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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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dich besser, als dir lieb ist. Du wolltest ihm Schmerzen zufügen, aber du wolltest ihn nicht verletzen. Hättest du das gewollt, hätte er schlimmer ausgesehen, nachdem du mit ihm fertig warst. Wenn er überhaupt noch gelebt hätte. Und außerdem hast du dir alle Mühe gegeben, damit ihm gefällt, was du mit ihm tust. So was machst du nicht ohne Grund.“
    Er funkelte mich mit glitzernden Augen an. Eine seltsame Mischung aus Wut und tiefer Zuneigung, die mich zum Schmunzeln brachte.
    „Du hast Warren verführt, nicht vergewaltigt“, ließ ich ihn wissen.
    Nachdenklich sah er mich an. „Denkt er das auch?“, fragte er kühl und fast gleichmütig, hob seine Augenbraue, um die Arroganz zu unterstreichen, die nur gespielt war.
    „Ich glaube, er weiß nicht, was er denken soll. Aber das ändert nichts an der Tatsache.“
    „Er muss noch begreifen, dass er es selbst wollte. Dass er es genossen hat.“
    „Falls er das je tun sollte.“
    „Das wird er.“
    Mich erschreckte, wie sicher er sich seiner Sache war. Dann breitete sich ganz langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er gab nach, ließ seine eiskalte Fassade endlich fallen. Verträumt seufzend schloss er die Augen und lehnte den Kopf nach hinten gegen die Rinde des Baumes. Er öffnete die Arme, drehte die Handflächen nach oben, so als böte er den Göttern eine Umarmung an. Die dunkle Leidenschaft in seiner Stimme klang warm in meinem Herzen nach.
    „Gott, Melissa, er ist so wunderschön. Ist dir das jemals aufgefallen?“
    „Mein Blut fließt durch seine Adern. Ich bin mir also durchaus bewusst, wie attraktiv Warren ist. Ich habe Ansprüche auf ihn geltend gemacht. Ansprüche, die du mit deiner Tat wissentlich übergangen hast. Dafür könnte ich Vergeltung üben, das weißt du.“
    „Aber das wirst du nicht tun.“
    Verschlagen lächelte er mich an. Unwiderstehlich mit seinem jungenhaften Charme. Ich konnte gut verstehen, warum Lucien sich damals hatte überreden lassen, ihn zu verwandeln, obwohl er geahnt hatte, was der Vampir aus ihm machen würde. Doch diesem Lächeln, dieser aufrichtigen Zuneigung in seinen Augen, konnte man einfach nicht widerstehen.
    „Darauf hast du gebaut, nicht wahr?“
    Er senkte den Blick wie ein Kind, das man bei etwas Verbotenem erwischt hat und schaute mich dann bittend an.
    „Gönn ihn mir, Mel. Bitte. Ich begehre ihn. Lass ihn mir.“
    „Das zu entscheiden liegt nicht bei mir. Es ist sein Leben.“
    „Er wird keine Einwände haben.“
    „Er ekelt sich vor sich selbst, wenn er daran denkt, was geschehen ist.“
    „Noch tut er das. Aber das wird vergehen. Du weißt, dass es so sein wird. Er ist der Erste, den ich wieder liebe. Der Erste, der mich den Schmerz, den Hass und die Wut von damals vergessen lässt. Ich fühle mich wie neu geboren.“
    Er überraschte mich. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal jemanden geben würde, der ihn so verändern könnte. Vielleicht war es eine Chance für sie beide. Darum gab ich schließlich nach.
    „Sei rücksichtsvoll. Mehr verlange ich nicht. Und verwandele ihn nicht gegen seinen Willen. Versprich mir das.“
    Er schaute mich aus schmalen Augen an und ich fürchtete schon, dass er die Bitte rigoros ablehnte, dann musste ich mir überlegen, wie ich Warren vor ihm schützen konnte. Doch schließlich lächelte er und nickte.
    „Einverstanden. Ich werde ihn nicht verwandeln, Babe.“
    Damit gab ich mich zufrieden. Auch wenn es Franklin nicht gefallen würde, dass ich nicht energischer dagegen vorging, ich wusste, ich konnte ihn nicht dazu bringen, Warren aufzugeben. Das war eine Sache, die die beiden unter sich regeln mussten.

     
    Franklin erzählte ich nichts von meinem Gespräch mit Dracon. Natürlich konnten wir es nicht ewig vor ihm verbergen, aber ich fand, dass Warren das Recht hatte, selbst den Zeitpunkt zu bestimmen, es meinem Vater zu sagen.
    Derweil hatten wir ganz andere Sorgen. Malaida Sket war spurlos verschwunden, zusammen mit dem Zirkuskind. Und neben der allgemeinen Problematik, die der Fall allmählich annahm, litt mein Vater auch unter einem ganz natürlichen Gefühl: Der Angst um seine Tochter. Warum sollte man mich verschonen, sobald die Übergabe stattgefunden hatte? Alle anderen waren tot oder nicht auffindbar. Offenbar wollte Sir Maxwell keine Zeugen. Für wen arbeitete er? Oder tat er das Ganze aus eigenem Antrieb? Ich dachte wieder an Kaliste. Es war das Naheliegendste. Sie hatte schon so oft versucht, eine Katastrophe heraufzubeschwören, um die

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