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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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sehnlicher, als diese Fähigkeit zu besitzen.
    Er konnte es nicht sehen, aber er spürte, dass Welodan etwas tat. Vorsichtig streckte er die Hand aus. Keine Frage, das Tier saß direkt vor ihm und starrte ihn an. Armand atmete tief durch und bewegte langsam den Kopf nach rechts und links, oben und unten, bis Welodan jeweils einen zustimmenden Laut von sich gab. Als er schließlich seine Pfote auf Armand Knie legte, fühlte er die Kraft, die von der Katze zu ihm übersprang. Er bemühte sich, die zugeschwollenen Augen so weit wie möglich zu öffnen, sah zumindest schemenhaft den schwarzen Körper. Der verschwamm schließlich, veränderte seine Form, wurde zusehends menschlicher und dann plötzlich sah er völlig klar sich selbst.
    Im ersten Moment schrak er zurück. So schlimm hatte er es sich wahrlich nicht vorgestellt. Sein Gesicht war kaum noch zu erkennen, eine verquollene Masse von schwarzen und blauen Malen gezeichnet. Das Haar hing ihm in wilden, verklebten Strähnen um den Kopf, seine Kleidung war zerrissen, überall wo sie den Blick auf seine bleiche Haut freigaben konnte man tiefe Schnitte und Kratzer und noch mehr Hämatome erkennen.
    „Dass du mich überhaupt erkennst“, entfuhr es ihm bitter. Aber dann seufzte er erleichtert und kraulte Welodan den Kopf. Endlich konnte er wieder sehen, auch wenn der Anblick nicht erfreulich war. Er nickte seinem Totem zu und der Panther begann, die Zelle abzuschreiten. Sein Blick wanderte durch den Raum, begutachtete jeden Gitterstab. Viel gab es in der Zelle nicht. Und der Raum davor beherbergte auch nur einige Käfige mit Ratten und einen Schemel auf dem eine Kerze stand. An der Wand waren Fackeln angebracht und gegenüber der Zelle führte eine schwere Eisentür hinaus. Allerdings nur, wenn man zuvor der Zelle entkam.
    „Das sieht nicht gut aus, mein Freund“, meinte Armand.
    Doch Welodan schien noch längst nicht die Hoffnung aufgeben zu wollen. Er verschwand wieder, materialisierte sich außerhalb der Zelle neu und versteckte sich im Schatten, wo der Gefängniswärter ihn nicht sehen konnte. Dann warteten sie beide ab, bis die nächste Mahlzeit fällig wurde.

     
    Ich fand Warren in meiner Wohnung vor. Er hatte tatsächlich alle Laken entfernt und war dabei, Staub zu wischen. Trotz meiner Sorgen musste ich lachen. Und das, wo ich die Wohnung in der nächsten Zeit doch wieder nicht nutzen konnte.
    „Ich stelle dich als Hausdiener an“, neckte ich ihn. Er erwiderte mein Lächeln, doch ich merkte, dass es seine Augen nicht erreichte. „Leider sind deine Mühen umsonst. Wir werden umgehend nach London zurückreisen. Franklin wird nachher die Flugdaten übermitteln. Ich reise … unorthodox wie immer.“
    Er war sichtlich verwirrt. „Warum diese übereilte Aufbruchstimmung? Ist die Nachricht so schrecklich, die du beim Treffen bekommen hast?“
    In seinen blauen Augen stand eine Sorge, die mich rührte. Göttin, ein wenig erinnerte er mich an Dracon. Es war ein tiefer Schnitt in mein Herz. Bei unserem letzten Zusammentreffen hatte der mehr als nur zwei Gesichter gezeigt, ich wusste nicht mehr, was ich von ihm halten sollte. Und er hatte Warren bedroht, das machte mir noch immer Sorgen. Dracon war niemand, der aufgab, wonach ihn einmal verlangte. Er war der Einzige, bei dem ich mir fast sicher war, dass mein Blut ihn nicht abhalten würde.
    Doch ich sollte mir im Moment eher Gedanken um Darkworld machen. Ich legte Warren meine Hand auf den Arm und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    „Komm, lass uns eine Flasche Wein aufmachen, dann erzähle ich dir, was wir wissen.“

     
    „Er ist wirklich gut. Und er lernt schnell. Es war richtig, ihn in die Ashera zu holen.“
    Ich lächelte, als ich den Stolz in Franklins Stimme hörte. „Er hat einen Schnupfen aus Florida mitgebracht“, bemerkte mein Vater schmunzelnd. Auch ich musste lachen.
    „Ja, es regnet wirklich selten dort. Und ausgerechnet bei seinem Einsatz musste es nieseln.“
    Dass der Smalltalk über Warren nur dazu gedacht war, die Spannung abzubauen war mir klar. Es funktionierte leider nicht. Selten hatte ich meinen Vater mit solch tiefen Sorgenfalten auf der Stirn gesehen und das, obwohl ich so oft für selbige verantwortlich gewesen war. Diesmal trug ich keine Schuld. Ich berührte ihn behutsam an der Schulter.
    „Vom Schweigen wird es nicht besser, Dad. Willst du mir nicht langsam mal erzählen, was dich so sehr beunruhigt hat, dass ich sofort nach London kommen sollte? Trotz der Gefahr, dass wir

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