Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
damit außer Gefecht gesetzt hast … da gibt es vielleicht eine Möglichkeit, dass du kein Elektrum mehr fürchten brauchst. Auch das weiß ich genau. Wärst du dazu bereit? Ist dir die Sache mit der Schicksalskriegerin wichtig genug?“
Ich zögerte, aber es stand zu viel auf dem Spiel. Vertraue ihm, hatte Armand gefordert. Und du musst jemandem vertrauen, den du kaum kennst, waren Serenas Worte gewesen. Langsam nickte ich.
Wurden wir erwartet? Blöde Frage. Sie konnte es sicher kaum abwarten, mich ins Jenseits zu befördern. Ich konzentrierte mich auf den Ring an meinem Finger. Armand, der nicht von meiner Seite wich, bemerkte es.
„Hätte ich fast vergessen“, sagte er und schob etwas auf meinen anderen Ringfinger. Verwundert betrachtete ich das Juwel.
„Das ist Raphaels Ring.“
Er nickte. „Er hat ihn mir gegeben. Der Dämonenring, wenn alles gut geht. Er ist dann Dein. Vielleicht bringt es ja Glück.“
Zwei Ringe der Nacht in meinem Besitz. Gelang es mir, Kaliste ihren wegzunehmen und die Ringe zu vereinen … Doch was, wenn es andersherum war und sie die Ringe an sich brachte?
„Nein.“ Ich zog ihn wieder herunter und gab ihn zurück. „Behalte du ihn. Wenn ich unterliege, flieh. Bleib nicht bei mir, um ebenfalls zu sterben. Sie darf den Dämonenring nicht vereinen.“
Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Schreck. „Das kannst du nicht verlangen. Ich werde dich nicht allein lassen. Und wenn du stirbst, begleite ich dich in den Tod.“
Es rührte mich, tat aber weh. Unfähig, zu sprechen drückte ich seine Hand und lächelte ihn aufmunternd an.
Je näher wir ihr kamen, umso deutlicher spürten wir ihre Präsenz. Sie verbarg sich nicht länger, daher war es ein Leichtes, sie zu finden. Die Nacht der Entscheidung war da, das wussten wir beide.
Der Höhleneingang lag düster vor uns. Ein gähnendes Maul, das uns verschlingen wollte – es in gewisser Weise tat. Innen empfing uns Kälte und ich dachte daran, dass ihr Hass auf alles und jeden die Wände mit Eis überzog. Armand ließ meine Hand nicht los, ging jeden Schritt mit mir. Wir sprachen kein Wort, wussten auch so genau, was der andere dachte und fühlte.
Ich spürte Kaliste warten. Sie sehnte es herbei, zweifelte nicht an ihrem Sieg. Seltsamerweise zweifelte ich auch nicht mehr an meinem.
Und dann sahen wir sie. Ihre Wächter. In Reih und Glied säumten sie den Weg. Bewegungslos mit starrem Blick. Sie ließen uns vorbei, ohne eine Regung. Dennoch war dies der Moment, in dem mir das Herz bis zum Hals schlug, weil ich damit rechnete, dass einer von ihnen seine Waffe zog. Nur Armands Ruhe gab mir den Mut weiterzugehen. Wir erreichten die Höhle, in der Kaliste auf mich wartete. Und wo Armand und ich uns trennen mussten. Die beiden Wächter kreuzten ihre Waffen vor ihm, ich sah ihm an, dass er es nicht hinnehmen wollte, traute ihm zu, die Ghanagouls mühelos zu überwinden, wenn er es darauf anlegte. Aber ich hielt ihn davon ab.
„Armand, nicht!“
Er sah mich ratlos an. Mit einem stummen Flehen in den Augen, dem ich mich verschloss.
„Lass mich allein gehen. So soll es sein.“
Wenn ich noch eine Sekunde länger in seine Augen sähe, würde er mich ins Wanken bringen. Stiege die Angst in mir auf – nicht zu sterben, sondern ihn zu verlieren. Diese Schwäche konnte ich mir nicht leisten. Ich drehte mich um, wurde von den Wächtern durchgelassen, die ihn sofort zurückdrängten, als er mir folgen wollte.
„Melissa!“, rief er mir nach.
Ich drehte mich nicht um, obwohl es mich all meine Selbstbeherrschung kostete, ich mich lieber in seine Arme geworfen hätte, um dort Schutz zu suchen. Oder meine Lippen auf seine gepresst, für einen letzten Kuss. Dieser kalte Abschied tat weh, mir blieb nur, mich damit zu trösten, dass es keiner sein musste. Ich konnte siegen, ich musste nur daran glauben.
„Du kommst also wirklich, dich deinem Schicksal zu stellen“, begrüßte mich Kaliste.
In ihrer Hand hielt sie die Waffe mit den Elektrumkugeln. Mir rann ein eisiger Schauder über den Rücken, als ich in die Mündung blickte. Sie lachte höhnisch über die Angst in meinen Augen.
„Lass uns nicht lange reden, Melissa. Du bist zum Sterben hier und ich bin bereit, es dir leicht zu machen. Bleib einfach stehen, dann geht es sehr schnell.“
Das hatte sie sich so gedacht. „Such dir jemand anderen als Zielscheibe“, fauchte ich.
Der Knall des ersten Schusses ließ mich zusammenzucken. Weit entfernt hörte ich Armand ein
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