Hand und hatte mit Warren rein gar nichts zu tun. Aber Lucien ignorierte das.
„Nein, heute war doch das Treffen, zu dem dieser Sir Maxwell eingeladen hat. Es waren einige Mitglieder des paranormalen Untergrunds dort.“
Lucien kräuselte amüsiert die Lippen. Der paranormale Untergrund war etwas, das ihn schlicht zum Lachen brachte. Er fand es albern, überflüssig und völlig haltlos. Ein Haufen Möchtegerne, die nichts anderes konnten als lamentieren.
„Und du musstest natürlich wider meinem Rat zu diesem Treffen gehen.“ Er seufzte theatralisch. „Da wäre Warren das kleiner Übel gewesen.“
„Das denke ich nicht, denn was ich erfahren habe, ist alles andere als unwichtig und noch dazu besorgniserregend. Es stand gestern Abend schon angedeutet in der Einladung, aber ich war nicht sicher, deshalb habe ich dir noch nichts gesagt. Offenbar plant Maxwell, Darkworld wieder zu öffnen.“
Schlagartig erstarb das Grinsen auf Luciens Gesicht und sein üblicherweise goldfarbener Teint wurde bleich.
„Darkworld öffnen? Mir scheint, du und deine neuen Freunde seid ein bisschen lebensmüde. Und dieser Sir Maxwell nicht mehr ganz bei Trost. Yrioneth wurde vor fast dreitausend Jahren eingesperrt. Man kann wohl davon ausgehen, dass er wütend genug ist, um jeden, der das Tor öffnet, in Stücke zu reißen.“
Unsicher blickte ich auf den Umschlag in meiner Hand. Aber dass ich eine Aufgabe in diesem Komplott haben würde, hieß noch lange nicht, dass ich auch das Tor öffnen musste. Das konnte machen, wer wollte, ich ganz sicher nicht.
„Willst du das Ding nicht aufmachen?“, fragte Lucien und deutete auf das Kuvert. „Es wird sicher nicht besser, indem du es hinaus zögerst.
Ich verzog das Gesicht, während ich die für mich bestimmte Botschaft öffnete und vorlas:
Hole den Althea-Schlüssel der dem Tempel der Sougven entstammt!
Verwahre ihn sicher und bringe ihn zu mir, wenn ich es dich wissen lasse!
Wie vermutet ging es für mich um den Schlüssel. Das Finden war kein Problem. Ich wusste, wo er war. Im Calais de Saint. Der Tempel der Sougven. War er ein Sougvenier? Wenn ja, dann lag ich mit meiner Überlegung daneben, dass vielleicht sein Äußeres der Grund war, warum er nicht zu dem Treffen erschienen war. Die Sougven sahen recht menschlich aus. Die spitzen Zähne hätte man mit künstlichen abdecken, die Reptilaugen genau wie bei Malaida mit Kontaktlinsen tarnen und die verräterischen Krallen an den Fingern in Handschuhen verbergen können.
Ein Klingeln aus meinem Mantel verhinderte weitere Überlegungen. Ich holte die Brille hervor und setzte sie auf. Lucien zog die Augenbrauen hoch, zeigte sich aber augenblicklich interessiert an meinem Hightech-Equipment. Das Display auf der Innenseite leuchtete auf und Franklins Gesicht erschien.
„Guten Abend, Dad. Hast du alles mitbekommen?“
„Hallo, mein Schatz. Ja, wir haben das gesamte Treffen mitgeschnitten. Das sieht nicht gut aus. Und mir gefällt nicht, dass dieser Sir Maxwell nicht dort war.“
„Ich habe den Umschlag geöffnet. Ich soll den Althea-Schlüssel besorgen.“
„Nun, das hatten wir ja schon erwartet. Denkst du, Sir Maxwell könnte ein Sougvenier sein?“
„Möglich, aber warum war er dann nicht dort?“
„Vielleicht bleibt er lieber unerkannt. In Sicherheit. Bis nichts mehr schiefgehen kann.“
Damit mochte er recht haben. Es würde uns wohl erst mal nichts anderes übrig bleiben, als das Spiel weiter mitzuspielen. Natürlich würde es noch einen anderen Schlüssel geben, den ich erst mal anbot. Aber solange wir nicht wussten, wer dieser Sir Maxwell war, hatten wir keine Möglichkeit, seinen Plan zu durchkreuzen.
„Wo bist du jetzt?“
„Bei Lucien. Aber ich komme morgen erst mal wieder nach London zurück. Zusammen mit Warren.“
„Nun, das ist gut, darum
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