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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Versuchung war groß. Blue war anders als Warrens Gefährte und dunkler Vater. Derber, massiger. Wo Dracons Muskeln fein und athletisch seinen Körper modellierten, wartete Blue mit roher Kraft und steinharten Paketen auf.
    Er stellte keine Fragen, interessierte sich nicht dafür, wie es zu ihrem Treffen gekommen war und was Warren hier wollte. Das gefiel ihm.
    „Ich bin gleich zurück“, raunte Blue.
    Seine Stimme ließ Warren erbeben. Der Sangui verschwand im Badezimmer und ließ ihn unschlüssig zurück. Die Situation war unwirklich – grotesk. Vielleicht, überlegte Warren, sollte er doch besser gehen, ehe Blue zurückkam. Da fiel sein Blick auf die Jacke, die Blue nachlässig auf den Boden geworfen hatte. Aus der Innentasche lugte der Griff einer Pistole hervor. Er lauschte. Im Bad lief Wasser. Ihm blieben Sekunden, eine zweite Chance würde er wohl kaum bekommen. Ohne weiter zu überlegen, griff Warren zu … und hätte die Waffe fast wieder fallen lassen. Wie ein Blitzschlag fuhr es durch seine Hand, er unterdrückte nur mühsam den Schrei. Der Wasserhahn wurde zugedreht. Jetzt oder nie.
    Den Schmerz ignorierend, packte er die Pistole und zwei Kugeln, die aus der Tasche geglitten waren. Die Knarre war nicht das Problem, aber die Munition bestand aus Elektrum. Wie lange konnte er es in der Hand halten, ohne dass ihm wieder schwindelig wurde? Das musste er herausfinden, indem er es riskierte.
    In dem Moment, als er die Wohnungstür hinter sich zuzog, hörte er, wie Blue aus dem Badezimmer kam. Ob wirklich ein Fluch aus der Küche zu ihm auf die Straße drang oder das bereits eine vom Elektrum ausgelöste Halluzination war, konnte er nicht sagen. Warren verlangsamte seine vampirische Geschwindigkeit erst gut zehn Blocks entfernt, schaffte es noch zwei weitere, bis seine Hand vollends taub wurde und er fürchten musste, diePistole fallen zu lassen. Mit steifen Fingern öffnete er die altmodische Trommel. Er brauchte mehrere Anläufe, bis die beiden Kugeln im Magazin steckten. Jetzt konnte er die geladene Waffe in seine Jackentasche schieben. Kaum war der direkte Kontakt zum Elektrum unterbrochen, ließ dessen Wirkung nach. Er atmete auf. Mit dieser Waffe brauchte er keine Angst mehr zu haben und konnte seine Feinde töten – zum Beispiel eine mächtige Vampirin.

Im Sinne der Anklage
     
    M eine Unruhe wuchs von Minute zu Minute. Nichts hasste ich mehr, als untätig eingesperrt zu sein. Wo blieb Armand? Er hatte nur kurz zu Alwynn gehen wollen. Weil wir auf dem Laufenden bleiben mussten, hatte er gesagt. Und ich durfte nicht raus. Verflucht!
    Meine Proteste waren bei meinem Liebsten auf taube Ohren gestoßen. Er glaubte Blue, dass dessen Boss zu allem fähig war. In London waren mehrere Dämonenjäger unterwegs und zwei Gangs aus jungen PSIs hatten es sich auf die Fahne geschrieben, ihre Kumpels aus Übersee zu rächen und meinen Kopf auf der Spitze des Big Bens aufzuspießen, damit ich den neuen Morgen begrüßen konnte. Ich nahm das nicht ernst, hatte vor den Halbstarken keine Angst und wollte mich von den Lux Sangui nicht ins Bockshorn jagen lassen. Aber mein Vater und Armand blieben unerbittlich. Okay, es gab etwas, dass ich noch mehr hasste, als eingesperrt zu sein. Wenn mein Verlobter und mein Vater einer Meinung waren, dass es so das Beste für mich war und meine eigene Meinung geflissentlich ignorierten.
    Die erste Stunde hatte ich mich mit Lesen abgelenkt. Die beiden folgenden Stunden mich geärgert und die Männer mit allen erdenklichen Schimpfworten bedacht. Als mir keine mehr einfielen, stand mir Osira hilfreich zur Seite und überzeugte mit ihrem Einfallsreichtum, den ich nicht toppen konnte. Inzwischen war Armand seit fast fünf Stunden weg. Meine Gedanken wanderten in den letzten sechzig Minuten immer wieder zu der Szene zwischen ihm und Blue. Tat er mir das wirklich an? Mich hier schmoren lassen, wissend, dass ich ihm nicht in die Quere kommen konnte, und sich mit seinem neuen Lover vergnügen? Nein. Ich interpretierte wie immer zu viel hinein. Blue hatte immerhin mich geküsst.
    Andererseits schloss das eine das andere nicht aus. Es war denkbar, dass Armand seinen Hunger mit diesem Sangui stillte. Er liebte den Reiz der Gefahr. Blue sah verdammt gut aus, flirtete gern und … Ich brauchte kein „und“. Wut stieg in mir hoch. Wie konnte er mich ausgerechnet jetzt im Stich lassen? Dieser Mistkerl. Jetzt, wo ich ihn brauchte. Wo ich mir selbst vor Angst fast in die Hosen machte, nachdem was

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