Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
der Höllenscharen befehligte. Ein lustiger Gedanke. Doch warum das Kind unnötig weiter ängstigen. Sollte sie ruhig an den Elfenkönig glauben, wenn ihr das Trost spendete.
„Aber dann brauchst du mich nicht einzusperren. Ich komme freiwillig mit.“
Sie beugte sich über den Käfig und blickte auf Samara herab. Der Duft wurde übermächtig, sie musste einen Atemzug lang die Augen schließen. Ihre Stimme klang seltsam schwach, als sie sagte: „Es ist zu deinem eigenen Besten. Glaub mir.“
Das Kind konnte nicht ahnen, wie Recht Malaida damit hatte. Draußen erklangen Schritte, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. „Ich glaube, da kommt der Elfenkönig“, flüsterte sie und schaute durchs Fenster. Der Anblick überraschte sie, denn mit diesem Gast hatte sie am allerwenigsten gerechnet. Doch selbst für Begrüßungsfloskeln blieb keine Zeit, geschweige denn für die Fragen, die ihr auf der Zunge brannten.
„Schnell. Die Leute vom Zirkus haben die Polizei verständigt. Man sucht bereits nach dir und dem Mädchen. Wir müssen sofort von hier verschwinden.“
Der Mann, der gekommen war, um Samara abzuholen, wirkte angespannt und hektisch. Draußen erklangen Polizeisirenen. Samara wich ängstlich in die hinterste Ecke des Käfigs.
„Hilf mir, den Käfig zu meinem Wagen zu bringen“, befahl er und hob bereits eine Ecke desselben an.
Malaida brauchte einen Moment, um aus ihrer Starre zu erwachen, doch dann kam sie seiner Aufforderung nach. Durch die Bäume hindurch sah man hin und wieder Blaulicht aufblitzen. Sie waren verflucht nahe.
Der Mann schloss den Kofferraum. „Sie dürfen dich auf keinen Fall sehen. Das wirft zu viele Fragen auf. Komm hier hinein“, verlangte er und hielt ihr eine geöffnete Schatulle hin.
„Was?“ Sie wich instinktiv zurück. „Ich lasse mich doch nicht wie ein Tier in eine Kiste sperren. Kommt gar nicht in Frage.“
„Willst du dich lieber von denen schnappen lassen? Tolle Schlagzeile, Elfenmädchen. Nun zier dich nicht, schließlich haben wir es dir zu verdanken, dass die Cops uns auf den Fersen sind. Rein hier. Sobald wir sie abgehängt haben, kannst du gehen, wohin du willst.“
Hin und her gerissen gab sie schließlich nach, nahm ihre Elfenform an und schlüpfte in die Truhe, deren Deckel sich sofort über ihr schloss. Er warf sie unsanft auf den Beifahrersitz.
„Haltet euch fest, ihr beiden, die Fahrt wird rasant“, meinte er lachend und trat das Gaspedal des Geländewagens bis zum Anschlag durch.
Ein verlockend süßer Duft und wohltuende Kühle wehten Armand entgegen, während er den Gang mit den Dornen weiter hinter sich ließ. Wenig später erwartete ihn nach einer Biegung der hoffnungserweckende Anblick eines Sees – ein unterirdisches Gewässer, das seinen Leib kühlen und seine Wunden heilen würde. Vielleicht sogar ein Weg nach draußen, denn fanden nicht alle Wasser irgendwie einen Weg hinaus in die Welt? Am liebsten hätte er sich sofort kopfüber in die Fluten gestürzt, er taumelte so sehr, dass er beinah sowieso hineingefallen wäre. Doch dann stockte er. Alles, was ihn bisher hier erwartet hatte, brachte Leid und Schmerz, fügte ihm immer neue Verletzungen zu. Dieses Wasser war zu schön, um wahr zu sein. Eine Falle vielleicht, in die er nach den Qualen des Hitzeschachtes in seiner Gier hineintappen sollte. Und was dann? Misstrauisch blickte er in das trübe Becken. Säure oder eine andere beißende Substanz konnte es nicht sein, denn er sah jede Menge Pflanzen, wenn das Wasser sich bewegte. Trotzdem streckte er zunächst vorsichtig seine Finger hinein, die Wohltat, die ihm allein dies bereitete, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Nichts geschah. Nur die Linderung, wo das Wasser seine kühlende Wirkung entfaltete. Er schnüffelte, Süßwasser.
Ihm war egal, ob Gefahren in diesem Wasser lauerten, die Verheißung war zu groß. Armand erlag dem Flehen seines Körpers nach Kühle und Wohltat und ließ sich in die Fluten gleiten. Das Wasser war kalt, herrlich erfrischend. Er tauchte unter, ließ sich treiben, fühlte, wie seine Glieder das begehrte Nass aufsogen und sich von den Strapazen regenerierten. Ein angenehmes Prickeln, das ihn neu belebte. Was ihm jetzt noch fehlte, war Blut. Genügend Blut, um den Dämon in sich zu nähren, damit der ihn wenigstens annähernd wiederherstellte. Aber egal wohin er seine Blicke schweifen ließ, es gab nichts, das als Opfer getaugt hätte. Resigniert nahm er das Schicksal an. Dann musste
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