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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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die Mahlzeit eben warten. Wenigstens ließen die Schmerzen nach und es war noch genug Kraft in ihm, dass sich die Wunden an seinem Körper schlossen, auch wenn deutlich sichtbare Spuren zurückblieben.
    Aber er wollte nicht undankbar sein. Dies war eine Ebene, die er leicht durchqueren konnte. Wasser war ungefährlich für ihn, egal wie groß dieser See sein mochte. Er brauchte keinen Sauerstoff, selbst wenn er hier und da in den Schlingpflanzen hängen blieb, musste er sich keine Sorgen machen.
    Probeweise bewegte er seine Arme und Beine, die Haut spannte nur noch ganz leicht, das Schwimmen sollte kein Problem mehr sein. Also machte er sich auf den Weg, auch dieses Hindernis zu durchqueren.
    Die sanften Bewegungen des Wassers taten gut und in dem dichten Dschungel aus Wasserpflanzen fühlte er sich einigermaßen sicher. Sie schienen ungiftig, denn wo sie seinen Körper streiften glich es mehr einer Liebkosung, als dass es ihm unangenehm war.
    Er trank auch einige Schlucke während dem Schwimmen, was sein Inneres ebenfalls kühlte. Für wen auch immer dieses Hindernis als Foltermethode gedacht war, für ihn war es die reinste Erholung.
    Der See war viel größer, als er von außen wirkte. Vermutlich würde er ähnlich lange für das Durchschwimmen brauchen, wie für die Überwindung des Moores.
    Er war von jeher ein geübter Schwimmer, die gleichmäßigen Züge brachten ihn auch innerlich wieder ins Gleichgewicht. Es brachte ihm die Bilder des Morgens nach seiner ersten Nacht mit Lemain zurück, als er sich an kaum mehr erinnert hatte als den schäbigen Gasthof und zu viel Branntwein. Nur eine Ahnung von Nähe und weichen Lippen hatte tief in ihm geschlummert, ihn gleichermaßen fasziniert wie erschreckt. Er hatte damals ein Bad in einem kühlen Waldsee genommen, um seinen Verstand zu klären. Die Situation wies erschreckend viele Ähnlichkeiten mit damals auf, nur dass Lemain ihn nicht gequält und verletzt hatte. Ganz im Gegenteil. Aber so wie damals brachte auch diesmal das kalte Nass keine Erinnerungen zurück. Es erfrischte nur und schaffte neuen Mut und Zuversicht.
    Er mochte etwa die Hälfte des Beckens durchquert haben, als er eine Bewegung zwischen den Pflanzen wahrnahm. Und während er versuchte, etwas in dem dichten Wald aus Pflanzenfächern zu erkennen, spürte er auch fremde Augen auf sich ruhen. Sein Puls beschleunigte sich augenblicklich. Wenn das wieder irgendwelche Wasserschlangen mit giftigen Stacheln waren, wollte er lieber nicht warten, bis sie näher kamen. Vielleicht konnte er ihnen entkommen, wenn er schnell genug davon schwamm. Er war sehr schnell, doch es warteten keine Schlangen in dem Dickicht. Stattdessen glitten nach und nach träge mehrere große Raubfische in Armands Sichtfeld, die Ähnlichkeit mit Haien hatten. Nur größer und tiefschwarz. Ihre offensichtliche Ruhe und Geduld beunruhigten ihn mehr, als wenn sie direkt auf ihn losgeschwommen wären. Doch die Tiere bildeten eine Art Schwarm, das sich zusehends formierte mit einem klaren Ziel: Beutejagd. Die Fische hatten einen deutlichen Vorteil Armand gegenüber. Es war ihr Revier, sie kannten jeden Felsen, jede Alge, jedes Seegras. Und ihr Zusammenspiel arbeitete gegen ihn. Sie kreisten ihn ein, zogen die Schlinge immer enger. Eile war nicht nötig, ihre Überzahl und ihr Jagdsystem war viel wirkungsvoller. Eine Beute, die sie einmal in die Enge getrieben hatten, entkam ihnen nicht mehr.

Uheil wirft seine Schatten voraus
     
    Franklins Anruf war überraschend gekommen. Er hatte mir eigentlich nicht sagen wollen, dass man Gorben Wulver tot aufgefunden hatte und der Bannkristall von Rugrewon verschwunden war, weil er meine Reaktion ahnte, doch inzwischen war auch er der Meinung, dass es besser war, wenn ich nach London zurückkam. Wir mussten nur Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit man meine Spur nicht zum Orden verfolgen konnte. Er machte sich Sorgen um mein Leben, denn alle anderen waren nach Erfüllung ihres Auftrages gestorben. Dies war zwar nicht der Grund meiner Rückkehr, aber ich wollte mir alle bisherigen Informationen selbst anschauen und sehen, ob mir etwas einfiel, wie wir Maxwell rechtzeitig aufhalten konnten. Der verdammte Kerl war uns immer einen Schritt voraus. Wusste er, was in unseren Reihen vor sich ging? Wie nah wir ihm auf den Fersen waren und welches Wissen wir inzwischen zusammengetragen hatten? Es schien fast so. Gab es einen Spitzel in unseren eigenen Reihen?
    Die Schriftrolle hätte uns sicher weitergeholfen.

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