Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
verstand nicht, was hier vorging. Donald setzte ein väterliches Lächeln auf.
„Und jetzt, mein Kleiner, bringen wir dich zu deinen Eltern zurück. Möchtest du eine Limonade, bis wir da sind?“
Besser, wenn er das meiste vergaß und seinen Eltern nichts von einer Elfe mit goldenen Augen erzählte, die im Krankenwagen weggebracht wurde.
Seit dem Anschlag war Steven nicht mehr im Leonardo’s gewesen. Lucien hatte die Nachricht überraschend locker aufgenommen. Als Steven heute reinschaute, war der Lord schon wieder dabei, alles renovieren zu lassen, erteilte den Arbeitern Anweisungen und wählte die neue Innenausstattung aus. Er hatte den kleinen, bislang leer stehenden Laden nebenan noch dazugekauft, einen Durchbruch machen lassen und wollte die Bar größer, moderner und schöner in wenigen Wochen wieder eröffnen. Geld spielte keine Rolle und er sah nicht ein, sich von irgendeinem maskierten Witzbold das Geschäft verderben zu lassen.
„Es ist unwahrscheinlich, dass er am gleichen Ort noch mal zuschlägt“, stellte er fest. „Außerdem habe ich neues Sicherheitspersonal eingestellt.“
Steven nickte anerkennend. „Das schafft ein anderes Flair. Hoffentlich lassen sich die Gäste nicht abschrecken.“
Lucien runzelte unwillig die Stirn. „So ein Unsinn. Außerdem wird es künftig auch einen unterirdischen Raum geben, der noch mal zusätzlich gesichert ist. Ich hoffe, dass man mit der Zeit auch durch den Untergrund direkt dort hingelangt.“
Er grinste zufrieden und Steven verschlug es fast die Sprache. „Du verhandelst mit dem PU?“
„Ich bin Geschäftsmann, Steven. Ich verhandle mit jedem, wenn es lohnenswert erscheint.“
Er schluckte und fragte sich augenblicklich, welche Währung Lucien einsetzen mochte, um mit den Leuten aus dem PU ins Geschäft zu kommen. Vor allem, warum er das jetzt plötzlich anstrebte, wo er vor einigen Monaten noch über sie gespottet und gelächelt hatte.
„Was macht dein Job? Wie ich höre, hast du mehr als genug zu tun. Merkwürdige Verletzungen, seltsame Waffen. Das beschränkt sich wohl nicht nur auf meine Bar.“
Lucien war mal wieder über alles im Bilde. „Die Lage spitzt sich zu. Wir wissen kaum noch, wie wir das mit zwei Leuten in der Klinik vertuschen sollen, so viele PSI-Wesen kommen derzeit in die Notaufnahme. Und dann diese Anschläge. Jetzt sind es schon zwei, wo die Waffen uns Rätsel aufgeben.“
„Drei“, korrigierte Lucien.
„Drei?“
Der Älteste schüttelte den Kopf. „Liest du keine Zeitung, Steven? Vor der Wachovia Bank wurde eine Frauniedergeschossen.“
Davon hatte er gehört, es aber nicht mit ihren Fällen in Verbindung gebracht. „Schlimm für den Jungen, mit anzusehen, wie die Mutter erschossen wird.“
Lucien verdrehte die Augen. „Zwischen den Zeilen lesen und die Ohren offen halten. Sonst könnt ihr euch eure armseligen Ermittlungsversuche gleich sparen. Was würdet ihr nur ohne mich machen?“
Er war Luciens Arroganz gewohnt, darum sagte er nichts, sondern hörte nur zu, welche Informationen es gab, die ihm entgangen waren.
„Der Krankenwagen ist in keiner Klinik angekommen, denn ein Opfer mit solch einer Verletzung wurde an diesem Tag in keinem Computer aufgenommen. Von dem Jungen fehlt ebenfalls jede Spur, außer man blättert ein bisschen durch die Möchtegernsensationsmeldungen. Ein Ehepaar aus Sydney hat seinen vermissten Jungen glücklich wieder in die Arme schließen können, nachdem er sich in den Glades verlaufen hatte und ein netter alter Mann ihn beim Fischen wiedergefunden hat.“
Steven verstand nicht recht, worauf Lucien hinauswollte.
„Meine Güte, Steven. Was passiert mit einem Jungen, der sich allein in den Glades verläuft? Die Alligatoren stehen auf zarte Happen. Und wer um alles in der Welt fährt zum Fischen in die Glades, wenn das Meer vor der Haustür liegt?“
Steven rieb sich nachdenklich das Kinn. „Wie bist du darauf gekommen? Du rufst doch nicht jeden Tag die Einlieferungsbilanzen sämtlicher Kliniken ab.“
„Durch den Jungen. Das war der Teil, der unmöglich stimmen konnte. Und da zeitgleich auch die Sprache von einem kleinen Sohn und seiner angeschossenen Mutter war, konnte man den Rest kombinieren.“ Lucien kam nah zu Steven herüber, beugte sich zu ihm und durchbohrte ihn förmlich mit seinem flammenden Blick. „Ich weiß immer, was in Miami geschieht, Steven. Das ist meine Stadt und wird es bleiben. Egal, wie viele junge Vampire sich hier niederlassen, Miami gehört
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