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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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dass kein Fluch über die Vampire gekommen war. Sie spürte, wie ihr alle Fäden der Macht entglitten und das war kein angenehmes Gefühl für jemanden, der so nach alleiniger Herrschaft gierte wie sie.
    Mit einem Schrei riss sie eine der Säulen um, die das Dach des Tempels stützten. Ihre Ghanagouls eilten sofort herbei, doch sie scheuchte sie augenblicklich wieder hinfort. Ein Lebenswerk zerstört. Wie viele Jahre und Jahrhunderte hatte sie daran gearbeitet, und jetzt, so kurz vor dem Sieg über ihren Bruder, zerstörte ausgerechnet die Vampirin ihre Hoffnungen, die sie auch hätte erfüllen können. Kaliste war so überzeugt davon gewesen, Melissa eng genug an sich gebunden, sie eingewickelt zu haben. Doch sie war viel klüger und stärker als angenommen. Jetzt musste sie dafür bezahlen. Wenn sie sich nicht verführen ließ, käuflich war sie ganz bestimmt noch weniger. Also blieb nur der Tod. Und wenigstens den wollte Kaliste zu einem Fest machen. Dabei sollte Melissa nicht die Einzige bleiben, die sterben musste. Ein wenig Zeit. Sie brauchte nur noch ein wenig Zeit, bis sie den zweiten Schüssel in Händen hielt, der ihr den Verbündeten bescheren sollte, den sie im Kampf gegen ihren Bruder brauchte und der genau wie Sylions Vater in Darkworld eingeschlossen war.

Schenk mein Herz der finsteren Nacht
     
    Müde zog sich Warren auf sein Zimmer zurück. Er hatte lange mit Franklin zusammengesessen und über die Schriftrolle und den Kristall gesprochen. Inzwischen hatten ihre Leute die Leiche des Zwerges gefunden, von dem Kristall keine Spur. Zwar versuchte Franklin immer noch, Optimismus zu verbreiten, doch Warren kannte ihn besser. Die tiefen Sorgenfalten auf der Stirn und die Häufigkeit mit der er seine Brille richtete, sprachen Bände. Heute hatte er sogar nach John gerufen, obwohl der seit Monaten auf dem Friedhof lag, nachdem er sich beim Angriff der Ammit für Franklin geopfert hatte. Das Ganze zerrte wirklich sehr an den Nerven des Ashera-Vaters. Und auch an seinen eigenen.
    Mel wusste noch nichts davon. Franklin wollte sie nicht mehr als unbedingt nötig beunruhigen. Er rechnete damit, dass sie sonst gegen jede Vernunft doch nach London zurückkehren würde, statt weiter in Miami Zeit zu vergeuden, indem sie auf Sir Maxwells nächste Anweisung wartete. Warren gab ihr darin sogar recht. Mit dem Handy war sie überall erreichbar. Welche Rolle spielte es, wo sie war? Und er sehnte sich nach ihr. Es wäre schön, sie wieder in seiner Nähe zu wissen und häufiger mit ihr reden zu können.
    „Oh, du tust mir ja so leid, Warren“, erklang eine heuchlerische Stimme aus dem Schatten.
    Warren fuhr erschrocken herum und blickte in Dracons vertrautes, jedoch nicht gerade geschätztes Antlitz.
    „Sehnst dich so sehr nach Mel, warst so voller Hoffnung, nachdem dein Nebenbuhler nun endlich das Weite gesucht hat und was tut deine Angebetete? Springt mit dem nächstbesten Bluttrinker in Miami in die Kiste. Wie unsensibel von ihr.“
    „Wovon redest du? Was willst du überhaupt hier?“
    Der schwarzhaarige Vampir mit dem trügerischen Engelsgesicht erhob sich betont langsam vom Bett und lächelte Warren mitleidig an.
    „Hast du es nicht gespürt? Nein?“ Er tat enttäuscht. „Wenn du einer von uns wärst, hättest du es ganz sicher gespürt. Jeder hat das. Und die meisten werden auch wissen, was es bedeutet.“
    „Spar dir deine undurchsichtigen Reden und sag was du willst. Und dann verschwinde von hier, und zwar schleunigst.“
    Dracon schüttelte entrüstet den Kopf. Warren war unbehaglich zumute in der Nähe dieses Vampirs. Zu gut erinnerte er sich an ihre letzte Begegnung.
    „Das ist nicht gerade höflich von dir, Warren. Wo ich es nur gut meine. Ich hätte es dir ja gerne schonend beigebracht, aber gut. Wenn du es auf die harte Tour willst: Melissa hat sich einen neuen Liebhaber zugelegt. Und zwar aus der Blutlinie Tizians. Ein schweres Vergehen. Wenn Kaliste noch an der Macht wäre, würde man Mel dafür vermutlich hinrichten. Aber …“, er machte eine vage Geste, „zum Glück hat unsere Königin ja nichts mehr zu melden.“
    Was erzählte dieser Kerl da nur? Mel und ein anderer Vampir? Und was für ein Vergehen sollte das sein? Soweit er wusste, waren Vampire nicht zimperlich, was die Wahl ihrer Bettgespielen anging. Das war kein Verbrechen, sondern völlig normal für ihre Art. Mel war eine Ausnahme, sie und Armand hatten lange Zeit eher monogam gelebt. Jetzt war Armand fort, sehr viel hatte Melissa

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