Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
oder nicht, deine Seele wird auf ewig in der Finsternis brennen. Du wirst alles verlieren, was dir etwas bedeutet. Und du hast nicht einmal die Wahl.“
Ich ging ohne ein weiteres Wort. Doch sein Lachen verfolgte mich noch bis zurück in die sterbliche Welt.
Auf dem Weg zurück zu unserer Wohnung erfüllte mich die Ruhe vor dem Sturm. Ich war tief in Gedanken versunken nach allem, was ich heute erfahren hatte. Und dankbar, dass Blue mich auf dem Heimweg begleitete – es hielt mich davon ab durchzudrehen.
„Mel, wenn du Kaliste besiegst …“, begann er unvermittelt.
Ich wusste, worauf er hinaus wollte. „Du bekommst dein Elektrum, Blue.“ Er schaute mich erstaunt an. „Und wenn ich es nur deshalb tue, damit du weniger Menschen zu psychischen Wracks machst“, setzte ich nach.
„Danke“ meinte er und grinste mich schief an.
„Nichts zu danken. Ich muss meine Meinung über dich wohl revidieren.“
Blue tat es mit einem gleichgültigen Achselzucken ab. „Ich kenne mich. Ist nicht leicht, mir zu trauen.“ Nein, das war es wirklich nicht. „Ich würde mich gern revanchieren. Damit du es nicht umsonst machen musst.“
„Blue, das ist wirklich nicht nötig.“
Sein Ausdruck wurde verschlagen. „Auch dann noch, wenn ich dir sage, dass ich dir deinen ärgsten Feind auf dem Silbertablett liefern würde?“
„Cyron?“, fragte ich und hob zweifelnd die Brauen. „Ich dachte, das hat sich erledigt? Und Kaliste ist leider mein Problem, obwohl ich dir sehr dankbar wäre, wenn du sie übernehmen kannst.“
Er hob ergeben die Hände. „Da muss ich passen, sorry. Aber ich spreche nicht von Cyron.“ Seine Miene ließ nicht erkennen, was in ihm vorging. „Ich rede vom Magister.“
Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich blieb abrupt stehen. Hatte er das wirklich gesagt? „Was weißt du über das Magister?“
„Alles“, erklärte er und machte ein verschwörerisches Gesicht. „Ich sollte mich über Rybing schlaumachen, als ihr in Neuguinea wart. Das hab ich getan und was Interessantes entdeckt. Der Orden der Lux Sangui, die Dämonenjäger. Seine obersten Köpfe sind nichts anderes als das Magister. Die Lux Sangui kontrollieren die Ashera. Seit Langem schon. Und ich denke, dein Vater weiß das auch. Darum hatte er solche Angst um dich.“
Wenn das stimmte, hatte er sich das Elektrum mehr als verdient.
„Rybing hat es rausgekriegt“, erklärte uns Armand, als wir in unserer Wohnung ankamen. „Franklin hat eben angerufen. Blue, du musst untertauchen. Sie machen Jagd auf dich.“
Irgendwie war dem Waffenmeister zu Ohren gekommen, dass Blue ein Dolmenwächter war. Blue wunderte das nicht, er hatte immer damit gerechnet, dass er irgendwann aufflog. Nach der Szene im Kaminzimmer sowieso. Gut möglich, dass Ash oder Maurice dahintersteckten. Es gab aber auch andere Möglichkeiten, wie er es erfahren hatte. So oder so, darüber brauchte sich Blue keine Gedanken mehr zu machen. Er sah mich an und ich nickte noch einmal bestätigend.
Armand blickte uns erwartungsvoll an. Er spürte, dass zwischen Blue und mir Einklang herrschte, und im Gegensatz zu mir vertraute er blind, ohne mich nach Einzelheiten zu fragen, wie ich es bei ihm sonst tat. Aber er musste nicht auf Informationen verzichten, denn ich brauchte ihn jetzt. Keiner war besser geeignet als er bei dem Plan, der anhand von Blues Erkenntnissen in mir reifte.
Wir saßen bis zum frühen Morgen zu dritt beieinander, danach stand fest, wie wir es angehen wollten. Zuerst musste ich mit Franklin reden, denn ein paar Dinge hatte Blue nicht herausfinden können. Aber dann wollten wir losschlagen, oder besser: Der Schlange Magister den Kopf abschlagen.
Es gab ihm ein gutes Gefühl, Melissa über das Magister aufgeklärt zu haben. Eine Hand wusch die andere. Er vertraute ihr und war froh, dass sie ihm nun dasselbe entgegenbrachte. Außerdem brauchte er sich so keine Gedanken mehr darum zu machen, dass seine Identität aufgeflogen war.
Jetzt lag aber noch eine andere Aufgabe vor ihm, die ihn persönlich schmerzte. Er hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommen würde. Natürlich hatten sie sich letzte Nacht Gedanken darum gemacht, inwieweit Rybing diese Anschläge forcierte. Man drehte sich im Kreis, egal, von welcher Seite man die Fakten betrachtete. Bis er aus dem Kreis ausgestiegen war. Das hatte er Mel und Armand aber nicht gesagt. Ihm war etwas bewusst geworden, was er viel zu lange nicht gesehen hatte. Nicht sehen wollte. Aber die
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