Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
schlagen.“
Ich fühlte, dass das nicht alles war. Jedenfalls nicht für die Königin. Ich behielt recht.
„Kaliste und Tizian jedoch sterben selbst dann nicht. Früher hätte es ihnen noch jede Beweglichkeit geraubt, sie zum Schlaf verdammt, in dem sie alles wahrnehmen, was geschieht. Nicht mehr handeln, aber doch nicht sterben können. Ewigkeit kann so grausam sein.“
„Und heute?“
„Verfügen sie über Immunität. Weder Sonnenlicht kann sie verbrennen noch Elektrum sie lähmen. Sie sind beide in gewisser Weise unbesiegbar.“
„Dann gibt es keine Möglichkeit, sie zu töten?“ Wie albern von Kaliste, unter diesen Umständen mit Elektrumkugeln auf ihren Bruder zu schießen. Oder wusste sie es nur nicht besser?
Sein verschlagenes Grinsen zeugte von seinem Triumph, weil er es geschafft hatte, meine Geduld auf die Probe zu stellen und mich zum Versagen zu verführen, indem ich mein Schweigen brach.
„Dachtest du jemals, du könntest es? Vielleicht stimmt es sogar. Du wurdest gut vorbereitet.“
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er damit nicht nur Lucien meinte.
„Sie weiß, wie viel Macht du hast. Und du tätest gut daran, dies nicht zu vergessen. Denn du kannst ihre Macht nicht einmal ansatzweise einschätzen.“
„Was muss ich tun, um ihr Einhalt zu gebieten?“
„Du musst sie töten“, sagte Magotar leichthin. „Was sonst?“
Ja, was sonst? Dafür war ich also hierhergekommen, um verbales Rätselraten mit einem Dämon zu spielen. Göttin,ich hätte auf Lucien hören und einfach angreifen sollen.
„Kann ich sie nun töten oder nicht?“
„Wenn du es nicht kannst, wer dann? Da du ja angeblich die Schicksalskriegerin bist. Der sterbliche Vampir, auf den Tizian so lange gewartet hat.“
„Warum hat er sie eigentlich nicht längst getötet? Er muss doch über dieselben Kräfte verfügen wie sie. Schließlich sind sie Zwillinge.“
„Kaliste ist die Erstgeborene. Kaltblütiger und berechnender. Er könnte sie niemals bezwingen. Dazu kommt noch, dass sie seine Schwester ist und bei aller Furcht vor ihr liebt er sie auch. Er kann ihr nichts tun. Also musste er warten, bis sich die Prophezeiung erfüllt. Er ist sicher, dass du diejenige bist. Und nicht nur er glaubt daran.“
Komm zum Punkt, dachte ich. „Wie töte ich sie?“
„Indem du ihr die Seele raubst. Während du von ihr trinkst, musst du ihre Seele mit der deinen greifen und dir einverleiben. Nur so kannst du ihr ein Ende machen. Du hast das noch nie gemacht. Doch dies ist die einzige Art, wie ein Vampir töten sollte. Keiner von euch beherrscht das. Ihr lebt alle für den kurzen Rausch des Blutes, trinkt sogar, ohne zu töten. Seid weich und verletzlich. Kaliste tötet auf die alte Art. So erlangt sie ihre immerwährende Macht. Indem sie die Seelen und mit ihnen auch die Kraft ihrer Opfer in sich aufnimmt. Keines ihrer Kinder hat das je getan. Und auch Tizian nicht. Denn alle fürchten sich vor dem Abgrund, den es in sich birgt. Nur sie nicht.“
Er lächelte böse und für einen Moment bekam ich Angst. „Doch genau das musst du tun, wenn du über sie siegen willst.“
Konnte ich ihm trauen? Oder schickte er mich in eine Falle? Es klang so leicht, beinah zu leicht.
„Ich gebe dir eine faire Chance, weil ich denke, es ist an der Zeit, dass meine Tochter eine Lektion erteilt bekommt. Aber mach dir nichts vor, ihr Dämon ist stärker als der deine. Ich bin sicher, dass du am Ende nicht gegen sie ankommst. Stell dich darauf ein, zu sterben Melissa. Wenn ich Zweifel hätte, dass du ihr unterliegen wirst, würde ich dir nichts sagen.“
„Und wenn ich doch siege?“
„Wirst du dennoch verlieren. Denn wenn du einmal beim Trinken die Seele genommen hast, wirst du immer auf diese Weise töten. Der sterbliche Vampir – der menschliche Vampir – raubt Seelen.“ Sein Blick wurde düster wie eine Neumondnacht. „Glaubst du wirklich, dass du mit diesem Schmerz leben kannst?“
Ich bemühte mich um äußere Stärke, obwohl ich innerlich fast zusammenbrach. Das hatte Lucien also immer bezweckt, wenn er versuchte, mir meine menschliche Seele zu nehmen. Er wusste, was es bedeutete, wenn ich als Schicksalskriegerin Kaliste vernichten würde. Was es für mich mit sich brachte. Und er wollte, dass ich lebte.
„Danke, Magotar.“
„Wofür?“
„Für deine Hilfe.“
„Ich habe dir nicht geholfen. Ich habe nur dafür gesorgt, dass du noch etwas länger leidest. Jetzt, da du weißt, was dir bevorsteht. Ob du nun gewinnst
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