Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
gut mit Magie und Zauberei aus, fertigten viele mächtige Relikte und entwickelten sich immer mehr zu einer Bedrohung. Andere Dämonen und Schattenwesen schlossen sich den dominanten und intelligenten Sougven an. Als Yrioneth das Zepter in die Hand nahm, drohte die Situation zu eskalieren, weil er nicht nur danach trachtete, wieder ein Gleichgewicht herzustellen, sondern die Menschen zu vernichten oder zu unterwerfen. Die Ashera, damals noch sehr jung, hatte mit Hilfe einiger neutralen PSI-Wesen und Magiern einen Weg gefunden, Darkworld zu versiegeln. Dabei wurde die Magie der Sougven gegen sie eingesetzt. Darum konnte man nur mit bestimmten Artefakten, die ihre Magie in sich trugen, das Tor wieder öffnen. Oder mit einer Magie, die noch stärker war, aber auf jeden Fall genauso dämonisch. Das war bisher niemandem gelungen, auch wenn es einmal versucht worden war. Doch die Ashera hatte schnell genug eingegriffen. Mehr wollte mein Vater nicht darüber erzählen.
„Was ist mit den Sougven, die auf dieser Seite des Tores geblieben sind. Ist ihre Macht nicht stark genug?“
„Nun, als der Orden Yrioneth einsperrte, trug dieser das Zepter seiner Macht bei sich. Von diesem Kristall ziehen auch alle anderen Sougven ihre Kraft. Der Zugang zu ihrer Quelle ist also versperrt, darum treiben sie sich seitdem eher im Untergrund herum, richten nur noch wenig Schaden an.“
Und waren darüber mit Sicherheit sauer. Genauso wie ihr Big Boss.
„Wie kann man das Tor öffnen?“ Ich hielt es für das Sinnvollste bei der Grundsatzfrage anzufangen.
„Wie du dir sicher denken kannst, mit dem passenden Schlüssel.“
„Aber wenn es der Schlüssel allein ist, hätte er ihn stehlen lassen oder längst eingefordert, um zum Tor zu marschieren und es aufzuschließen. Was er ja nicht tut. Es braucht also mehr als nur den Schlüssel.“
„Nun, das Kind, wie du weißt. Das, worauf Malaida angesetzt wurde.“
Ich atmete tief durch. „Hat man Malaidas Leichnam schon irgendwo gefunden?“ Erleichtert sah ich meinen Vater den Kopf schütteln. „Gut, dann haben wir ja noch Hoffnung.“
„Mel, das sind alles Dinge, die wir wissen und auch bedacht haben. Warren sitzt seit Tagen daran, die verschiedenen Möglichkeiten zu erörtern. Er ist klug und mit Pläneschmieden kennt er sich aus. Aber auch er ist noch nicht weitergekommen.“
Nachdenklich sah ich zur Tür. Das Gefühl bereitete mir Bauchschmerzen, dass Warren nicht so ganz Herr seiner selbst war im Moment, wenn ich auch noch nicht wusste, weshalb. Aber was es auch war, es warf ihn aus der Bahn und konnte vielleicht dazu führen, dass er etwas übersah. Und das konnten wir uns nicht leisten.
„Gibt es auch einen Weg, das Tor ohne das Kind zu öffnen?“ Franklin verstand meine Frage nicht recht. Selbst wenn es einen solchen Weg gab, verfolgte Sir Maxwell offensichtlich doch das Ziel, dieses Kind einzusetzen. Warum also nach anderen Wegen suchen? „Weil Sir Maxwell, oder – wenn unsere Befürchtung stimmt und er sich mit jemandem wie Kaliste zusammengetan hat – auch sein Partner, vielleicht einen Plan B in der Hinterhand haben will, wenn das mit dem Kind schief läuft.“
„Mir ist keiner bekannt. Woran denkst du?“
„An einen Ring zum Beispiel.“
Immerhin hatte ich vor etlichen Monaten einen solchen Traum gehabt. Von blutenden Schlössern an einem Tor und meinem Ring im Schlüssel, der ein Schloss nach dem anderen öffnete. An Zufälle glaubte ich in diesem Zusammenhang schon lange nicht mehr. Franklin offenbar auch nicht, denn sein Adamsapfel hüpfte, als er hart schluckte.
„Zeigst du mir bitte den Schlüssel, Melissa?“
Ich holte ihn hervor und zog auch gleich den Ring von meinem Finger. Er legte beides nebeneinander. Auf den ersten Blick undenkbar, dass sie ineinander passen sollten. Wir wollten sicher sein, also versuchte Franklin beides miteinander zu kombinieren. Doch egal wie er es probierte, sie passten nicht zusammen.
„Vielleicht betrifft es einen anderen Ring“, meinte Franklin und seine Erleichterung war so deutlich, dass eine leise Stimme des Misstrauens in mir wach wurde. Hatte er etwas anderes erwartet? Wusste er mehr über den Schlüssel und die Möglichkeiten ihn einzusetzen? Wenn ja, warum sagte er es mir nicht?
„Vielleicht irre ich mich auch“, versuchte ich ihn zu testen. „Wenn du sagst, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, außer meinem Traum. Zumindest wissen wir, dass dieser Ring nicht zum Schlüssel passt und können diese
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