Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
unserer Familie, der noch nicht angefangen hat zu bröckeln, wieder zum Leben zu erwecken. Also hilf mir jetzt.“
Kleine Brüder waren nicht nur die Pest, sie waren Pest und Cholera und Syphilis in einem. Es war Lavant nicht anzusehen, ob er sich fügte oder nicht. Blue entlud ein Gewehr nach dem anderen und warf alles, was nur im Entferntesten nach Elektrum aussah in die Kammer, zerbrach die Waffen danach. Die Anzeige füllte sich stetig. Lavant sah ihm wortlos zu, bis plötzlich ein Geräusch von einem der obersten Grabblöcke erklang. Selbst Blue war im ersten Moment nicht sicher, doch dann sah man eindeutig, wie aus dem Leib einer Dolmenwächterin Seidenfäden sprossen. Sie begann, sich zu verpuppen. Lavant griff zu einer Waffe, sah von Blue zu der Wächterin und half seinem Bruder, die Kammer zu füllen.
Bis zum letzten Atemzug
W usstest du es?“, herrschte ich meinen Vater an.
Er wich mir aus. Ich packte sein Handgelenk und drückte es so fest auf die Tischplatte, dass Franklin aufstöhnte. Mein Blick fixierte den seinen und ich las Angst in seinen Augen. Noch nie hatte ich ihn bedroht oder gar angegriffen, aber genau das tat ich jetzt, und es lag nicht in meiner Absicht, nachzugeben oder mich zu entschuldigen.
„Sag mir, was ich wissen will, Vater. Die Zeit der Geheimnisse ist vorbei. Warum willst du diese Leute schützen? Wenn du auf ihrer Seite stehst, sind wir Feinde.“
„Ich schütze sie nicht.“
„Aber du wusstest es. Du wusstest, dass die Lux Sangui und das Magister miteinander verbunden sind.“
„Ja … nein … es war nur eine Ahnung. Vieles sprach dafür, aber es gibt keine Beweise.“
Ich ließ ihn los und stieß schnaubend die Luft aus. „Du hättest es mir sagen müssen. Spätestens, nachdem ich in ihre Schusslinie geraten bin.“
Wenn er gewusst hätte, dass mir das Magister ein Begriff war, hätte er es vielleicht sogar getan. Aber wie konnte er das ahnen? Da musste ich ihm recht geben. Meine Entscheidung war gefallen, als Blue mir sagte, wer das Magister war. Er hatte mir außerdem erzählt, wie er davon erfahren hatte. Es lebe das Zeitalter der Computer.
Das Magister hatte mir und meiner Familie so viel Schaden zugefügt. Ich wollte nicht wissen, wem noch. Der Gedanke an die vielen Zellen unter der Namib, an Bens Zustand, als wir ihn fanden, den Tod meiner Mutter, den Spießrutenlauf der letzten Wochen. Ich hatte die Nase voll. Diese Institution war ein Geschwür in dieser Welt und Geschwüre musste man herausschneiden. Unter Franklins besorgtem Blick wurde ich allmählich ruhiger. Ich setzte mich ihm gegenüber und legte meine Fingerspitzen aneinander.
„Was passiert, wenn das Magister stirbt?“, wollte ich wissen.
„Nun, dann wird ein neues Mitglied in ihre Reihen gewählt. Von ihnen bestimmt“, erklärte Franklin.
„Und wenn alle gleichzeitig sterben?“
Mein Vater lachte über diesen absurden Gedanken, doch als er meine Miene sah, verging es ihm schlagartig, er wurde aschfahl und schien mit einem Mal zu frieren, da er sich über die Arme rieb.
„Dad? Was passiert dann?“ Ich würde nicht eher gehen, bis er die Frage beantwortet hatte.
„Nun, ich denke, dass es dann kein Magister mehr gibt, da niemand außer ihnen weiß, wer dazugehört und sie nur untereinander kommunizieren.“
„Und einfach ein neues zu wählen?“
„Das Magister wurde von sich selbst ins Leben gerufen. Man kann es nicht wählen. Sie bestimmen die Nachfolger selbst, sobald jemand von ihnen stirbt. Nur sie allein entscheiden, wer würdig ist, und das sind wenige. Denn das Magister muss seine Entscheidungen frei von Emotionen treffen, etwas das die meisten von uns nicht könnten.“
Ich lächelte schweigend.
„Mel, das ist nicht dein Ernst, du kannst doch nicht …“
Beruhigend legte ich meine Hand auf seinen Arm. „Es war nur eine Frage, Dad.“ Natürlich glaubte er mir nicht, und natürlich hatte er recht, aber er tröstete sich mit dem Gedanken, dass niemand die Identität des Magisters kannte. Nicht einmal die Leiter der Mutterhäuser. Mein Ansatz war ein anderer. Ich wusste, wie unser Orden funktionierte, wie er arbeitete. Alles wurde dokumentiert und in der großen zentralen Datenbank verwaltet, jederzeit zugänglich für diejenigen, die eine entsprechende Autorisierung besaßen. Es war undenkbar, dass ausgerechnet beim Magister, der höchsten Überwachungsinstanz, darauf verzichtet wurde. Auch dafür gab es mit Sicherheit eine Datei, einen Ordner, ausgestattet mit der
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