Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
andere ebenso.
Jetzt war ich bereit für Kaliste. Armand aktivierte noch das Zerstörungsprogramm, löschte die Akte, sämtliche virtuellen Pfade, bis wir sicher sein konnten, dass nicht einmal ein verlorenes Byte irgendwo auf diesem Planeten noch vom Magister sprach. Franklin nahm es in die Hand, sich um die Menschen in der Namibwüste zu kümmern, denn ohne das Magister drohte ihnen der Hungertod. Das hätte mein Gewissen nicht mitgemacht.
Um Maurice hatte sich Armand gekümmert, während ich in Rom war.
In der Nacht, bevor ich die Höhle in Skandinavien aufsuchen wollte, erhielt ich unerwartet Besuch von Blue. Seine Augen ruhten nachdenklich auf mir. Er wusste so gut wie ich, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Ich allein konnte Kaliste vernichten. Oder dabei sterben.
„Hier!“, sagte er und reichte mir eine lederne Scheide mit einem Dolch darin. Ich ergriff sie zögernd und spürte sofort die Macht des Elektrums. „Für alle Fälle. Wenn du unterliegst, ist sie vielleicht die letzte Hoffnung. Der Kuss dieser Klinge ist auch für eine Königin tödlich.“
Mein Herz krampfte sich zusammen und meine Kehle war so eng, dass ich nur mühsam schlucken konnte. Er meinte es gut, ein weiterer Beweis, auf wessen Seite er stand. Doch ich konnte das nicht annehmen.
„Ich werde auf keinen Fall etwas mitnehmen, was meinen sicheren Tod bedeutet. Kaliste ist stärker als ich und gerissener. Und sie hat weniger Skrupel. Wenn sie die Klinge in die Hände bekommt, wird sie mich ohne Zögern töten.“
„Dann darf sie sie eben nicht bekommen“, befand Blue und drückte mir den Griff der Waffe erneut in die Hand.
Das Elfenbein verhinderte den direkten Kontakt mit dem Elektrum. Dennoch begann meine Haut augenblicklich zu prickeln.
Sie hat Kugeln, du wenigstens einen Dolch
. Daran hatte ich auch schon gedacht. Dass ich dank der Waffe vielleicht gar nicht nah genug an sie herankam. Es war also Blues schlechtes Gewissen, weswegen er mir den Dolch gab.
„Er wird bei ihr nicht wirken.“
„Woher willst du das wissen?“
„Von Magotar. Er sagte, dass Kaliste und Tizian gegen Elektrum inzwischen ebenso immun sind wie gegen Sonnenlicht.“
Blue lachte ungläubig. „Und das nimmst du ihm ab? Du willst seine Tochter killen. Glaubst du, er verrät dir ihre Schwachstelle?“
Eine berechtigte Frage, die mich verunsicherte. „Na ja, er hat mir ja auch gesagt, wie ich sie töten kann.“
Er schüttelte den Kopf und grinste mich schief an. „Klar hat er das. Weil er weiß, dass es erst gar nicht so weit kommt, wenn du nichts hast, womit du sie genug ausbremsen kannst. Er riskiert nicht, dass du siegst, aber da er weiß, dass du schwächer bist als sie, muss er das auch nicht befürchten, wenn du keinen Trumpf in die Hand bekommst. Und den hat er dir einfach vorenthalten.“
„Ich muss ihr Blut trinken, Blue. Selbst wenn ich Kaliste mit dieser Klinge außer Gefecht setze, könnte ich meine Bestimmung nicht mehr erfüllen und alles wäre verloren. Getränkt mit Elektrum wird ihr Lebenssaft zu purem Gift für mich, das ich nicht trinken kann.“
„Ohne den Einsatz der Waffe wirst du nicht mal in die Lage kommen, es zu versuchen.“
Die Angst, die ich zu unterdrücken versuchte, kroch bei seinen Worten langsam in mir hoch, verhöhnte mich und lachte sich ins Fäustchen, weil ich wusste, dass er recht hatte. Doch was nutzte es mir, dieses Risiko einzugehen? So oder so war ich schon jetzt zum Scheitern verurteilt.
„Wir wissen doch gar nicht, ob es mir helfen würde“, versuchte ich noch einmal, die Waffe abzulehnen, die mir inzwischen körperliche Schmerzen bereitete. Ich wäre gar nicht in der Lage, sie zu führen.
„Ich weiß es“, stellte Blue klar. „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie vor einem Beutel mit Elektrum zurückgewichen ist.“ Er schmunzelte und die Art, wie er mich ansah, gefiel mir nicht. „Aber ich weiß auch noch mehr.“
Ich schluckte. Wollte ich wissen, worauf er anspielte? Nein! Trotzdem hörte ich mich die Frage stellen.
„Du willst doch gewinnen, oder?“ Seine Augen wurden schmal, in ihnen glitzerte es triumphierend, weil er wusste, dass eine begehrte Trophäe in Reichweite lag. Mir wurde so kalt, dass ich glaubte, mich nicht mehr bewegen zu können. Langsam nickte ich. Egal, was kam, ich musste sie besiegen und jede Hilfe ergreifen, wenn sie auch nur ansatzweise Erfolg versprach.
„Dann brauchst du diesen Dolch. Und was die Sache mit ihrem Blut angeht, nachdem du sie
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