Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Art unter Camouflage-Make-up versteckt und ebenfalls die Augen sowie seine Raubtierzähne mit entsprechenden Hilfsmitteln getarnt.
Und zuletzt ich selbst – die Vampirin – Melissa Ravenwood.
Wir gehörten alle unterschiedlichen Gattungen der paranormalen Welt an. Und wir waren hierher eingeladen worden von dem einen. Der, dessen Gesicht und wahren Namen niemand von uns kannte. Der dasselbe Ziel verfolgte wie wir alle, nämlich nicht länger von den Menschen verachtet, ignoriert oder gejagt zu werden. Er ging sogar noch einen Schritt weiter, wie wir inzwischen ebenfalls wussten. Mit unserem Erscheinen bestätigten wir, dass wir uns diesem Ziel anschlossen, das Tor zur Darkworld zu öffnen und die Menschen den Dämonen zu unterwerfen.
Vor jedem von uns lag ein Umschlag mit unserem Namen. Darin ein Zettel, der uns eine Aufgabe zuwies. Keiner wusste, was die Umschläge der anderen enthielten. Aber wenn jeder von uns seine Aufgabe erfüllt hatte, konnten wir das Tor öffnen. Behauptete
er
zumindest. Aber warum war er nicht hier? Wer war er? Und woher hatte er von uns gewusst? So viel über jeden einzelnen, dass er uns hier zusammenbrachte?
„Er hat sehr viel Mut, meint ihr nicht auch?“, fragte Goshwa.
„Den hat er wohl. Und er weiß etwas, was wir nicht wissen. Wie sonst wäre er in der Lage, einen Plan zu schmieden, der erfolgversprechend ist?“ Fragend blickte ich von einem zum anderen.
„Ist doch egal“, zischte Malaida. „Ich bin es leid, mich ständig vor den Menschen zu verstecken. Immer so zu tun, als sei ich eine von ihnen. Warum können sie uns nicht als real und gleichwertig betrachten? Wenn Darkworld erst wieder offen und Yrioneth befreit ist, werden sie keine Wahl mehr haben. Sonst gibt es Krieg.“
„Gehörtest du nicht dem Orden an, der das Tor einst verschloss?“ Gorben sah misstrauisch zu mir herüber.
Er fühlte sich nicht wohl in dieser Runde. Das lag vor allem an mir, weil er mir nicht traute, und an Goshwa. Kobin-Zwerge hatten eine Abneigung gegen Tiere, weil sie eine ernstzunehmende Gefahr für ihre Art darstellten. Sie besaßen genetisch bedingt Allergien auf Tierhaare, Federn und Hautschuppen. Eine Verletzung durch einen Vogel oder Vierbeiner konnte schnell tödlich enden. Und der Luchsar war nun mal eng mit den vierbeinigen Raubkatzen verwandt.
In meinen Augen, hinter der leicht getönten Brille, ließ ich es warnend aufblitzen ob Gorbens Anschuldigung. Doch Goshwa legte beruhigend seine Hand auf die meine.
„Yrioneths Gefangennahme dürfte wohl viele Jahrhunderte vor ihrer Zeit gewesen sein.“
„Aber Gorben hat recht“, bestätigte nun auch Cyron. „Du warst eine Tochter der Ashera vor deiner Wandlung. Und mancher sagt, du bist es immer noch.“
„Wenn dem so wäre, denkt ihr dann wirklich, er hätte mich eingeladen?“
Dem hatten sie nichts entgegenzusetzen. Wir mussten einander vertrauen. Sonst war die Mission sowieso zum Scheitern verurteilt.
„Jedenfalls kann nur ein besonderes Kind den Schlüssel drehen, der das Tor wieder öffnet. Wenn er nicht weiß, wo er dieses Kind findet, wird Darkworld ohnehin nicht zu öffnen sein.“
„Ich bin sicher, Goshwa, dass er das Kind bereits ausfindig gemacht hat. Vielleicht steht ja einem von uns die Aufgabe bevor, das Kind zu holen.“ Malaida schien sehr überzeugt davon, dass sie diejenige sein würde, die das Kind zum Tor brachte.
Alle an diesem Tisch gingen davon aus, dass es meine Aufgabe sein würde, den Schlüssel aus den Ashera-Archiven zu holen. Weil der Orden mir immer noch vertraute und ich als Einzige Einlass bekommen würde.
Der Kellner kam an den Tisch, brachte das Essen und jedem ein Glas des teuersten Weins, den das Restaurant auf der Karte hatte.
„Mit den besten Empfehlung von Sir Maxwell. Er lässt sich entschuldigen, aber ihm ist leider etwas dazwischen gekommen.“
„Wie immer“, rutschte es mir heraus.
Er war zu keinem Treffen erschienen, bei niemandem von uns. Sir Maxwell war ohnehin nur ein Deckname, nichts weiter.
Der Kellner schaute lächelnd in die Runde. Ein hübscher Mann. Mit dunkelblonden kurzen Haaren, stahlblauen Augen und einem unverschämt süßen Grübchen im Kinn. Sein Blick blieb lange an mir haften. Ich seufzte leise, als er unseren Tisch wiederverließ. Sehr verlockend, aber ich blieb bei meinen Prinzipien.
Kurz nach Mitternacht trennten wir uns wieder. Den Umschlag würde jeder erst zu Hause in aller Ruhe und Abgeschiedenheit öffnen. Ich beeilte mich, möglichst schnell
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